VW-Abgas-Skandal Vorstand will wohl auf Teil der Boni verzichten

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Tarifarbeiter sollen „Anerkennungsprämie“ erhalten

Die 120.000 Beschäftigten im VW-Haustarif haben wegen roter Zahlen bei der Kernmarke keinen Anspruch auf ihre Erfolgsbeteiligung. Sie sollen aber alternativ eine geringere „Anerkennungsprämie“ erhalten.

Um zumindest diese Baustelle ein wenig zu beruhigen, hat niemand Geringeres als Konzernchef Matthias Müller die Standortsicherung zur Chefsache gemacht. Von den Verhandlungen zum „Zukunftspakt“ erhofft sich der Betriebsrat verbindliche Zusagen für die kommenden Jahre.

Die Arbeiternehmerseite fürchtet bislang, dass VW-Markenchef Herbert Diess die Abgas-Krise nutzt, um bei Stellen, Produkten, Budgets und schlussendlich sogar Standorten die Axt anzulegen. Es ist ein weiterer Nebenkriegsschauplatz mit viel Sprengstoff auf unbestimmte Zeit für Müller inmitten der Abgas-Krise.

Bei den Boni sehen Branchenkenner mehr als nur einen Streit um das rechte Maß in der Krise. „Das ist ein absolutes Symptom dafür, dass die Lage noch nicht stimmt“, sagt Stefan Bratzel, der an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach unter anderem zu Managementaspekten der Autoindustrie forscht. „Boni wie bisher wären ein falsches Signal. Jeder muss Abstriche machen.“ Das gelte auch für die Anerkennungsprämie bei den Tarifmitarbeitern.

Die Debatte zeige, „wie hochkritisch es derzeit bei Volkswagen zugeht“. Einerseits sei der alte Dreierbund gestorben: Er bestand aus dem Konzern- und VW-Markenboss Winterkorn, dem VW-Patriarchen und Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch sowie dem VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh. Nur Letzterer ist noch geblieben. Andererseits wachse der Konzern nicht mehr. Der Absatz ist schon seit längerem rückläufig.

„Das macht das ganze Gebilde VW sehr labil“, sagt Bratzel. Dass die zwei bisher eher passiven Großaktionäre Niedersachsen und Katar auf einmal stärker mitmischten, mache die Lage nicht einfacher. „Wenn sich die Uneinigkeit nicht legt, ist das eine dramatische Situation.“

Sein Kollege Ferdinand Dudenhöffer, Chef der Branchenwissenschaftler an der Uni Duisburg-Essen, geht noch einen Schritt weiter: „VW ist gefangen in seiner Gesellschafterstruktur.“ Betriebsrat und Land blockierten „in einer Art „unheiligen“ Allianz“ nötige Einschnitte.

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