Ein Punkt geht an den britischen Fonds TCI . Nach deutlicher Kritik an der Rerformstarre des Wolfsburger Autobauers gibt es nun ein Antwortschreiben aus Wolfsburg. In dem Schreiben, dass der WirtschaftsWoche vorliegt, stimmt VW der Kritik des für aktivistische Kampagnen bekannten Investors teilweise zu. Bei vielen der von TCI angesprochenen Punkte sei man sich einig, schrieb Finanzvorstand Frank Witter in einem Antwortschreiben an TCI. "Volkswagen kann und sollte das profitabelste Unternehmen in der Autowelt sein", heißt es darin.
TCI-Gründer Chris Hohn hatte angeprangert, dass VW zu unflexibel sei und Reformen gefordert. Er hatte insbesondere die hohen Arbeitskosten kritisiert. TCI will erreichen, dass Europas größter Autobauer mehr Geld an seine Aktionäre ausschüttet.
Andere Investoren hatten sich der Kritik von TCI angeschlossen. Für viele stand dabei auch die dominante Stellung der Haupteigner von Volkswagen im Vordergrund. "VW verhält sich nicht wie eine Aktiengesellschaft, sondern wie ein familiengeführtes Unternehmen", kritisierte ein Großaktionär im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Er monierte, dass die Mehrheit der stimmberechtigten Stammaktien bei den Familien Porsche und Piech und dem Land Niedersachen liegt. Die großen Investoren, die vor allem Vorzugsaktien haben, könnten deshalb nur zusehen und warten.
Witter bekräftigte, dass Konzernchef Matthias Müller noch vor der Sommerpause seine neue Strategie bis 2025 präsentieren werde. Kurz danach wolle man deren finanzielle Auswirkungen analysieren, kündigte er an. Auch bei der Kritik an den Managerboni ging VW in dem Schreiben vom 17. Mai auf TCI ein. Das derzeitige Vergütungssystem müsse geändert werden, dies werde Teil der neuen Strategie sein.
TCI schießt nach
In dem zweiseitigen Schreiben wies Witter darauf hin, dass VW-Markenchef Herbert Diess erste Erfolge bei der Senkung der Kosten sowie der Neuausrichtung des Managements aufzuweisen habe. Seine oberste Priorität sei, die Performance der Marke zu steigern. Witter hob dabei die von Diess eingeführte Neuordnung von Entwicklung, Produktion und Vertrieb entlang den Baureihen hervor. Dabei flössen die besten Ideen der Konzerntochter Porsche ein, die in punkto Profitabilität als Vorbild gilt. Zusammen mit dem stärkeren Gewicht der Regionen bei wichtigen Entscheidungen erwarte man sich davon in nächster Zeit eine deutlich höhere Effizienz.
"Wir haben keinen Zweifel, dass unsere finanzielle Leistung verbessert werden muss", betonte Witter. Volkswagen werde beweisen, dass der Konzern weit mehr als nur die Summe seiner zwölf Marken sei. Dies sei man sowohl den Aktionären als auch Kunden und Beschäftigten schuldig.
Als erste Reaktion auf das VW-Schreiben zeigte sich der britische Fonds positiv gestimmt - schoss dann aber sogleich nach. Der für aktivistische Kampagnen bekannte Investor machte deutlich, dass die von VW eingeleiteten Schritte zur Steigerung der Profitabilität nicht ausreichten. Der Konzern könne ohne weiteres vier bis fünf Prozent der Belegschaft durch natürliche Fluktuation abbauen. Dies wären nach Rechnung von TCI bis zu 30.000 der weltweit rund 610.000 Arbeitsplätze. Allein dadurch könne Volkswagen drei Milliarden Euro einsparen. Die Wolfsburger hatten zuvor in einem Schreiben der Kritik an TCI in Teilen zugestimmt.