VW-Abgas-Skandal „Mit Werbeslogans lässt sich die Krise nicht bewältigen“

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"Profit wird VW daraus nicht schlagen können"

Diskussionen über die Höhe der Boni für den Vorstand sind da wohl wenig hilfreich.
Genauso wie die unterschiedlichen Kundenentschädigungen und die andauernde Unklarheit über die Mitwisserschaft von noch aktiven Managern.

Wie bewerten Sie in Anbetracht dessen Werbebotschaften wie: „Es geht um mehr als ein Auto, es geht darum Versprechen zu halten“, die VW nach Bekanntwerden des Skandals lancierte?
Solche Werbeslogans sind weiter nichts als ein Versprechen für die Zukunft – so wird die Krise nicht bewältigt. Vertrauen entsteht durch gehaltene und nicht durch abgegebene Versprechen.

Gibt es aus ihrer Sicht irgendwelche vergleichbaren Skandale, von denen VW lernen kann? Andere Autobauer haben mit Todesfällen zu kämpfen gehabt – ob defekter Airbags oder Bremsen.
Das sind jeweils völlig unterschiedliche Fälle. Dabei ging es um technisches Versagen – bei VW hat es eine andere Dimension, es geht um Vertrauensmissbrauch, um das Entkoppeln von Unternehmens- und Kundeninteressen. VW scheint sich aufgrund seiner Machtposition nicht mehr dem Kunden verpflichtet zu fühlen. Doch das ist das, was VW zu einem der erfolgreichsten Automobilkonzerne der Welt gemacht hat.

Nutzt es VW, dass nun bekannt wurde, dass auch andere deutsche Hersteller problematische Abgaswerte haben?
Das bezweifle ich. Die Probleme der anderen Hersteller machen die Krise für VW nicht schlimmer, beschädigen aber weiter die Marke „Made in Germany“. Profit wird VW daraus nicht schlagen können.

Was bei der Rückruf-Aktion auf VW-Besitzer zukommen könnte

Glauben Sie, die Marke VW wird noch einmal zu ihrem alten Glanz zurückfinden können?
Das glaube ich durchaus. Aber dafür muss das Management erst einmal verstehen, dass es nicht nur die Aufgabe der Kommunikationsabteilung ist, die Reputation wiederherzustellen. Slogans wie der von Ihnen zitierte helfen nicht. Die Glaubwürdigkeit kehrt nur zurück, wenn jeder im Unternehmen versteht, dass er eine Außenwirkung hat, dass er Teil des Marketings ist. Jeder Manager, jeder im Aufsichtsrat, jeder Mitarbeiter – egal ob er in der Produktion verantwortlich ist oder Finanzkennzahlen veröffentlicht. Sie alle müssen deutlich machen, dass der Kunde im Mittelpunkt des Handelns steht. Die Signale, die aktuell nach Außen gehen, sprechen nicht dafür.

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