Volkswagen VW muss in China aufpassen

Nachdem VW 2015 in China weniger Autos verkauft hat, wollen die Wolfsburger dieses Jahr wieder Gas geben. Statt unbegrenzter Zuversicht ist aber Vorsicht angesagt – der Konzern wird zu abhängig von externen Faktoren.

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Diese Autos kaufen Chinesen am liebsten
Platz 10: VW PassatEin Passat „nur“ auf dem zehnten Platz in der Zulassungsstatistik – in Deutschland undenkbar. Dennoch kann sich der Erfolg der NMS-Version des Passats (New Midsize Sedan), die in den USA und China verkauft wird, sehen lassen: Im ersten Halbjahr kam der Passat in China auf  135.954 Neuzulassungen. Zum Vergleich: In Deutschland kam der Passat, trotz oder wegen des anstehenden Modellwechsels ,in der Statistik von Januar bis Juni hinter dem Golf auf den zweiten Platz – allerdings reichen dafür hierzulande gerade einmal 35.533 Neuzulassungen. Quelle: Presse
Platz 9: Great Wall Haval H6Great Wall Motors gehört zu den größten SUV-Herstellern Chinas. Sein Bestseller ist der Haval H6, teilweise auch Hover H6 genannt. Das Kompakt-SUV ist mit 4,64 Metern etwa so groß wie ein Audi Q5. Mit  143.119 Zulassungen ist der H6 das beliebteste SUV Chinas im ersten Halbjahr 2014. Quelle: Presse
Platz 8: Nissan SylphyAb jetzt folgen nur noch die in China gefragteste Karosserieform – viertürige Stufenheck-Limousinen in allen erdenklichen Größen. Den Anfang macht auf dem achten Rang der Nissan Sylphy, der als Kompakt-Limousine für chinesische Verhältnisse geradezu klein ist. Mit 4,61 Metern ist er in etwa so lang wie hierzulande ein Golf Kombi. Im ersten Halbjahr konnte Nissan 145.214 Sylphys verkaufen. Quelle: Presse
Platz 7: Buick Excelle XTIhnen kommt der Buick Excelle XT irgendwie bekannt vor? Kein Wunder, schließlich ist es ein Opel Astra. Lediglich die Logos außen und innen wurden getauscht, ebenso der verchromte Kühlergrill – Badge-Engineering vom Feinsten. Mit dieser wohl einfachsten Art der „Modellentwicklung“ bringt es die GM-Tochter immerhin auf 147.404 Neuzulassungen. Quelle: Presse
Platz 6: VW JettaJetzt wird es etwas kompliziert: 152.621 Neuzulassungen in China gab es für den VW Jetta. Unter diesem Namen wurde auch in Deutschland jahrelang die viertürige Limousine auf Basis des Golf verkauft. Auf den aktuellen Jetta trifft das nur noch in Teilen zu. Um den Ansprüchen der amerikanischen und chinesischen Kunden zu entsprechen, übernimmt der Jetta von der Plattform des Golf VI zwar zahlreiche Teile, ist aber deutlich länger. Der Jetta wird in China allerdings auch noch unter anderen Modellbezeichnungen verkauft. Quelle: Presse
Platz 5: VW SagitarEin Beispiel dafür ist der VW Sagitar. Er entspricht zwar technisch und weitestgehend auch optisch dem Schwestermodell Jetta, wird aber nicht von VW selbst, sondern von dem Joint Venture FAW-VW zusammen mit First Automotive Works - gebaut. Und dieses formell eigenständige Unternehmen nennt seinen Jetta eben anders. Am Verkaufserfolg ändert sich wenig, der Sagitar kam im ersten Halbjahr auf 155.393 Neuzulassungen. Quelle: Presse
Platz 4: VW SantanaDer seit 2013 gebaute Santana ist eine Eigenentwicklung von Shanghai Volkswagen, speziell für den chinesischen Markt. Damit ist der Santana eines der wenigen VW-Modelle in China, das nicht auf einem bestehenden Fahrzeug basiert. Mit einer Länge von 4,47 Metern gehört der Santana zu den kleineren Limousinen. Er brachte es im ersten Halbjahr auf 161.957 Neuzulassungen. Shanghai Volkswagen ist übrigens ein weiteres VW-Joint Venture aus der Shanghai Automotive Industry Corporation und eben Volkswagen. Quelle: Presse

Volkswagen rechnet in diesem Jahr mit einem Wachstum von rund sechs Prozent auf seinem wichtigsten Markt. „Ich bin ganz optimistisch“, sagte China-Vorstand Jochem Heizmann in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. Trotz der im Vorjahr schlechten Absatzzahlen sei der Profit in China weiter „ordentlich“.

Das klingt zunächst einmal erfreulich, wenn einer der größten Konzerne Deutschlands nach einer kleinen Schwächephase auf einem so wichtigen Markt wieder wächst. China steht immerhin für einen gewaltigen Teil des Umsatzes für die Marke VW. Auch die Auswirkungen des Abgasskandals, der hierzulande seit Monaten die Schlagzeilen bestimmt, seien in China geringer, sagt Heizmann. Ohnehin seien nur wenige importierte Autos betroffen, da China ein Benziner-Land sei.

Fahrzeugproduktion und -absatz in China seit 2008

Wie wichtig China für Wolfsburg inzwischen ist, zeigt sich auch bei den Absatzzahlen für Januar. In Europa, Nord- und Südamerika gingen die Verkäufe teils zweistellig zurück. Dass die Kernmarke VW dennoch knapp im Plus lag, ist nur einem 15-Prozent-Wachstum in China zu verdanken – im Januar wurden sage und schreibe 58,8 Prozent aller Volkswagen im Reich der Mitte verkauft. Das wird Heizmann freuen, seine eigene Leistung ist dieses Absatzplus aber nicht: Steuerermäßigungen für Fahrzeuge mit maximal 1,6 Litern Hubraum haben den gesamten Markt angekurbelt.

VW schiebt wichtige Pläne auf

Solche Effekte wirken aber meist nur kurzfristig – bereits auf Quartalssicht kann das Januar-Plus vergessen sein. Von solchen Regierungsprogrammen darf sich Volkswagen nicht abhängig machen. Stattdessen braucht der Konzern Investitionen und neue Modelle, um die Kunden von sich aus zu überzeugen – und beides wackelt gerade gewaltig.

Die ursprünglichen Pläne, die Investitionen von mehr als vier Milliarden Euro pro Jahr in China vorsehen, ist Wolfsburg trotz der drohenden Kosten des Abgasskandals nicht abgerückt. Die geplante Aufstockung des Anteils an dem Joint Venture mit First Automotive Works wurde aber „aus Liquiditätsgründen“ um zwei bis drei Jahre verschoben.

Ungleich schmerzhafter dürften jedoch die Verzögerungen beim „Budget Car“ genannten Billigauto-Projekt werden. Laut Heizmann laufen die Pläne für das Billigauto „auf Hochtouren“ – angedacht sind für 2018 oder 2019 eine Limousine und zwei SUV, die zwischen 11.000 und 16.000 Euro kosten sollen. Ob die wichtigen Modelle aber wirklich zu diesem Zeitpunkt marktreif sind, ist nach Informationen von „WirtschaftsWoche Online“ alles andere als sicher.

Die Arbeiten an dem Projekt, das bereits seit Jahren aufgeschoben wird, ruhen laut einem Insider derzeit wieder. Der Entwicklungsauftrag sei zwar noch nicht geschlossen, als sogenanntes „Kellerprojekt“ genieße das Budget Car aber keine Priorität mehr – auch wenn öffentlich anders bekundet. Durch erneute Änderungen im Design – es soll um Details an den Lüftungsschlitzen im Innenraum gehen – verzögert sich das Projekt weiter und es entstehen erhebliche Mehrkosten.

Für Heizmann dürften das schlechte Nachrichten sein. Ohne wichtige Modelle in einem Segment, das Volkswagen bislang nicht bedient, und ohne das zusätzliche Mitspracherecht bei den chinesischen Partnern wird es für den China-Vorstand zunehmend schwieriger, das angepeilte Wachstum zu halten. Zumal die goldenen Zeiten zweistelliger Wachstumsraten ohnehin vorbei sind.

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