VW stoppt Golf-Produktion Was über den VW-Lieferstreit bekannt ist

Seite 2/3

Woran der Streit eskaliert ist – offiziell

Warum trifft der Streit VW so stark?

Es spricht einiges dafür, dass das sogenannte Ausgleichgetriebegehäuse – ein Gussteil – der Auslöser für den neuerlichen VW-Alptraum ist. 2014 hatte das Unternehmen ES Automobilguss fast vier Millionen Euro investiert, einen Teil davon in "die Installation und Inbetriebnahme einer neuen Bearbeitungseinheit zur mechanischen Fertigbearbeitung von Differentialgehäusen der Baureihe MQB 450 von Volkswagen", wie es im letzten öffentlich verfügbaren Geschäftsbericht von ES Automobilguss heißt.

Wo VW überall zur Kasse gebeten wird
Italien will bis zu fünf Millionen EuroVW muss in Italien wegen des Abgasskandals um Dieselfahrzeuge bis zu fünf Millionen Euro Strafe zahlen. Es gehe um Verkäufe von Autos auf dem italienischen Markt ab 2009, bei denen die Zulassung durch Softwaremanipulationen erreicht worden war, teilte die italienische Wettbewerbsbehörde mit. Es habe einen schweren Verstoß gegen die professionelle Sorgfalt gegeben und Kunden hätten mit den realen Daten womöglich eine andere Kaufentscheidung getroffen. Laut früheren Meldungen sind in Italien knapp 650.000 Volkswagen von dem Skandal betroffen. Quelle: dpa
Bayern will bis zu 700.000 Euro Quelle: dpa
Entschädigungen für Aktionäre und Anleger: 1 bis 8 Milliarden Euro Quelle: dpa
Kundenentschädigungen von bis zu 10 Milliarden Euro Quelle: dpa
Rückrufe und Entschädigungen in Europa und dem Rest der Welt: bis zu 4,5 Milliarden Euro Quelle: dpa
Rückrufe und Nachrüstung in Europa Quelle: dpa
Mögliche Wertminderung von VW-Fahrzeugen: 0,5 Milliarden EuroIst ein VW-Diesel-Fahrzeug nach der Umrüstung noch genauso viel wert wie vorher und erzielt es als Gebrauchtwagen denselben Preis wie vor dem Skandal? Diese Frage ist noch nicht abschließend geklärt, doch das Risiko, dass die VW-Fahrzeuge im Wert fallen, ist gegeben. Die VW-Tochter Financial Services, die für 1,2 Millionen Leasing-Fahrzeuge zuständig ist, hat vorsorglich die Rücklagen für mögliche Wertverluste nach oben korrigiert. Quelle: dpa

Nach dpa-Informationen hat sich VW bei einem speziellen Getriebeteil für das Erfolgsmodell Golf in weiten Teilen auf nur einen Zulieferer verlassen. Das Prinzip ist in der Branche bekannt als "Single Sourcing" (Einzelquellenbeschaffung). Es ist offensichtlich riskant.

Der Machtkampf könnte den Dax-Konzern insgesamt teuer zu stehen kommen. Der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer sagte den "Ruhr Nachrichten", VW drohten "Gewinneinbußen im hohen dreistelligen Millionen-Bereich".

Was ist der aktuelle Stand vor Gericht?

Vor Gericht hatte VW bisher Erfolg. Gegen die Tochter, die VW mit Sitzbezügen beliefert, habe der Autobauer bereits einen wirksamen Vollstreckungstitel, sagte ein Gerichtssprecher. Bei dem Getriebeteil-Zulieferer sei das aber anders. Dort erließ das Landgericht Braunschweig zwar eine einstweilige Verfügung zugunsten von VW – doch davon haben die Wolfsburger erstmal nichts.

So laufen die Verhandlungen mit den Autobauern

Das liegt an verschiedenen Verfahrenswegen: Beim Sitzzulieferer verhandelte das Gericht mündlich und traf eine Entscheidung. Daher ist in diesem Fall nur das Rechtsmittel Berufung vor dem Oberlandesgericht möglich. Bei den Getriebeteilen lief es dagegen anfänglich ohne eine mündliche Verhandlung, was in diesem Fall einen Widerspruch erlaubte. Deswegen gibt es nun eine mündliche Verhandlung Ende August, wann das Urteil fällt ist offen. Und derzeit ist solange keine Lieferung zu erwarten – womöglich aber auch noch länger, falls die Entscheidung aus dem Gericht nicht die Wende bringt.

Was will VW jetzt machen?

Volkswagen will den Justizrahmen voll ausschöpfen und notfalls per Beschlagnahme an die Teile kommen. Man sei gezwungen, die "zwangsweise Durchsetzung der Belieferung vorzubereiten", teilte VW auf Anfrage der "Süddeutschen Zeitung" mit. Dafür werde man alle Mittel nutzen, die laut Gesetz möglich seien. "Dazu gehören Ordnungsgeld, Ordnungshaft, Beschlagnahme, die über das Gericht beantragt werden", teilte VW dem Blatt mit. Parallel bemühe sich der Autobauer aber weiterhin um "eine gütliche Einigung". Auf welchen Kanälen, blieb unklar.

Laut einer internen Mitteilung hat VW seine Lieferpartner bereits über die nahende Zwangspause der Golf-Fertigung vom 20. bis 29. August im Stammwerk in Wolfsburg informiert. Grund sei der Lieferstopp. Ob VW für einen Teil der in Wolfsburg anstehenden Tage Kurzarbeit wie in Emden anmeldet, soll sich laut Konzernkreisen diesen Freitag klären. Vormittags gibt es laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur ein Gespräch mit der örtlich zuständigen Arbeitsagentur.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%