Die innovationsstärksten Automobilhersteller kommen immer noch aus Deutschland. Aber die Konkurrenz aus Amerika und Asien wird deutlich stärker. Das ist das Ergebnis der Studie Automotive-Innovations 2016 des Center of Automotive Management unter Leitung von Stefan Bratzel.
Innovationsstärkster Autobauer in der Studie ist der VW-Konzern – natürlich getragen von den Konzernmarken Volkswagen und Audi. BMW schiebt sich mit einer Reihe von Weltneuheiten im aktuellen Siebener von Rang 4 auf 2, und überholt damit den Premium-Konkurrenten Daimler.
Weitere Platzierungen folgen in der Infografik:
Von insgesamt 1.516 Welt-, Konzern- und Markenneuheiten hat das Team um Stefan Bratzel genau 179 als "Weltneue Innovationen" identifiziert. Davon entfallen auf Volkswagen (inkl. Audi) 56 Weltneuheiten – im vom Diesel-Skandal gebeutelten Konzern wird man sich über dieses Ergebnis besonders freuen. Auf Daimler 23 und BMW 21 Weltneuheiten. Allerdings folgen Tesla und Tata (JLR) mit jeweils 18 beziehungsweise 17 weltneuen Innovationen knapp hinter den deutschen Herstellern.
Die amerikanische Hersteller General Motors und Ford bringen es dagegen nur auf je 7 Weltneuheiten. Studienleiter Stefan Bratzel: "Insgesamt ist die Branche von einer noch nie dagewesenen Innovationsdynamik geprägt, bei der die Neuerungen immer schneller auf Marken und Segmente diffundieren. Technologievorsprünge reduzieren sich immer mehr zu kurzen Momentaufnahmen."
Die Studie
Im Jahr 2015 gingen 1.516 Neuerungen in die Bewertung ein. Jede einzelne Innovation, definiert als Verbesserung des Kundennutzens, wird anhand ihres Innovations- und Reifegrads nach gleichem Muster gewichtet. Aus der Summe der gewichteten Einzelinnovationen wird das Ranking der Hersteller errechnet.
Volkswagen führt mit einem Indexwert von 282 Punkten und einem Rekordwert von 317 Innovationen, dazu trugen vor allem die Marken Audi und Volkswagen bei. BMW verbessert sich mit 119 Punkten auf Rang 2. Daimler rutschte mit 111 Punkten auf Rang 3.
FiatChrysler (FCA) rutscht auf Rang 15 (Vorjahr 12), die schlechteste Platzierung seit 2008. Geely-Volvo kann die bislang beste Platzierung des Vorjahrs (Rang 8) nicht halten und kommt nur noch auf Rang13. Die kleineren japanischen Hersteller Suzuki, Mitsubishi, Subaru sowie der chinesische Hersteller BAIC belegen die hintersten Plätze des Top-20 Innovationsranking.
Die Absahner
Zu den großen Gewinnern und Überraschungen des Jahres zählt der kalifornische Elektropionier Tesla, der nach der hohen Platzierung im Vorjahr (Rang 14) erstmals in die Top-10 der innovationsstärksten Hersteller kommt. Tesla erreicht mit 42 Innovationen einen Wert von 81 Punkten, dank vieler hoch bewerteter Weltneuheiten.
Damit hat Tesla deutlich vor Mazda und BMW auch die höchste Innovationsintensität, gemessen an der durchschnittlichen Stärke pro Innovation. Zu den hoch bewerteten Innovationen zählen etwa der Autopilot oder der Spurwechselassistent im Tesla S, die durch ein Over-the-Air Softwareupdate aktiviert werden können.
Wo es die meisten Neuheiten gibt:
Die rund 1.500 Innovationen verteilen sich ungleich auf die Technologiefelder: Ein absoluter und relativer Rekordwert von 28 Prozent der Neuerungen entfällt auf Sicherheits- beziehungsweise Fahrerassistenzsysteme (Vorjahr: 25 Prozent).
Konventionelle Antriebsinnovationen, wie Effizienzverbesserungen von neuen Motoren, sind mit 17 Prozent (Vorjahr: 21 Prozent) stark rückläufig und nur noch rund halb so hoch wie im Spitzenjahr 2010 als diese noch 32 Prozent aller Innovationen umfassten.
Alternative Antriebsinnovationen steigen zwar in absoluten Zahlen, ihr Anteil bleibt aber bei nur 6,5 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr erhöht sich die Zahl von Innovationen bei reinen Elektrofahrzeugen von 13 auf 29 Prozent sowie die Plug-In-Hybriden von 21 auf 34 Prozent.
Auf Informations- und Kommunikationssysteme sowie auf Bedien- und Anzeigesysteme entfallen mit jeweils 13 Prozent ähnlich viele Neuerungen wie im Vorjahr.
Der Bereich Interieur zeigt sich leicht stärker mit 6 Prozent der Innovationen.
Zu den größten Aufsteigern zählen General Motors und Hyundai, die sich um jeweils zwei Plätze verbesserten. GM punktet vor allem mit Assistenzsystemen, während Hyundai mit alternativen Antrieben auf sich aufmerksam machen kann. Renault (Rang 11) sowie Allianzpartner Nissan (14) können sich jeweils um zwei Plätze verbessern, bleiben jedoch im Vergleich zu den Wettbewerbern und den Innovationsleistungen der Vorjahre schwach.
Die Verlierer
Zu den Absteigern zählt vor allem der japanische Hersteller Toyota, der mit Rang 12 (Vorjahr 11) die schlechteste Platzierung seit Einführung des Innovationsranking im Jahr 2005 erreicht. Bis zum Jahr 2012 rangierte Toyota – mit einer Ausnahme (2008: Rang 8) – sogar immer in den Top-5 und brachte viele wegweisende Neuerungen auf den Markt. Mit einer aktuellen Indexstärke von nur 61 Punkten (62 Innovationen) kommt der weltweit absatzstärkste Automobilkonzern nur mehr noch auf die Hälfte des Wertes von BMW oder Daimler und landet hinter Tesla und Renault.