VW-Vorstand Andreas Renschler "Fahrerlose Lkw könnte ich noch erleben"

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"Auf dem Weg zum Global Champion halten wir uns alle Optionen offen"

Und jetzt kommt auch noch Navi-Star dazu. Ein Unternehmen mit fünf Milliarden Dollar Schulden. Klingt nicht unbedingt nach einem attraktiven Partner.
Navistar hat keine leichte Zeit hinter sich, das stimmt. Heute ist das Unternehmen deutlich besser aufgestellt und auf einem guten Kurs. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen: Ein Teil der Herausforderungen von Navistar waren sicher technologisch begründet. Aber Navistar ist ein tolles, traditionsreiches Unternehmen mit starken Marken. Sie sind im US-Nutzfahrzeuggeschäft fest etabliert und haben zudem das größte Händlernetz Nordamerikas.
Ab 2019 werden wir Navistar die ersten Motoren liefern und das ist erst der Anfang. Auch bei anderen Komponenten wollen und werden wir zusammen arbeiten. Ich bin absolut von der strategischen Logik dieser Zusammenarbeit überzeugt. Navistar hat die Chance, sich wieder erfolgreicher im US-Markt zu positionieren und wir haben dort einen Fuß in der Tür.

Planen Sie nach dem Einstieg bei Navistar weitere Zukäufe?
Wie sage ich immer: Auf dem Weg zum Global Champion halten wir uns alle Optionen offen. Ich will nichts ausschließen, aber es muss einfach der richtige Deal zum richtigen Zeitpunkt sein. Man kann nichts erzwingen und auf Teufel komm raus zu investieren und zu wachsen, ist bei der politischen und wirtschaftlichen Gesamtwetterlage in der Welt alles andere als zielführend.

Macht Ihnen die Debatte um schärfe Grenzwerte und Dieselverbote in Städten Sorge?
Nein, die Entwicklung trifft uns ja nicht aus heiterem Himmel. Wir sind entsprechend gut aufgestellt: Hybridbusse zum Beispiel gibt es bei MAN schon seit 6 Jahren. Auch Gasantrieb ist eine gute Lösung und Elektromobilität wird ebenfalls eine immer wichtigere Rolle spielen. Sowohl bei Bussen, als auch im Verteiler-Verkehr. Hier zeigen wir mit dem MAN eTruck, einem vollelektrischen Bus bei MAN oder dem eCrafter bei Volkswagen Nutzfahrzeuge ein paar echte IAA Highlights. Trotzdem bin ich persönlich überzeugt, dass die Diesel-Technologie im Transportgeschäft auch in den nächsten Jahren noch eine wichtige Rolle spielen wird – zum Beispiel im Fernverkehr oder auf der Baustelle. Denn hier hat der Elektro-Antrieb bei Leistungsstärke und Wirtschaftlichkeit für die Anforderungen unserer Kunden noch Aufholbedarf.

Was bedeutet Digitale Transformation für MAN?

Bis 2020 wäre die Einführung von Platooning - also das Kolonnefahren vernetzter LKW mit sehr geringem Abstand - in Europa möglich. Ist das aus Ihrer Sicht sinnvoll?
Absolut. Eine Kraftstoffeinsparung von rund zehn Prozent ist ein starker Antrieb. Zum einen für unsere Kunden, die dann weniger Kraftstoffkosten haben, zum anderen für die Umwelt. Jetzt liegt es an der Politik, dafür die nötigen rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Ein Beispiel: Derzeit ist der gesetzliche Mindestabstand auf der Autobahn 50 Meter. Für Platooning muss er 10 bis 12 Meter betragen.

Werden in fünfzehn Jahren unbemannte Fern-Lkw durch Europa rollen?
Vielleicht werde ich Lkw ohne Fahrerhaus noch erleben. Aber, dass wir schon in 10 oder 15 Jahren unbemannte Lkw von Frankreich nach Griechenland schicken – das glaube ich nicht. Bis wir ganz auf den Fahrer verzichten können – das wird noch dauern. Dazu genügt es nicht, ein paar Algorithmen zu programmieren. Dafür müssen Sie massiv an künstlicher Intelligenz arbeiten. Denn Sie können unmöglich alle denkbaren Situationen im Straßenverkehr vorausberechnen. Hier kommt uns unsere Zugehörigkeit zu Volkswagen zu Gute, wo intensiv daran gearbeitet wird.

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