VW-Skandal Müller trifft mit EPA-Chefin zusammen

VW-Chef Matthias Müller trifft kommende Woche mit der Chefin der US-Umweltbehörde EPA zusammen. Es gibt Gesprächsbedarf, denn EPA bezeichnet die Rückrufpläne für manipulierte Fahrzeuge bislang als "nicht akzeptabel".

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Matthias Müller, Vorstandsvorsitzender von VW Quelle: dpa

In den Verhandlungen zwischen Volkswagen und der US-Umweltbehörde EPA über den Rückruf von manipulierten Diesel-Autos kommt es zu dem lang erwarteten Spitzentreffen. VW-Chef Matthias Müller werde am Mittwoch in Washington zu einem Gespräch mit EPA-Leiterin Gina McCarthy erwartet, erklärte eine Behördensprecherin am Donnerstag. Volkswagen habe um die Zusammenkunft gebeten.

VW wollte sich zu den Terminen des Vorstandschefs in den USA nicht äußern. Er wird auf der Automesse in Detroit am Montag erstmals als neuer VW-Konzernchef in den USA auftreten, wo der Wolfsburger Konzern nach den Abgasmanipulationen mit milliardenschweren Klagen rechnen muss und sich einen immensen Imageschaden eingebrockt hat.

Die EPA hatte sich zuletzt kritisch über die seit Wochen laufenden Verhandlungen mit dem Wolfsburger Konzern geäußert. Während VW-Markenchef Herbert Diess die Gespräche als sehr konstruktiv bezeichnete, erklärte die Behörde am Mittwochabend, die Diskussionen zu den Rückrufen hätten "keinen akzeptablen Weg nach vorne ergeben." Die EPA bestehe auf eine rasche, effektive und angemessene Lösung.

Einem Konzern-Insider zufolge hakt es, weil der technische Aufwand, die Fahrzeuge wieder zu gesetzeskonformen Abgaswerten zu bringen viel höher ist als in Europa, wo der Grenzwert für Stickoxid-Emissionen weniger streng ist. Zum Teil müssten Komponenten wie ein Katalysatorsystem neu entwickelt werden, was zu längeren Erprobungsphasen führe. Das könne die Genehmigung der Reparaturmaßnahmen durch die Behörden verzögern.

Der Konzern gibt zum Stand der Verhandlungen keine Auskunft. Vorstandschef Müller sagte am Mittwoch im Interview mit der "Wirtschaftswoche", VW werde erst darüber informieren, wenn die US-Behörden zugestimmt hätten. "Ich denke, wir werden schon in den nächsten Wochen klarer sehen", sagte er. Müller, der Ende September Nachfolger des über den Abgasskandal gestürzten Martin Winterkorn wurde, wird am Sonntag auf der VW-Präsentation zum Auftakt der Automesse in Detroit seinen ersten Auftritt als neuer VW-Chef absolvieren.

Teil der Kundenentschädigung in den USA werde die Rücknahme von rund 115.000 betroffenen Fahrzeugen sein, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" am Donnerstag. Davon gehe der Konzern derzeit aus. Es könne eine Erstattung oder einen Umtausch gegen einen vergünstigten Neuwagen geben. Die US-Behörden wollten darüber noch im Januar entscheiden. VW nahm zu dem Bericht keine Stellung. Die Aktie des Dax-Konzerns verlor bei einem schwachen Gesamtmarkt, der wegen des Börsencrashs in China auf Talfahrt war, rund sechs Prozent.

Die Höhe der Kundenentschädigung könnte sich nach Einschätzung von Arndt Ellinghorst, Analyst von Evercore ISI, auf die drohende Geldstrafe für VW wegen des Verstoßes gegen das Luftreinhaltegesetzt auswirken. "Wenn VW dem Gericht zeigt, dass sie alles Erdenkliche tun für die betroffenen Kunden, das hätte positiven Einfluss auf den zu erwartenden Vergleich", sagte er. Die Klage des US-Justizministeriums gegen VW sieht Strafen vor, die sich auf bis zu 46 Milliarden Dollar belaufen können. Es ist aber üblich, dass die US-Umweltbehörden bei Verstößen Milliardenstrafen fordern und am Ende viel niedrigere Bußen verhängt werden.

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