Volkswagen-Betriebsratschef Bernd Osterloh hat den Streit mit VW-Markenchef Herbert Diess über den Umbau der renditeschwachen Hauptmarke abgehakt.
Der Konflikt über die Umsetzung des sogenannten Zukunftspakts sei nun Geschichte, sagte Osterloh dem "Handelsblatt" (Freitagausgabe). "Wir hatten ein richtiges Gewitter und nicht nur einen Platzregen. Aber das führt ja bekanntlich zu einer Verbesserung des Klimas."
Über die Neuausrichtung der schwächelnden Marke Volkswagen war es in den vergangenen Wochen zu einem heftigen Streit mit dem Betriebsrat gekommen. Die Arbeitnehmervertretung hatte Diess vorgeworfen, mit Sparvorhaben über den im November vereinbarten Zukunftspakt hinauszugehen.
Spar- und Sanierungsprogramme bei Volkswagen
Im Jahr des Amtsantritts des späteren VW-Patriarchen Ferdinand Piëch als Vorstandschef steckt der Konzern in einer tiefen Krise. Er produziert im Vergleich mit der globalen Konkurrenz viel zu teuer, es droht die Entlassung von bis zu 30.000 Beschäftigten.
Peter Hartz, von Piëch eingestellter Personalvorstand und späterer Entwickler der Arbeitsmarktreformen der Regierung Schröder, kann den Kahlschlag abwenden. Er führt in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat und der IG Metall unter anderem die Vier-Tage-Woche bei Volkswagen ein - eine Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich. Auch der umstrittene „Kostenkiller“ und Ex-General-Motors-Manager José Ignacio López bringt den verlustreichen Konzern finanziell wieder auf Kurs.
Die Hauptmarke Volkswagen-Pkw fährt chronisch niedrige Erträge ein - eine deutliche Parallele zur heutigen Lage. Nach monatelangen Verhandlungen zum neuen Haustarifvertrag bei VW einigen sich die Parteien auf eine Abkehr von der Vier-Tage-Woche. Als Gegenleistung für die wieder deutlich längeren Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich verlangt die IG Metall vom Unternehmen verbindliche Zusagen für die langfristige Zukunft der sechs westdeutschen Werke.
Nachdem Kernmarken-Chef Wolfgang Bernhard mit Stellenstreichungen und Produktionsverlagerungen gedroht hat, verlässt er den Konzern. VW kann dennoch die Kosten senken und die Wettbewerbsfähigkeit steigern.
Nach Jahren satter Gewinne dümpelt die Marke mit dem VW-Emblem - gemessen an der Marge (Anteil des Gewinns am Umsatz) - im Branchenvergleich erneut vor sich hin. Zugleich muss der Gesamtkonzern die Milliardenlasten des Abgas-Skandals verdauen und sich stärker auf die Zukunftsthemen der Branche konzentrieren.
Der „Zukunftspakt“ soll daher den Spardruck, den Umbau in Richtung E-Mobilität, Digitalisierung und Dienstleistungen sowie das Interesse der Belegschaft an sicheren Jobs und Standorten in die Balance bringen. Nach Monaten des Ringens steht fest: Dies wird nicht ohne Zugeständnisse bei den Jobs gehen. 30.000 Stellen sollen weltweit bis 2020 auslaufen, betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben - stattdessen soll der Abbau etwa über Altersteilzeiten erreicht werden.
Osterloh sieht Volkswagen bei seinem Sparprogramm auf Kurs. "Ich bin sicher, dass wir die Ziele erreichen werden", sagte er der Zeitung. "Wir machen beim Zukunftspakt hervorragende Fortschritte, die die Marke VW in ihrer Ertragskraft nachhaltig stärken." Seiner Einschätzung nach könnte das Einsparziel sogar übertroffen werden.
"Wir haben seit November zusätzliche Maßnahmen gefunden, die wir gemeinsam umsetzen wollen." Ein Stellenabbau sei aber nicht das wesentliche Potenzial. Die Stellschraube bei den Kosten sei unter anderem eine Reduzierung der Variantenvielfalt. Bis zum Jahr 2020 will der Autobauer die Kosten seiner Kernmarke VW um 3,7 Milliarden Euro reduzieren.