Verlagerung Was wird aus dem Autostandort Deutschland?

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Rahmenbedingungen verbessern

Die Lieblingsautos der Deutschen
Der VW UP der Wolfsburger ist in der Mini-Klasse der beliebteste Wagen. Insgesamt 4490 Mal wurde er im Oktober 2012 neu zugelassen - eine Steigerung um 8,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Von Januar bis Oktober wurden insgesamt bislang 24.719 Wagen verkauft. Quelle: Volkswagen
6.853 Wagen des VW Polo wurden in diesem Jahr im Oktober verkauft. Im Vergleich zum Oktober 2011 macht das einen Anstieg von 5,8 Prozent aus. In den vergangenen zehn Monaten wurden insgesamt 65.894 Exemplare des Kleinwagens an den Mann gebracht. Quelle: dpa
VW Golf und Jetta sind unangefochten die beliebtesten Autos in der Kompaktklasse mit 21.957 neuzugelassen Wagen im Oktober. In dieser Klasse hält VW einen Marktanteil von 34 Prozent. Insgesamt wurden zwischen Januar und Oktober 209.010 Golfs und Jettas verkauft - damit sind sie meistverkauften Automodelle in Deutschland. Quelle: dpa
Der Gewinner in der Mittelklasse heißt VW Passat. Insgesamt 8.204 Autos wurden davon im Oktober verkauft - ein Rückgang um 4,2 Prozent gegenüber Vorjahr. Im gesamten Jahr wurden bisher fast 75.000 Passat verkauft.
In der oberen Mittelklasse überzeugte der 5er BMW am meisten Kunden. Er wurde im Oktober 3.817 Mal verkauft - und damit 20 Prozent weniger als im Oktober 2011. Insgesamt schlug BMW das Modell in diesem Jahr bisher fast 40.000 Mal los. Quelle: dpa
Der BMW 7er war im Oktober das Lieblingsauto der Deutschen in der Oberklasse (423 Neuzulassungen). Gegenüber dem Vorjahr legte der 7er nochmal um fast 18 Prozent zu. Insgesamt konnte BMW in Deutschland bis Ende Oktober 3.447 Modelle dieses Typs verkaufen. Quelle: BMW
GeländewagenDer VW Tiguan ist die Nummer eins unter den SUV mit 5.147 verkauften Modellen im Oktober. Damit legt das VW-Modell gegenüber Vorjahr um mehr als 43 Prozent zu. In diesem Jahr hat sicher der Tiguan bisher fast 47.000 Mal verkauft.

Die Energiekosten steigen weiter stark an. Das trifft vor allem die Zulieferer in der Metallindustrie. Die Standortkosten schießen gegenüber Ost- und Südeuropa, Asien und Südamerika so in die Höhe, dass die Hersteller ihre Kapazitäten nach unten anpassen. Heymann rechnet dafür mit rund 25 Prozent Wahrscheinlichkeit. Es ist also nicht völlig aus der Luft gegriffen, dass es mit für die dem Standort abwärts geht. "Politik und Industrie dürften sich nicht auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen", mahnt Heymann. „Gerade Berlin muss darauf achten, Rahmenbedingungen zu schaffen, dass man auch in Zukunft noch gerne Autos in Deutschland baut.“ Die Rente mit 63 sieht er kritisch. "Sie schmälert das Fachkräftepotenzial. Bessere wäre es (…) ältere Menschen produktiv in den Wertschöpfungsprozess einzubinden.“ Die Gefahr, Know-how zu verlieren, sei zu groß.

Den Status quo aufrecht erhalten

Für am wahrscheinlichsten hält Heymann jedoch Szenario Nummer drei: Stagnation. Die Märkte in Westeuropa ziehen wieder an, das genügt um die deutschen Werke auszulasten, die immer weniger nach China oder in die USA exportieren. Außerdem werden aus Deutschland kleinere Wachstumsmärkte etwa in der ASEAN-Region beliefert.

Entwicklung der Auto-Produktionsvolumen je Land von 2004 bis 2018 (zum Vergrößern bitte anklicken).

Mario Franjičević beim internationalen Marktforschungsinstituts IHS Automotive geht davon aus, dass in Deutschland 2018 etwa 5,9 Millionen Autos vom Band rollen – gut 300.000 mehr als im Jahr 2014. Damit stünde Deutschland im Vergleich zu Spanien, Italien und Großbritannien sehr gut da. Nur für Frankreich geht der Analyst mit einem Plus von gut 400.000 Stück von einem größeren Wachstum aus. Allerdings erreicht damit Frankreich mit 2,2 Millionen Autos nicht einmal die Hälfte des deutschen Niveaus. Hoffnung für den Standort Deutschland hat er mittel- bis langfristig aus drei Gründen:

1. Die deutschen Premiumhersteller wachsen schneller als die Automobilbranche im Durchschnitt, damit bleibt auch für den Standort Deutschland immer noch etwas hängen.

2. "Made in Germany" und "engineered in Germany" sind das Aushängeschild der deutschen Premiumautobauer. Wer glaubwürdig bleiben will, darf seine Basis nicht vernachlässigen.

3. Plattformstrategien machen die Produktion weltweit flexibler. Um Exportlücken schnell schließen zu können, werden auch in Zukunft in deutschen Werken Modelle für den weltweiten Export gebaut werden.

Das Zünglein an der Waage sind für Franjičević  die Zulieferer. Für sie steigt der Wettbewerbsdruck. Seit einiger Zeit interessieren auch japanische Konkurrenten für den deutschen Markt. Und schon heute sind es die Zulieferer die große finanzielle Vorleistungen schultern, um die Innovationen der Hersteller zu ermöglichen. Einen noch höheren Wettbewerb- und Internationalisierungsdruck werden manche nicht aushalten, fürchtet der Analyst. Branchenexperte Bratzel: „Gerade kleinere mittelständische Zulieferer können nicht so internationalisieren wie große OEMs. Damit besteht die Gefahr, dass die Innovationsverflechtungen nach und nach ausgehöhlt werden.“ Und „Made in Germany“?

Noch ist das Label für Kunden vor allem in China wichtig. Ob es 2025 dieselbe Strahlkraft besitzt? Gut möglich, dass dann andere Werte zählen.

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