VW im GemeinwohlAtlas Volkswagen wird deutlich abgestraft

Wenige Unternehmen sind mit unserem Deutschland-Bild so eng verbunden wie Volkswagen. Im GemeinwohlAtlas hat VW durch den Abgasskandal gewaltig Federn gelassen: Unsere Gesellschaft entscheidet über die Zukunft der Marke. Ein Gastbeitrag.

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VW-Logo Quelle: dpa

Nein, Volkswagen ist kein Unternehmen, das einfach nur hochwertige Autos baut. Die Marke ist aufgeladen mit Emotionen, Traditionen aber auch historischen Lasten und Verwicklungen, die das Selbstverständnis der Deutschen über Jahrzehnte geprägt haben. VW steht für so vieles, was Deutschland ausmacht oder zumindest lange ausgemacht hat: Die Marke ist ein Sinnbild für die Techniknation, Ausdruck der Automobilbegeisterung, aber auch Mahnung an eine wechselvolle Geschichte des Landes. Allein deshalb ist VW nicht einfach austauschbar – allen Skandalen zum Trotz.

Aus der tiefen gegenseitigen Abhängigkeit von VW und Gesellschaft erwächst eine Riesenchance für den Konzern. Wenn es gelingt, glaubwürdig und verantwortungsvoll den Gemeinwohlbeitrag von VW für die Gesellschaft zu restaurieren, wird Deutschland weiter zu VW stehen.

Zur Person

Der angekündigte Komplettumbau des Konzerns wird nur dann erfolgreich sein, wenn diese Verbindung aktiv gestärkt wird. Es ist die Gesellschaft, die über Wohl und Wehe von VW entscheidet: Sie hat zwar keine Aktie, aber eine kraftvolle Stimme.

Absturz im GemeinwohlAtlas

Vor dem Hintergrund der großen Firmenhistorie nach dem Zweiten Weltkrieg ist es nicht verwunderlich, dass VW noch im Sommer dieses Jahres im ersten deutschen GemeinwohlAtlas  die Wertung privatwirtschaftlicher Unternehmen noch vor Audi und Bosch angeführt hat. Es überrascht auch nicht, dass VW bei einer Nacherhebung im Oktober – also nach Bekanntwerden der Abgasmanipulationen – in der Wertung von Platz 1 auf Platz 62 von 89 Unternehmen durchgereicht wurde.

Bemerkenswert ist etwas anderes: Die Welle der Entrüstung und Enttäuschung war offenbar doch nicht so groß, dass VW von den Deutschen fallengelassen wurde. Auch wenn VW abstürzte, ist der Konzern nicht in jene Regionen gefallen, in denen sich Facebook, die Deutsche Bank und die „Bild“-Zeitung befinden: Sie sind die Schlusslichter im Atlas 2015.

Der gesellschaftliche Nutzen von deutschen Unternehmen und Organisationen systematisch untersucht und transparent abgebildet.

Der Gemeinwohl-Score berechnet sich aus den vier bewerteten Dimensionen Aufgabenerfüllung, Lebensqualität, Zusammenhalt und Moral. Es lohnt also ein genauerer Blick auf die Empirie: Nicht, um das Ausmaß der Abgasaffäre zu relativieren. Vielmehr sagt das Ergebnis etwas über uns als Bürgerinnen und Bürger dieses Landes aus. Das ist durchaus aufschlussreich und weist einen Weg nach vorne. Zwar wird VW deutlich abgestraft (in der Moraldimension um mehr als 40 Prozent). 85 von 100 Befragten schätzen ein, dass sich die VW-Diesel-Abgasaffäre negativ auf den Beitrag zum Gemeinwohl von VW in Deutschland auswirkt. 47 von 100 Befragten geben an, dass Diesel-Pkw durch die VW-Diesel-Abgasaffäre nun weniger attraktiv für sie sind.

Gleichzeitig – zunächst scheinbar widersprüchlich – sagen 57 Prozent, dass sich ihre Einschätzung des Beitrags von VW zum Gemeinwohl in Deutschland durch die VW-Diesel-Abgasaffäre nicht grundlegend verändert hat. Mehr noch: 90 von 100 Befragten geben an, dass Deutschland ohne VW etwas fehlen würde. Zudem finden 67 Prozent, dass VW ein deutsches Vorzeigeunternehmen ist und bleibt.

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