Volkswagen hat zu Jahresbeginn einen Gewinnrückgang verbucht. Das operative Ergebnis sank ohne positive Sondereffekte auf 3,1 Milliarden Euro, wie der vom Abgasskandal erschütterte Wolfsburger Konzern am Dienstag mitteilte. Vor Jahresfrist hatten 3,3 Milliarden Euro zu Buche gestanden. Unterm Strich sackte das Ergebnis für die Aktionäre im ersten Quartal um rund ein Fünftel auf 2,3 Milliarden Euro ab. Der Konzernumsatz lag bei 51 Milliarden Euro, 3,4 Prozent weniger als zum Jahresauftakt 2015.
Die positiven Sondereffekte, die unter anderem durch Wechselkurseffekte bei den für den Abgasskandal gebildeten Rücklagen entstanden sind, belaufen sich auf 300 Millionen Euro. Rechnet man sie zum operativen Ergebnis hinzu, steht mit 3,4 Milliarden Euro sogar ein leichtes Wachstum in der Bilanz. Auf diesen Wert bezieht sich auch die operative Rendite von 6,8 Prozent – ohne die Sondereffekte wäre sie geringer ausgefallen.
Andererseits zeigt ein weiterer Posten, wie präsent die Abgas-Affäre in den Büchern bleibt: Für künftige Anwaltskosten legte Volkswagen im ersten Quartal 200 Millionen Euro mehr zurück.
Wie VW im ersten Quartal abgeschnitten hat
Im Auftaktquartal 2016 hat Volkswagen 2,577 Millionen Fahrzeuge abgesetzt – zum ersten Quartal 2015 ein Rückgang von 1,2 Prozent (2,607 Millionen Fahrzeuge).
Zum Stichtag 31. März 2016 haben 613.075 Menschen für VW gearbeitet. Gegenüber dem Jahr 2015 sind das 0,5 Prozent mehr – damals waren es 610.076 Menschen.
In Deutschland sinkt jedoch die Zahl der VW-Mitarbeiter, zuletzt um 800 auf rund 277.900 Stellen. Der Zuwachs kommt aus dem Ausland, wo VW um fast 4.000 Stellen auf 335.200 Jobs zulegte.
Beim Umsatz musste VW im Vergleich zum Vorjahresquartal ein Minus von 3,4 Prozent hinnehmen. Die Umsatzerlöse sanken von 52,735 Milliarden Euro auf aktuell 50,964 Milliarden Euro.
Das operative Ergebnis (Ebit) stieg um 3,4 Prozent auf 3,44 Milliarden Euro – zum Jahresauftakt 2015 waren es noch 3,328 Milliarden Euro. Die operative Rendite stieg von 6,3 auf 6,8 Prozent.
Das Ergebnis nach Steuern ging deutlich zurück – von 2,932 Milliarden Euro im Q1 2015 auf aktuell 2,365 Milliarden Euro. Das entspricht einem Rückgang von 19,3 Prozent.
Die Marke Volkswagen Pkw verzeichnete in den ersten drei Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Volumen- und Umsatzrückgang. Der Umsatz von VW-Pkw sank von 26,3 Milliarden Euro auf 25,1 Milliarden Euro, der Absatz fiel von knapp 1,12 Millionen auf 1,07 Millionen Fahrzeuge. Infolge dessen ging das Operative Ergebnis vor Sondereinflüssen auf 73 (514) Millionen Euro zurück, die operative Marge erreichte im ersten Quartal 0,3 Prozent.
Mit 1,3 Milliarden Euro erreichte Audi annähernd wieder das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen des Vorjahres. Bei einem nahezu stabilen Umsatz sank die operative Marge leicht von 9,7 auf 9,0 Prozent.
Bei Skoda stieg das operative Ergebnis aufgrund positiver Mixeffekte und geringerer Materialkosten um gut 30 Prozent auf 315 (242) Millionen Euro. Die operative Marge legte bei deutlich gestiegenem Umsatz auf 9,3 (7,6) Prozent zu.
Seat verbesserte sein Operatives Ergebnis aufgrund von Kostenoptimierungen auf 54 (33) Millionen Euro. Dies entspricht einer Steigerung der Operativen Rendite auf 2,6 (1,5) Prozent.
Gemessen am operativen Ergebnis ist Bentley im ersten Quartal in die roten Zahlen gerutscht. Statt einem Gewinn von 49 Millionen Euro im Vorjahresquartal steht 2016 ein Minus von 54 Millionen Euro zu Buche. Volkswagen begründet das mit gesunkenen Auslieferungen.
Porsche blieb auch zum Auftakt des laufenden Geschäftsjahres in der Erfolgsspur. Das Operative Ergebnis stieg weiter auf 895 (765) Millionen Euro und damit deutlich überproportional zum Umsatz, der aufgrund eines signifikant höheren Absatzes spürbar zulegte. Die operative Marge kletterte auf 16,6 (15,1) Prozent.
Das operative Ergebnis von Volkswagen Nutzfahrzeuge sank volumenbedingt auf 142 (165) Millionen Euro, die operative Marge ging auf 5,2 (6,1) Prozent zurück. Scania verbuchte einen leichten Anstieg des operativen Ergebnisses auf 244 (237) Millionen Euro und eine stabile operative Marge von 9,6 Prozent. Trotz des anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Umfelds in Südamerika verbesserte MAN Nutzfahrzeuge das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen unter anderem aufgrund des höheren Absatzes in Europa auf 65 (minus 13) Millionen Euro. Bei MAN Power Engineering belief sich das operative Ergebnis auf 48 (52) Millionen Euro.
Die Volkswagen Finanzdienstleistungen konnten ihr operatives Ergebnis deutlich auf 492 (403) Millionen Euro steigern. Insbesondere Volumeneffekte wirkten sich positiv aus.
„Angesichts der vielfältigen Herausforderungen, denen wir aktuell gegenüber stehen, sind wir mit dem Start in das zweifellos anspruchsvolle Geschäftsjahr 2016 insgesamt zufrieden“, wird VW-Chef Matthias Müller in der Mitteilung des Konzerns zitiert. „Es ist uns auch im ersten Quartal gelungen, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Dieselthematik in Grenzen zu halten und unter schwierigen Bedingungen respektable Ergebnisse zu erwirtschaften.“
Die zuletzt gut gelaufenen Aktien des Autobauers fielen am Dienstag um bis zu 4,7 Prozent auf 131,45 Euro und bildeten damit das Dax -Schlusslicht. „Das sind Gewinnmitnahmen“, sagte ein Börsianer. Schließlich sei der Kurs in den vergangenen beiden Monaten um knapp 35 Prozent gestiegen – vier mal so stark wie der deutsche Leitindex.
VW-Kernmarke bleibt das Sorgenkind
Zu den vorgelegten VW-Quartalszahlen äußerten sich Börsianer positiv. „Das operative Ergebnis übertrifft unsere und die Markterwartungen“, schrieb DZ Bank-Analyst Michael Punzet in einem Kommentar. Sein Kollege Heino Ruland vom Brokerhaus ICF verwies zusätzlich auf die Netto-Liquidität – diese sei „mehr als erfreulich“. Er gehe daher davon aus, dass sich die VW-Aktie bis zum Handelsschluss ins Plus vorarbeiten könne.
Die VW-Kernmarke hat jedoch kaum Gewinn abgeworfen. Zwar kehrte das Sorgenkind um Golf und Passat in den ersten drei Monaten mit 73 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) in die schwarzen Zahlen zurück. Doch im Vergleich zum Startquartal des Vorjahres (514 Millionen Euro) brach das Ergebnis um 86 Prozent ein.
Der Umsatz von VW-Pkw sank von 26,3 Milliarden Euro auf 25,1 Milliarden Euro, der Absatz fiel von knapp 1,12 Millionen auf 1,07 Millionen Fahrzeuge. Als eine Erklärung für die Schwächen nennt der VW-Konzern gestiegene Vertriebskosten „im Wesentlichen aufgrund höherer Vermarktungskosten infolge der Abgasthematik“ – also die Ergebnisse des Versuchs, die Absatzzahlen mit hohen Rabatten konstant zu halten.
Der VW-Konzernvorstand
Vorstandsvorsitzender
Markenvorstand Volkswagen-Pkw
Finanzvorstand
China-Geschäft
Beschaffung
Personal und Organisation
Nutzfahrzeuge
Vorstandsvorsitzender Audi AG
Integrität und Recht
Den Ausblick für das laufende Jahr bekräftigte das Management um Konzernchef Matthias Müller. Demnach soll der Konzernumsatz um maximal fünf Prozent sinken. Bei der operativen Rendite peilt Volkswagen einen Wert zwischen fünf und sechs Prozent an. Analyst Frank Schwope von der NordLB mahnt aber vor allem mit Blick auf den wichtigen chinesischen Markt zu Vorsicht: „Wenn die Steuererleichterungen für Autos in China Ende 2016 auslaufen, könnte das Jahr 2017 im Reich der Mitte Sorgen bereiten.“
Im vergangenen Jahr hatte Europas größter Autokonzern wegen Rückstellungen den größten Verlust seiner Geschichte verbucht.