VW-Abgas-Skandal Der Passat darf endlich in die Werkstatt

Wegen Unstimmigkeiten hatte das Kraftfahrt-Bundesamt dem Abgas-Rückruf des VW Passat bislang die Freigabe verweigert. Das ist ausgeräumt: Insgesamt 800.000 Passat, CC und Eos dürfen nun endlich in die Werkstätten.

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Nach langem Warten werden jetzt auch Passat-Fahrer über den Rückruf informiert. Quelle: dpa

Ursprünglich sollte der Rückruf des Passats im Dieselskandal bei Volkswagen bereits Ende Februar beginnen. Doch daraus wurde nichts, weil das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) den Wolfsburgern die Freigabe für die technischen Umbauten verweigert hatte. Mit rund drei Monaten Verzögerung ist diese Freigabe nun eingetroffen, wie Volkswagen am Freitagmittag mitteilte.

Betroffen von der aktuellen Welle des Rückrufs sind insgesamt 800.000 Fahrzeuge des Volumenmodells Passat und den technisch verwandten Baureihen CC und Eos mit der 2,0-Liter-Variante des Skandalmotors EA189. VW spricht davon, dass die betroffenen Fahrzeuge nun schnellstmöglich in die Werkstätten gerufen werden sollen.

„Mit dem Start der Umrüstung für die Modelle Passat, CC und Eos ist eine große Anzahl an Fahrzeugen verbunden, die nun in die Werkstätten kommen werden“, sagt Jürgen Stackmann, Vertriebsvorstand der Marke VW. „Ich freue mich, dass für mehr als 800.000 unserer Kunden die Umrüstung der betroffenen Fahrzeuge jetzt beginnen kann. Unsere Handels- und Servicepartner sind gut auf den Besuch vorbereitet.“

Wie VW im ersten Quartal abgeschnitten hat

In Deutschland erfolgt die Information der Kunden in einem zweistufigen Verfahren. Alle betroffenen Halter wurden von Volkswagen in der ersten Stufe bereits durch ein mit dem KBA abgestimmtes Schreiben benachrichtigt, dass ihr Fahrzeug von der Umrüstaktion betroffen ist. Im einem zweiten Schreiben werden die Kunden dann gebeten, einen Termin mit einem Volkswagen-Händler zu vereinbaren.

Zu den Gründen für die Verzögerung hatten sich weder das KBA noch der Konzern offiziell geäußert. Dem Vernehmen nach gab es bei den ersten Tests im Februar Probleme mit zu niedrigen Außentemperaturen, zudem wurde offenbar ein leichter Mehrverbrauch mit der neuen Motorsoftware festgestellt. Bedingung war aber, dass die Autos nach dem Rückruf dieselben Eigenschaften in Sachen Leistung, Fahrbarkeit und Verbrauch haben – bei verringertem Schadstoffausstoß.

Wegen der lange fehlenden Freigabe für den Passat hatte Volkswagen zunächst den Rückruf einer Golf-Variante (2,0-Liter-Diesel mit Handschaltung) vorgezogen. Die große Masse des weltweit meistverkauften VW-Modells mit der Betrugssoftware muss weiter auf den Rückruf warten. Volkswagen selbst geht inzwischen davon aus, „zeitnah“ die Freigabe für die weiteren Zwei-Liter-Varianten zu erhalten. Der für das zweite Quartal vorgeplante Rückruf der 1,2-Liter-Motoren wird sich damit aber weiter hinausschieben.

Nachdem im vergangenen September der weltweite Abgas-Skandal bei Volkswagen bekannt geworden war, hatten die Wolfsburger 2016 zum „Jahr des Rückrufs“ ausgerufen. Doch der Rückrufplan ist in den ersten Monaten alles andere als glatt verlaufen.

Die große Masse der weltweit mehr als elf Millionen Diesel-Fahrzeuge – davon rund 2,5 Millionen in Deutschland – muss weiter auf eine Freigabe warten. Ende April hatte auch VW-Chef Matthias Müller erstmals offiziell Probleme beim Rückruf eingeräumt: „Wir sind damit noch nicht so weit, wie wir es gerne wären.“

Zahlen nannte Müller aber nicht. Nach Informationen aus Konzernkreisen bezifferte VW intern den Verzug zwischenzeitlich bereits auf rund 250.000 Fahrzeuge. Müller schloss deshalb auch nicht aus, dass der Rückruf nicht wie angekündigt im laufenden Jahr abgeschlossen werden kann.

In Europa dauert die Software-Umrüstung für die 2,0- und 1,2-Liter-Maschinen laut VW rund 30 Minuten. Bei den 1,6-Liter-Motoren muss zudem ein neues Bauteil eingesetzt werden, weshalb die Umrüstung hier rund eine Stunde in Anspruch nehmen soll.



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