Und was bedeutet das für VW?
„Für den Konzern könnte der Abgang auch ein positives Signal sein“, meint Stefan Bratzel von der Hochschule Bergisch-Gladbach. Schließlich sei das Unternehmen wie die ganze Autobranche in einem radikalen Umbruch zur Elektromobilität und zum autonomen Fahren. Piëch habe von solchen Neuerungen wenig gehalten. Daher sei es gut, wenn jüngere Leute, die mehr Verständnis dafür hätten, an Einfluss gewännen: „Dadurch kommt frisches Blut samt frischen Ideen in die Reihen der Anteilseigner.“
Wie hat der Streit angefangen?
Im Frühjahr 2015 braute sich bei VW hinter den Kulissen – trotz Rekordzahlen – bereits das Unheil zusammen: Im März 2015 spricht Ferdinand Piëch auf dem Genfer Autosalon mit dem damaligen Vorstandschef Winterkorn über die möglichen Diesel-Probleme in den USA. Er will auf die Probleme hingewiesen haben, auf mögliche Manipulationen – und auch den innersten Machtzirkel bei VW, das Präsidium des Aufsichtsrats mit Leuten wie Weil und Osterloh, heißt es in Berichten. Die Kontrolleure weisen diese Anschuldigungen scharf zurück. Der Vorstand prüft Schadenersatzansprüche gegen Piëch.
Dann, im April 2015, folgt das mittlerweile legendäre Zitat Piëchs im „Spiegel“: „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn.“ Der Satz war intern, aber nicht mit der Familien abgesprochen. Die Folge: ein beispielloser Machtkampf. Eine Allianz aus Land, Betriebsrat und Wolfgang Porsche stützt am Ende – zur Überraschung vieler – Winterkorn. Piëch tritt als Aufsichtsratsvorsitzender zurück.
Seitdem ranken sich die Spekulationen über Piëchs Motive. So unter anderem, dass Piëch seine 19 Jahre jüngere Ehefrau Ursula in einer Art dynastischer Erbfolge als Nachfolgerin an der Spitze des Aufsichtsrats durchsetzen möchte, Winterkorn – im späteren Jahresverlauf 2015 über den Abgas-Skandal gestürzt – selbst wollte diesen zentralen Posten.
Es halten sich aber auch Gerüchte, Piëch sei höchst unzufrieden mit der Entwicklung von Volkswagen in den USA gewesen – vor dem Hintergrund der später bekanntgewordenen Diesel-Probleme.
Aber Genaues weiß man nicht, schriftliche Belege darüber soll es nicht geben. Piëch selbst hat sich seit fast zwei Jahren nicht mehr öffentlich geäußert, Interview-Anfragen sind zwecklos.
Mit Material von dpa.