Volvo Ein Ex-VW-Mann baut am schwedischen Autokrimi

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Trotz allem - "Volvo ist noch verletzlich"

Ein Ölgemälde des Sportwagenklassikers P1800 von 1961 gibt Jacoby in seinem Büro in Göteborg Inspiration.

Nach einem blitzmäßig arrangierten Vorstellungsgespräch bei Li Shufu in Hongkong habe er das Jobangebot gleich angenommen, „aus einem Bauchgefühl heraus und ohne lange die Bücher zu studieren“. Seine in Brasilien geborene Frau sperrte sich nicht gegen den Umzug aus Washington D.C. in den oft so dunklen skandinavischen Norden: Die selbstständige Unternehmensberaterin hatte früher schon in Göteborg gearbeitet. Das neue Heim für die Familie, ein Bungalow auf der Insel Hisingen, wurde nur wenige Wochen später gekauft – per Internet.

Es war eine gute Wahl. Von der Terrasse des Hauses lässt sich bei guter Sicht der Schiffsverkehr vor der Felsenküste beobachten, an warmen Tagen lockt ein Swimmingpool zum Bad. Doch bislang hatte Jacoby kaum Zeit, zusammen mit seinem bald drei Jahre alten Sohn Alexander im Wasser zu tollen oder in der mit allen Schikanen ausgestatteten Küche zu kochen. Wichtiger ist für ihn, die acht Kilometer entfernte Volvo- City nach 10-minütiger Autofahrt zu erreichen. Denn Volvo steckt in einer schwierigen Übergangsphase, ist noch nicht über den Berg. „Wir sind immer noch sehr verletzlich“, weiß Jacoby.

Volvo muss neue Modelle aus dem Cash-Flow finanzieren

Die Rückkehr in die Gewinnzone verdankt das Unternehmen vor allem drei Autos der Baureihe 60: dem kompakten Geländewagen XC60, dem Sportkombi V60 und der Limousine S60, die sich derzeit alle sehr gut verkaufen. Der Verkauf der Oberklasse-Limousine S80 hingegen schwächelt ebenso wie der Absatz des Kompaktautos C30. Und ob sich die ehrgeizigen Wachstumspläne von Volvo bei der Unsicherheit des chinesischen Markts und der EU-Schuldenkrise halten lassen, ist derzeit mehr als ungewiss.

Gewiss, das Unternehmen steht wieder auf eigenen Beinen. Aber die Knie sind nach dem langen Aufenthalt in der Krankenstation noch wackelig. Immerhin: Der neue Eigner Geely gibt Halt und öffnet Türen auf dem chinesischen Markt: 2011 hat Volvo hier über 47 000 Autos abgesetzt – schon in drei Jahren sollen es 200 000 sein. »

Aber neue Modelle und Werke muss Volvo aus dem Cash-Flow finanzieren. Und der Investitionsstau ist groß: Ford hatte in den vergangenen Jahren nicht mehr viel in die schwedische Tochter investiert, lassen Volvo-Manager durchblicken. Umso mehr muss nun fließen – umgerechnet 1,9 Milliarden Euro waren es seit der Übernahme durch Geely. Weitere 6,8 Milliarden Euro sollen bis 2017 lockergemacht werden: für ein neues Motorenwerk, Forschung und ein großes „Technologie-Upgrade“, wie es Chairman Li im Gespräch mit der WirtschaftsWoche formuliert. „Wir wollen Volvo revitalisieren und der Marke ihre Stärke wiedergeben.“

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