Volkswagen TCI empfiehlt VW Streichung von 30.000 Jobs

Nachdem der britische Fonds TCI bei Deutschlands größtem Autobauer moniert hatte, VW sei zu unflexibel, gibt es Antwort aus Wolfsburg. Volkswagen stimmt der Kritik von Fonds TCI zu – in Teilen.

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Fonds TCI empfiehlt VW, 30.000 Stellen abzubauen. Quelle: dpa

Ein Punkt geht an den britischen Fonds TCI . Nach deutlicher Kritik an der Rerformstarre des Wolfsburger Autobauers gibt es nun ein Antwortschreiben aus Wolfsburg. In dem Schreiben, dass der WirtschaftsWoche vorliegt, stimmt VW der Kritik des für aktivistische Kampagnen bekannten Investors teilweise zu. Bei vielen der von TCI angesprochenen Punkte sei man sich einig, schrieb Finanzvorstand Frank Witter in einem Antwortschreiben an TCI. "Volkswagen kann und sollte das profitabelste Unternehmen in der Autowelt sein", heißt es darin.

TCI-Gründer Chris Hohn hatte angeprangert, dass VW zu unflexibel sei und Reformen gefordert. Er hatte insbesondere die hohen Arbeitskosten kritisiert. TCI will erreichen, dass Europas größter Autobauer mehr Geld an seine Aktionäre ausschüttet.

Andere Investoren hatten sich der Kritik von TCI angeschlossen. Für viele stand dabei auch die dominante Stellung der Haupteigner von Volkswagen im Vordergrund. "VW verhält sich nicht wie eine Aktiengesellschaft, sondern wie ein familiengeführtes Unternehmen", kritisierte ein Großaktionär im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Er monierte, dass die Mehrheit der stimmberechtigten Stammaktien bei den Familien Porsche und Piech und dem Land Niedersachen liegt. Die großen Investoren, die vor allem Vorzugsaktien haben, könnten deshalb nur zusehen und warten.

Witter bekräftigte, dass Konzernchef Matthias Müller noch vor der Sommerpause seine neue Strategie bis 2025 präsentieren werde. Kurz danach wolle man deren finanzielle Auswirkungen analysieren, kündigte er an. Auch bei der Kritik an den Managerboni ging VW in dem Schreiben vom 17. Mai auf TCI ein. Das derzeitige Vergütungssystem müsse geändert werden, dies werde Teil der neuen Strategie sein.

TCI schießt nach

In dem zweiseitigen Schreiben wies Witter darauf hin, dass VW-Markenchef Herbert Diess erste Erfolge bei der Senkung der Kosten sowie der Neuausrichtung des Managements aufzuweisen habe. Seine oberste Priorität sei, die Performance der Marke zu steigern. Witter hob dabei die von Diess eingeführte Neuordnung von Entwicklung, Produktion und Vertrieb entlang den Baureihen hervor. Dabei flössen die besten Ideen der Konzerntochter Porsche ein, die in punkto Profitabilität als Vorbild gilt. Zusammen mit dem stärkeren Gewicht der Regionen bei wichtigen Entscheidungen erwarte man sich davon in nächster Zeit eine deutlich höhere Effizienz.

Das verdient der VW-Vorstand
VW Quelle: dpa
Matthias Müller - 4,17 Millionen Euro Quelle: AP
Herbert Diess - 7,12 Millionen EuroDer Königstransfer hat sich seinen Wechsel von München nach Wolfsburg gut bezahlen lassen. In seinem ersten halben Jahr in Diensten von VW hat der ehemalige BMW-Spitzenmanager Diess mehr verdient als Konzernchef Müller. Zu seinem Fixgehalt von rund 5,7 Millionen kommt ein Versorgungsaufwand von 312.000 Euro und ein Bonus von 1,13 Millionen Euro. In der Vergütung enthalten ist allerdings eine Wechselprämie von 5 Millionen Euro. Quelle: dpa
Francisco Garcia Sanz - 4,36 Millionen EuroDer alte Hase im VW-Vorstand verdient deutlich weniger als im Vorjahr. Der Einkaufchef kassierte im abgelaufenen Geschäftsjahr ein Fixgehalt von 1,29 Millionen Euro, hinzu kamen Prämien in Höhe von rund 2,26 Millionen Euro und ein Versorgungsaufwand von 816.000 Euro. Quelle: REUTERS
Jochem Heizmann - 3,45 Millionen EuroDas China-Geschäft zeigt sich vom Dieselskandal absolut unbeeindruckt. Auch an China-Vorstand Jochem Heizmann ist der Skandal spurlos vorbeigegangen. 1,2 Millionen kassiert Heizmann als Fixgehalt, hinzu kommen Bonuszahlungen von etwa 2,25 Millionen Euro. Quelle: dpa
Andreas Renschler - 14,91 Millionen EuroMit seinem Wechsel von Daimler zu VW überflügelt Lkw-Vorstand Andreas Renschler sogar seinen ehemaligen Boss Dieter Zetsche beim Einkommen. Durch eine Wechselprämie von 11,5 Millionen Euro schießt sein Fixgehalt auf 12,8 Millionen Euro - und das ohne den Januar. Hinzu kommt ein Bonus von 2,06 Millionen Euro. Damit ist Renschler der Spitzenverdiener im VW-Vorstand. Quelle: AP
Rupert Stadler - 4,1 Millionen Euro Quelle: dpa

"Wir haben keinen Zweifel, dass unsere finanzielle Leistung verbessert werden muss", betonte Witter. Volkswagen werde beweisen, dass der Konzern weit mehr als nur die Summe seiner zwölf Marken sei. Dies sei man sowohl den Aktionären als auch Kunden und Beschäftigten schuldig.

Als erste Reaktion auf das VW-Schreiben zeigte sich der britische Fonds positiv gestimmt - schoss dann aber sogleich nach. Der für aktivistische Kampagnen bekannte Investor machte deutlich, dass die von VW eingeleiteten Schritte zur Steigerung der Profitabilität nicht ausreichten. Der Konzern könne ohne weiteres vier bis fünf Prozent der Belegschaft durch natürliche Fluktuation abbauen. Dies wären nach Rechnung von TCI bis zu 30.000 der weltweit rund 610.000 Arbeitsplätze. Allein dadurch könne Volkswagen drei Milliarden Euro einsparen. Die Wolfsburger hatten zuvor in einem Schreiben der Kritik an TCI in Teilen zugestimmt.

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