Der Dieselmotor EA189 verrichtet europaweit in rund 8,5 Millionen Fahrzeugen aus dem Hause Volkswagen seinen zweifelhaften Dienst. Seit dem Abgasskandal fragen sich viele Fahrer, ob ihre Wagen weniger wert sind, wenn sie diese gebraucht verkaufen wollen.
Offiziell wiegelt der Konzern ab. Nach Rückruf und Reparatur seien alle Mängel behoben. Intern kalkuliert VW jedoch mit hohen Preisabschlägen. Das geht aus Berechnungen hervor, die Vertreter des Konzerns bei einer Investorenkonferenz im Juni in London präsentierten. Die möglichen Wertverluste schwächen die Position des Konzerns in Verhandlungen mit Kunden. Zehntausende VW-Fahrer fordern Schadensersatz von dem Autokonzern.
Die Präsentation, die der WirtschaftsWoche vorliegt, hat die VW-Tochtergesellschaft VW Financial Services AG erstellt. Ihr gehören 1,2 Millionen Leasingfahrzeuge, die derzeit in der Hand von Kunden sind. Nach Ablauf der Leasingverträge geben die Kunden die Autos an VW zurück.
Als Folge des Dieselskandals hat die VW-Tochter die Rückstellungen für unvorhergesehene Wertverluste von 271 Euro pro Fahrzeug auf 765 Euro fast verdreifacht. Die Risikovorsorge für alle Leasingfahrzeuge erhöhte sich von 358 auf 897 Millionen Euro. VW Financial Services AG bestätigt die Zahlen. Das durch den Dieselskandal gestiegene Risiko für Wertverluste sei durch „eine erhöhte Risikovorsorge adäquat abgedeckt“ worden.
Das ist Wasser auf den Mühlen der US-Kanzlei Hausfeld, die ein Sammelverfahren wegen rund 100.000 Fahrzeugen gegen VW anstrengt: „Der von VW Financial Services festgehaltene außerordentliche Anstieg des Restwertrisikos steht in diametralem Widerspruch zu Behauptungen seitens VW, dass keine Wertminderung bei den betroffenen Fahrzeugen festzustellen sei.“ Namhafte Flottenbetreiber hätten der Kanzlei von erheblichen Wertverlusten berichtet.