VW und Prevent einigen sich Das wird Volkswagen teuer zu stehen kommen

Seite 2/2

VW-Einkäufern steht der nächste Konflikt bevor

Im Fall von Prevent kommt dazu, dass nicht nur VW mit dem deutsch-bosnischen Unternehmen im Clinch lag. Mit Daimler streitet sich Prevent vor Gericht – um 40 Millionen Euro. Hätte VW auf Schadenersatz für die Produktionsausfälle geklagt und Recht bekommen, wäre es für die beiden kleinen Unternehmen ums Überleben gegangen. Analysten der Bank UBS gehen davon aus, dass jede Woche des Produktionsstopps VW rund 100 Millionen Euro kostet.

Doch soweit ist es nicht gekommen. Zwar hat VW den unmittelbaren finanziellen Schaden in Grenzen gehalten, aber gleichzeitig die Stellung der Zulieferer verstärkt. Andere Unternehmen verfügen zwar nicht über das Firmengeflecht von Car Trim und ES Automobilguss als Teil der Prevent-Gruppe, aber sie könnten im Zweifelsfall ein ähnlich radikales Vorgehen wählen.

Nachbauen ist das eine, die Massenproduktion das andere

Dabei kommt ihnen ein Trend der vergangenen Jahre zugute: Die Autobauer bauen selbst immer weniger Teile eines Autos, bis zu 70 Prozent der Wertschöpfung stammt von Zulieferern. Haben diese früher nur die Teile von der Konstruktionszeichnung nachgebaut, sind vor allem deutsche Mittelständler inzwischen Entwicklungsdienstleister für ihr Fachgebiet. Das fehlende Gussteil wirkt technisch simpel, ohne Weiteres nachbauen kann es VW aber nicht.

Ähnlich mag es bei einfachen Bauteilen wie Schlauchverbindungen für Klimaanlagen, Türschlösser oder die Dichtung am Kofferraumdeckel aussehen: Zum Teil steckt in solchen Bauteilen Knowhow, das nur der Zulieferer hat. Selbst wenn VW das fehlende Puzzleteil finden oder erneut als Entwicklungsauftrag vergeben könnte: Nachbauen ist das eine, die kurzfristige Massenproduktion in den von Volkswagen benötigten Stückzahlen das andere.

Deshalb bleibt VW nur eines übrig: Das „single sourcing“ muss auch bei noch so simplen Bauteilen abgeschafft werden. Für bestehende Alleinerzeuger-Teile müssen Alternativ-Lieferanten gefunden, künftige Aufträge doppelt vergeben werden.

Damit verliert Volkswagen ein wichtiges Argument beim Preisedrücken: die exorbitanten Stückzahlen. Fällt dieses Druckmittel weg, weil die Liefermenge zwischen mehreren Unternehmen geteilt werden muss, kann sich das auf die Preise auswirken. Und den VW-Einkäufern steht der nächste Konflikt bevor.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%