Ursprünglich sollte der Rückruf des Passats im Dieselskandal bei Volkswagen bereits Ende Februar beginnen. Doch daraus wurde nichts, weil das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) den Wolfsburgern die Freigabe für die technischen Umbauten verweigert hatte. Mit rund drei Monaten Verzögerung ist diese Freigabe nun eingetroffen, wie Volkswagen am Freitagmittag mitteilte.
Betroffen von der aktuellen Welle des Rückrufs sind insgesamt 800.000 Fahrzeuge des Volumenmodells Passat und den technisch verwandten Baureihen CC und Eos mit der 2,0-Liter-Variante des Skandalmotors EA189. VW spricht davon, dass die betroffenen Fahrzeuge nun schnellstmöglich in die Werkstätten gerufen werden sollen.
„Mit dem Start der Umrüstung für die Modelle Passat, CC und Eos ist eine große Anzahl an Fahrzeugen verbunden, die nun in die Werkstätten kommen werden“, sagt Jürgen Stackmann, Vertriebsvorstand der Marke VW. „Ich freue mich, dass für mehr als 800.000 unserer Kunden die Umrüstung der betroffenen Fahrzeuge jetzt beginnen kann. Unsere Handels- und Servicepartner sind gut auf den Besuch vorbereitet.“
Wie VW im ersten Quartal abgeschnitten hat
Im Auftaktquartal 2016 hat Volkswagen 2,577 Millionen Fahrzeuge abgesetzt – zum ersten Quartal 2015 ein Rückgang von 1,2 Prozent (2,607 Millionen Fahrzeuge).
Zum Stichtag 31. März 2016 haben 613.075 Menschen für VW gearbeitet. Gegenüber dem Jahr 2015 sind das 0,5 Prozent mehr – damals waren es 610.076 Menschen.
In Deutschland sinkt jedoch die Zahl der VW-Mitarbeiter, zuletzt um 800 auf rund 277.900 Stellen. Der Zuwachs kommt aus dem Ausland, wo VW um fast 4.000 Stellen auf 335.200 Jobs zulegte.
Beim Umsatz musste VW im Vergleich zum Vorjahresquartal ein Minus von 3,4 Prozent hinnehmen. Die Umsatzerlöse sanken von 52,735 Milliarden Euro auf aktuell 50,964 Milliarden Euro.
Das operative Ergebnis (Ebit) stieg um 3,4 Prozent auf 3,44 Milliarden Euro – zum Jahresauftakt 2015 waren es noch 3,328 Milliarden Euro. Die operative Rendite stieg von 6,3 auf 6,8 Prozent.
Das Ergebnis nach Steuern ging deutlich zurück – von 2,932 Milliarden Euro im Q1 2015 auf aktuell 2,365 Milliarden Euro. Das entspricht einem Rückgang von 19,3 Prozent.
Die Marke Volkswagen Pkw verzeichnete in den ersten drei Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Volumen- und Umsatzrückgang. Der Umsatz von VW-Pkw sank von 26,3 Milliarden Euro auf 25,1 Milliarden Euro, der Absatz fiel von knapp 1,12 Millionen auf 1,07 Millionen Fahrzeuge. Infolge dessen ging das Operative Ergebnis vor Sondereinflüssen auf 73 (514) Millionen Euro zurück, die operative Marge erreichte im ersten Quartal 0,3 Prozent.
Mit 1,3 Milliarden Euro erreichte Audi annähernd wieder das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen des Vorjahres. Bei einem nahezu stabilen Umsatz sank die operative Marge leicht von 9,7 auf 9,0 Prozent.
Bei Skoda stieg das operative Ergebnis aufgrund positiver Mixeffekte und geringerer Materialkosten um gut 30 Prozent auf 315 (242) Millionen Euro. Die operative Marge legte bei deutlich gestiegenem Umsatz auf 9,3 (7,6) Prozent zu.
Seat verbesserte sein Operatives Ergebnis aufgrund von Kostenoptimierungen auf 54 (33) Millionen Euro. Dies entspricht einer Steigerung der Operativen Rendite auf 2,6 (1,5) Prozent.
Gemessen am operativen Ergebnis ist Bentley im ersten Quartal in die roten Zahlen gerutscht. Statt einem Gewinn von 49 Millionen Euro im Vorjahresquartal steht 2016 ein Minus von 54 Millionen Euro zu Buche. Volkswagen begründet das mit gesunkenen Auslieferungen.
Porsche blieb auch zum Auftakt des laufenden Geschäftsjahres in der Erfolgsspur. Das Operative Ergebnis stieg weiter auf 895 (765) Millionen Euro und damit deutlich überproportional zum Umsatz, der aufgrund eines signifikant höheren Absatzes spürbar zulegte. Die operative Marge kletterte auf 16,6 (15,1) Prozent.
Das operative Ergebnis von Volkswagen Nutzfahrzeuge sank volumenbedingt auf 142 (165) Millionen Euro, die operative Marge ging auf 5,2 (6,1) Prozent zurück. Scania verbuchte einen leichten Anstieg des operativen Ergebnisses auf 244 (237) Millionen Euro und eine stabile operative Marge von 9,6 Prozent. Trotz des anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Umfelds in Südamerika verbesserte MAN Nutzfahrzeuge das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen unter anderem aufgrund des höheren Absatzes in Europa auf 65 (minus 13) Millionen Euro. Bei MAN Power Engineering belief sich das operative Ergebnis auf 48 (52) Millionen Euro.
Die Volkswagen Finanzdienstleistungen konnten ihr operatives Ergebnis deutlich auf 492 (403) Millionen Euro steigern. Insbesondere Volumeneffekte wirkten sich positiv aus.
In Deutschland erfolgt die Information der Kunden in einem zweistufigen Verfahren. Alle betroffenen Halter wurden von Volkswagen in der ersten Stufe bereits durch ein mit dem KBA abgestimmtes Schreiben benachrichtigt, dass ihr Fahrzeug von der Umrüstaktion betroffen ist. Im einem zweiten Schreiben werden die Kunden dann gebeten, einen Termin mit einem Volkswagen-Händler zu vereinbaren.
Zu den Gründen für die Verzögerung hatten sich weder das KBA noch der Konzern offiziell geäußert. Dem Vernehmen nach gab es bei den ersten Tests im Februar Probleme mit zu niedrigen Außentemperaturen, zudem wurde offenbar ein leichter Mehrverbrauch mit der neuen Motorsoftware festgestellt. Bedingung war aber, dass die Autos nach dem Rückruf dieselben Eigenschaften in Sachen Leistung, Fahrbarkeit und Verbrauch haben – bei verringertem Schadstoffausstoß.
Wegen der lange fehlenden Freigabe für den Passat hatte Volkswagen zunächst den Rückruf einer Golf-Variante (2,0-Liter-Diesel mit Handschaltung) vorgezogen. Die große Masse des weltweit meistverkauften VW-Modells mit der Betrugssoftware muss weiter auf den Rückruf warten. Volkswagen selbst geht inzwischen davon aus, „zeitnah“ die Freigabe für die weiteren Zwei-Liter-Varianten zu erhalten. Der für das zweite Quartal vorgeplante Rückruf der 1,2-Liter-Motoren wird sich damit aber weiter hinausschieben.
Nachdem im vergangenen September der weltweite Abgas-Skandal bei Volkswagen bekannt geworden war, hatten die Wolfsburger 2016 zum „Jahr des Rückrufs“ ausgerufen. Doch der Rückrufplan ist in den ersten Monaten alles andere als glatt verlaufen.
Die große Masse der weltweit mehr als elf Millionen Diesel-Fahrzeuge – davon rund 2,5 Millionen in Deutschland – muss weiter auf eine Freigabe warten. Ende April hatte auch VW-Chef Matthias Müller erstmals offiziell Probleme beim Rückruf eingeräumt: „Wir sind damit noch nicht so weit, wie wir es gerne wären.“
Zahlen nannte Müller aber nicht. Nach Informationen aus Konzernkreisen bezifferte VW intern den Verzug zwischenzeitlich bereits auf rund 250.000 Fahrzeuge. Müller schloss deshalb auch nicht aus, dass der Rückruf nicht wie angekündigt im laufenden Jahr abgeschlossen werden kann.
In Europa dauert die Software-Umrüstung für die 2,0- und 1,2-Liter-Maschinen laut VW rund 30 Minuten. Bei den 1,6-Liter-Motoren muss zudem ein neues Bauteil eingesetzt werden, weshalb die Umrüstung hier rund eine Stunde in Anspruch nehmen soll.