VW-Übernahme Wiedekings verwirrendes Spiel

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Niemand verstand mehr, was bei Porsche lief

Die Porsche Werke in Stuttgart Zuffenhausen. Quelle: dpa/dpaweb

Das Piech-Urteil des Stuttgarter Oberlandesgerichts streift die zweite Kernfrage der Übernahmeschlacht: Wie war dabei um die Corporate Governance bestellt? Dass es Wiedeking schon vor der versuchten Übernahme nicht so genau nahm mit der Transparenz gegenüber Aktionären und Kapitalmarkt ist bekannt. Doch offenbar trieb er das Spiel in den Jahren nach 2005 auf die Spitze. Sein ebenso geheimes wie hoch kompliziertes Aktienoptionsmodell führte dazu, dass fast niemand mehr verstand, was bei Porsche lief.

Horrorkonstellation für Corporate-Governance-Verfechter

Noch origineller wurde das Geheimkommando dadurch, dass der Angreifer (Porsche) sich im Besitz jener Familie befand, die mit Piech auch den Aufsichtsratschef beim angegriffenen Unternehmen (Volkswagen) stellte - eine Horrorkonstellation für Corporate-Governance-Verfechter. Sie führte womöglich dazu, dass Porsche elf Milliarden Euro Schulden anhäufen konnte, bevor der Porsche-Aufsichtsrat einschritt. Vielleicht führte sie auch dazu, dass ausgerechnet VW bereitstand, Porsche einen Rettungskredit zu gewähren, als die Banken nicht mehr mitspielten. Und dass am Ende VW Porsche durch die Kauf vor der Insolvenz bewahrte.

Warum ließ VW - wie sonst in solchen Fällen üblich - Porsche nicht in die Insolvenz gehen, um den Sportwagenbauer dann für einen Bruchteil des Preises aufzukaufen? Vielleicht weil an der Spitze des VW-Aufsichtsrats der wichtigste Porsche-Großaktionär stand? Und wusste man bei VW wirklich nicht, dass Porsche mit falschen Informationen über die Übernahmepläne den Aktienmarkt manipulierte? Piech hatte schon 2005 zusammen mit den anderen Porsche-Großaktionären Wiedeking und Härter grünes Licht für die Übernahmestrategie gegeben. Warum sah VW dann der möglichen Marktmanipulation tatenlos zu? Vielleicht, weil es der einflussreiche VW-Aufsichtsratschef so wollte?

Die gescheiterte VW-Übernahme ist rechtlich noch längst nicht aufgearbeitet. Aber das wird sie wohl, wie die jüngsten Entscheidungen in Stuttgart zeigen.

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