VW: Die Tops und Flops von Ferdinand Piëch

Porsche Typ 356 2 (Gmünd) Coupé 1948

Im Wagen: Ferry Porsche; Kinder v.l.n.r.: Ferdiand Piëch, Sohn von Ghislaine Kaes (nicht sicher, ob Edwin oder Phillipp), und Michel Piëch. Über den gelernten Maschinenbau-Ingenieur und Enkel des legendären Käfer-Konstrukteurs Ferdinand Porsche hört man oft, er habe „Benzin im Blut“. Die Leidenschaft des Autonarren und Technikfreaks erschöpfte sich indes nicht nur in Fantasien. Piëch bewies immer wieder Standfestigkeit, konnte seine Ideen trotz Gegenwinds langfristig durchboxen und den Spieß gegenüber Gegnern und Kritikern umdrehen...

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Benzin im Blut - VW-Patriarch Ferdinand Piëch

Vorstandsmitglied (Technische Entwicklung) Ferdinand Piëch steht auf diesem Archivbild von 1982 neben einem Audi 100. Am 17. April 1937 wurde der VW-Aufsichtsratsvorsitzende in Wien geboren. Er gilt als leidenschaftlicher Auto- und Technikfreak. Neun Jahre lang - von 1993 bis 2002 - stand er an der Spitze des Wolfsburger Autobauers Volkswagen, danach wurde er Vorsitzender des Aufsichtsrates. "Autos bauen", nannte er einmal als sein größtes Hobby. Das hat der Österreicher fast sein ganzes Leben lang getan: erst bei Porsche und Audi, dann bei VW ...

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Ferdinand Piech mit dem Porsche Bergspyder 909 aus dem Jahr 1968. „Burli“, wie er genannt wurde, wuchs mit Autos auf: Sein Vater leitete in der NS-Zeit das Werk in Wolfsburg, das von Käfer- auf Kriegsproduktion umgestellt wurde. Großvater und Onkel Ferry konstruierten nur wenige Jahre nach Kriegsende die ersten Sportwagen, auf VW-Basis. Mutter Louise übernahm den VW-Import nach Österreich. So war es kein Wunder, dass Autos auch das Berufsleben von Piech bestimmten...

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Gulf Porsche 917

In Zürich studierte Piech Technik an der ETH, schloss mit einer Arbeit über Formel-1-Motoren 1962 ab und ging zu Porsche in die Versuchsabteilung. Piech machte Blitzkarriere: nach vier Jahren Abteilungsleiter und weitere fünf Jahre danach technischer Geschäftsführer. Piech ist technikbesessen, er baute etwa die Rennmaschine Porsche 917 ...

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Porsche 917

Der Porsche 917, hier beim Einsatz im 24-Stunden-Klassiker von Le Mans im Jahr 1971, war ein riesiger Imageerfolg für die Sportwagenschmiede. Das extrem schwer beherrschbare und leichtgewichtige PS-Monster spielte praktisch mit der Konkurrenz in den Rennsaisons 1970 und 1971. 14 Rennnsiege wurden allein in diesen beiden Jahren verbucht.

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1972 musste Piech Porsche verlassen, weil die Familien Porsche und Piech nach Querelen beschlossen, kein Familienmitglied dürfe mehr bei dem Sportwagenbauer arbeiten. Der Techniker wechselte in den VW-Konzern, zu Audi. Der Aufsichtsrat der Audi NSU Auto Union AG ernennt ihn im Sommer 1975 zum Vorstandsmitglied für den Geschäftsbereich Technische Entwicklung.

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Auch bei Audi setzt Piech seine Ideen durch: Allradantrieb, TDI-Motor, rostfreie Karosserie. Piech machte Audi zu einer Perle im VW-Konzern, 1988 wurde er Chef in Ingolstadt. Am 9. Januar 1990 präsentiert er im Werk Ingolstadt den Jubiläumswagen, einen Quattro. Seit Anlauf der Produktion im Jahr 1965 wurden in dem Werk sieben Millionen Autos der Marke Audi produziert ...

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Mit Modellen wie dem Quattro oder dem V8 lenkte Piech Audi von einer Fahrer-mit-Hut-Marke zum Premiumhersteller. Doch als die Muttergesellschaft VW 1992 in einer tiefen Krise steckt, wird der Enkel des Käfer-Konstrukteurs nach Wolfsburg gerufen. Und Piech bringt VW wieder auf Kurs: Die Belegschaft wurde zum Sparen von der Fünf- auf eine Vier-Tage-Woche gesetzt. Außerdem senkt der Manager radikal die Kosten, unter anderem durch eisenharte Verhandlungen mit den Zulieferern. Neuauflagen der VW-Modelle Golf und Passat werden unter seiner Leitung zum Hit und ziehen die Marke aus der Krise. Auch die Wiederbelebung des US-Marktes für VW mit dem Retro-Modell New Beetle gelingt ihm, allerdings erst Ende der 1990er Jahre.

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In Hannover fand Piëch binnen kürzester Frist einen Draht zum damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder. Dieser vertrat zu dem Zeitpunkt das Bundesland im Aufsichtsrat, das damals einziger Großaktionär war. Auch dadurch überlebte Piëch die eine oder andere Krise und Affäre im Konzern. Und weil Piëch mit einer aggressiven Expansion die Arbeitsplätze in Niedersachsen garantierte, ließ ihn im Gegenzug der Großaktionär gewähren.

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Skoda-Übernahme

Beflügelt vom Erfolg bei der Marke VW baute Piech den Konzern aus: Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs übernahm VW den tschechischen Traditionskonzern Skoda, ...

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... später kaufte Piech sogar die englische Edelmarke Bentley und sicherte sich Bugatti und Lamborghini. Auch zur Plattformstrategie passte das teilweise, so wurde der Bentley Continentel auf Basis des Phaeton gebaut. Auch wenn Käufer des Luxusgefährts das nicht so gerne hören.

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Bei Bugatti zeigte sich Piech erneut als Technik-Freak: Er ließ dort den Supersportwagen Veyron bauen, ein Geschoss voller Superlative, mit mehr als 1000 PS. Das Prestigeprojekt kostete den Konzern letztlich Millionen, denn Gewinn wurde bei keiner einzigen der aufwändigen Karossen erzielt.

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Nach zehn Jahren und insgesamt 450 Exemplaren endete die von Anfang an limitierte Produktion der Baureihe mit den schnellsten Serienstraßenfahrzeugen der Welt. Der finale Veryron ist ein offener 16.4 Grand Sport Vitesse mit 883 kW / 1200 PS starkem 16-Zylinder-Motor, der 1500 Newtonmeter maximales Drehmoment entwickelt. Er beschleunigt den Supersportwagen in 2,5 Sekunden von null auf 100 km/h und auf eine Höchstgeschwindigkeit von 431 km/h. Der Roadster mit der Zusatzbezeichnung „La Finale“ wurde an einen Käufer aus dem Mittleren Osten ausgeliefert. Inklusive Optionen lag der Durchschnittspreis der verkauften Bugatti Veyron zuletzt bei 2,3 Millionen Euro.

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1999 wurde der Drei-Liter-Lupo vorgestellt, der Anfangs kein großer Erfolg wurde, heutzutage im Up aber seine Fortsetzung findet. Der Lupo wurde 2005 wieder eingestellt.

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Piechs Luxusauto-Strategie mit milliardenteuren und prestigeträchtigen Zukäufen wie Bentley, Bugatti und der Planung der Limousine Phaeton stieß nicht nur auf Zustimmung. Piëch focht all das aber offenbar wenig an. Denn die Bedeutung des Kleinwagengeschäfts und günstigerer Massenmodelle etwa bei Skoda ließ er ebenso wenig außer Acht. Am Ende ging es Piëch - unabhängig von Klasse, Preis und Markenimage - wohl vor allem um das, was er allgemein als sein wichtigstes Hobby bezeichnete: „Autos bauen.“

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Projekt Phaeton

Ferdinand Piech präsentierte im September 1999 das Concept Car "D 1" auf der IAA. VWs Oberklasse-Pläne wurden anfangs nicht ernst genommen, der Phaeton von Kritikern als aufgeblasener Passat verspottet. Nach 10 Jahren Gläserner Manufaktur konnte der Konzern - und mit ihm Piech - 2009 aber auf einen langfristigen Erfolg verweisen: Endlich war die Produktion ist ausgelastet, der Phaeton verkaufte sich in China prächtig.

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Wann kommt das 1-Liter-Auto?

Die prinzipielle Machbarkeit des 1-Liter-Autos bewies Piëch selbst bereits im Jahr 2002 mit seiner Fahrt von Wolfsburg nach Hamburg im bis dahin geheimen Erprobungsfahrzeug 1L. Mit einer Rekordfahrt bei ungünstig regnerischen Bedingungen krönte er den letzten Tag seiner Tätigkeit als VW-Vorstand. Und unter den strengen Augen notarieller Aufsicht wurde ein Verbrauch von deutlich weniger als einem Liter Diesel auf 100 Kilometern erreicht. Das Konzept hatte jedoch alles, was Marketing-Spezialisten erschauern lässt: Windkanaltropfen mit hintereinander liegenden Sitzen, schmalen Rädern, laut, schwach motorisiert und unbeheizt: das automobile Pendant zum Liegefahrrad.

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XL1 statt 1L

2002 waren der Markt und die Zeit noch nicht reif für das Ein-Liter-Auto. Selbst heute - angesichts des niedrigen Spritpreises - haben viele Verbraucher kaum Verständnis für die auf Messen immer wieder vorgestellten Kabinenroller beziehungsweise Regenumhänge auf Rädern, wie Kritiker sie nennen. Doch Piech und die VW-Entwicklungsingenieure blieben hart, und sie könnten irgendwann Recht bekommen. Wenn das Ein-Liter-Auto kommt, könnte es so aussehen wie dieser XL1 von Volkswagen.

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Piech hat in seiner Zeit als Vorstandschef VW zum Multimarken-Konzern geformt. Als elfte Marke und Tochter von Audi kam die italienische Motorradschmiede Ducati an die Reihe. Sie würde gut in den VW-Konzern passen, das hatte Piëch selbst schon früher erklärt. Und was der Enkel des VW-Käfer-Erfinders Ferdinand Porsche sagt, gilt den Managern bei VW in der Regel als Befehl.

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