VW-Abgas-Skandal So haben VW-Manager ihren Betrug vertuscht

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Vernichtung von Beweisen

Besonders schwerwiegend ist der Vorwurf der Beweisvernichtung: Als Ende August 2015 der Betrug de facto nicht mehr zu leugnen war, schickte die Rechtsabteilung von Volkswagen Group of America eine sogenannte „Ligitation hold notice“ nach Wolfsburg – danach dürfen keine Unterlagen mehr vernichtet werden. Spätestens am 1. September sollen alle betroffenen Mitarbeiter in Wolfsburg informiert gewesen sein, keine Unterlagen über die Emissionszertifikate der Modelljahre 2009-2016 der 2.0-TDI-Fahrzeuge von VW und Audi mehr zu vernichten.

Trotz der Anweisung sollen an diesem Tag mindestens zwei VW-Mitarbeiter eine andere Firma (in den Unterlagen ist von „Company A“ die Rede) kontaktiert und dort die Löschung der US-Dokumente gefordert haben. Zudem soll auf Anweisung eines hohen Mitarbeiters der Assistent eines anderen Mitarbeiters in dessen Büro eine Festplatte gesucht und später vernichtet haben. Auf dieser Festplatte sollen belastende Emails des hohen Mitarbeiters gespeichert gewesen sein.

Zudem soll Mitte September ein Team von 30 bis 40 Mitarbeitern massenhaft Daten und Dokumente vernichtet haben – sowohl bei VW als auch bei Audi. Einige der gelöschten Dokumente sollen aber von der internen Untersuchung wieder hergestellt worden sein.

Diese Abfolge der Ereignisse, die die US-Justiz in der Strafanzeige darstellt, dürfte den Richtern nicht gefallen. Der Betrug war nicht nur das Werk jener zwei leitenden Ingenieure und ihren Untergebenen im Jahr 2006, sondern eine Kette von Vertuschungen, Geheimhaltung und Irreführung der Justiz.

Das ist der Stand, den die US-Behörden im Januar 2017 veröffentlicht haben. Abgeschlossen ist die Aufarbeitung aber noch nicht. „Die heutigen Aktionen spiegeln den unerschütterlichen Einsatz wider, Verbraucher zu verteidigen sowie die Umwelt und das Finanzsystem zu schützen“, sagte US-Justizministerin Loretta Lynch bei der Bekanntgabe des Vergleichs mit Volkswagen. „Verantwortliche Personen und Unternehmen werden für die Vergehen von Konzernen zur Rechenschaft gezogen.“ Sechs mutmaßlich Verantwortliche sind bereits angezeigt, doch die Ermittlungen sollen weiterlaufen.

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