VW-Skandal Wieso Katar mehr Einfluss in Wolfsburg will

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Muss eines der bisherigen VW-Präsidiumsmitglieder bangen?

Schon 2009 beim Einstieg sei ein Präsidiumsplatz in Aussicht gestellt worden, erklärt ein damals mit den Verhandlungen Betrauter. Angesichts des Besitzes von über 50 Millionen stimmberechtigten Stammaktien erscheint das Ansinnen im Sinne der Machtbalance durchaus legitim – das Land Niedersachsen hat mit rund 20 Prozent Stammaktien einen Sitz inne. Warum sollen die Katarer also darauf verzichten?

Technisch wäre die Umsetzung der Forderung einfach, der Aufsichtsrat selbst entscheidet über die Zusammensetzungen der Gremien. Aber müsste dann eines der bisherigen Präsidiumsmitglieder um seinen Platz bangen? Oder soll das Gremium auf acht Köpfe aufgebläht werden? Denn für einen weiteren Vertreter der Kapitalseite müsste in jedem Fall auch ein weiterer Vertreter der Arbeitnehmerseite aufgenommen werden.

von Melanie Bergermann, Martin Seiwert

Im Sinne der Machtarchitektur sehen die meisten Mitglieder keinen dringenden Handlungsbedarf. „Derzeit haben wir genügend andere Baustellen. Die Zusammensetzung der Gremien zählt sicher nicht dazu“, sagt einer der Aufseher.

Die Katarer gelten als loyale Verbündete des Vorstands. Für die Führungsriege um Konzernchef Matthias Müller dürfte mehr Einfluss aus Doha also kein Problem sein, wenn es etwa um die neue „Strategie 2025“ geht. Neben einer neuen, offeneren Konzernkultur stehen dabei auch mehr Eigenständigkeiten der Marken nach dem Vorbild von Porsche sowie mehr Effizienz und Verschlankungen von Abläufen im Blickpunkt.

Welche Familienangehörigen bei VW das Sagen haben.

Bis zum Sommer soll die Strategie vorliegen, die laut „Handelsblatt“ schmerzhafte Einsparungen umfassen dürfte. Werksschließungen oder der Wegfall von Arbeitsplätzen seien dabei nicht ausgeschlossen - Katar wolle dies unterstützen. Das Land Niederachsen und die Arbeitnehmerseite dürften das anders sehen, offiziell kommentieren will das aber derzeit niemand. Sicher ist, dass in dem SPD-regierten Bundesland und im Betriebsrat die Warnlampen längst an sind.

„Einzig die Familie (Porsche/Piëch) pflegt einen wirklich engen Kontakt zu den Kataris“, berichtet ein Aufsichtsrat. Natürlich gebe es da die latente Sorge, dass das Emirat sich von der Familie instrumentalisieren lasse. Ihre Entscheidungen würden die Katarer aber weder an emotionalen Kriterien - wie der Lage der VW-Belegschaft - noch an persönlichen Beziehungen fest machen. „Es geht denen zwar nicht nur darum, Kasse zu machen“, berichtet ein Insider. „Aber die Dividende ist der Kitt, der die langfristige Partnerschaft von Anfang an möglich gemacht hat und nun auch über die Krise zusammenhält.“



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