Wey und Chery auf der IAA Wie gefährlich Chinas Autobauer werden

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Chinas Autobauer lernen schnell

Dass man hier und da einen Rückstand hat, sehen die Verantwortlichen bei Chery offen ein. Sie wissen aber auch, wie schnell die chinesischen Unternehmen lernen. Die neu entwickelte „M3x“-Plattform des Exeed bewirbt Chen offensiv mit „Europa-ready“ und auch „Autobahn-ready“. Die Standort-Entscheidung für ein europäisches Design- und Technikzentrum soll noch in diesem Monat fallen, bis Jahresende soll der Bau beginnen. Chen meint es ernst mit Europa.

Kuriose Konstruktionen wie der Landwind waren gestern, preiswerte, aber gute Autos von Chery und Wey mit europäischem Knowhow und Zuliefererteilen von Bosch, Continental, Schaeffler und Valeo sind heute. Und morgen.

Die Zukunftskonzepte der Autobauer
Audi Aicon Quelle: Audi
Mini Electric Concept Quelle: Mini
BMW iVision Dynamics Quelle: BMW
Audi Aicon Quelle: Audi
Honda Urban EV Concept Quelle: Honda
Mercedes-AMG Project One Quelle: Daimler
Mercedes Concept EQA Quelle: Daimler

Das hohe Lerntempo ist auch einer der Gründe, warum Auto-Experte Wolfgang Bernhart von der Unternehmensberatung Roland Berger den Auftritt der chinesischen Hersteller „sehr ernst“ nimmt. „Die Chinesen durchlaufen gerade im Zeitraffer, wofür japanische und koreanische Autobauer lange gebraucht haben“, sagt Bernhart. „Qualität und Anmutung chinesischer Autos können in den meisten Fällen noch nicht mit europäischen Fahrzeugen mithalten, im Vergleich zu amerikanischen sieht das aber schon heute anders aus.“

Volumenhersteller müssen nach China schauen

Laut Bernharts Prognose werden die chinesischen Autos, wenn sie dann nach Europa kommen, nicht nur reine Billigautos, deren größtes Argument der Preis ist. Sie werden sich vielmehr „auch im etablierten Kern des Volumensegments festsetzen“. Dafür sorgen nicht nur die europäischen Zuliefererteile, sondern auch eine moderne Produktion. Statt auf vermeintlich billige Arbeitskraft setzt Wey auf eine hochautomatisierte Fertigungslinie. „Die Präzision, die wir in allen Bereichen des Fahrzeugs brauchen, bekommt man mit einer klassischen Drehbank und Handarbeit nicht mehr hin“, sagt Steingräber, der einst bei Audi den Q3 entwickelt hat. Sein Netzwerk und vor allem den Qualitätsanspruch hat Steingräber mit nach China genommen.

Ähnlich wie Audi ist auch Wey in den Great-Wall-Konzern eingebunden. Dieser verkauft bereits Autos unter dem Markennamen Haval Geländewagen – der Haval H6 war zwischenzeitlich sogar das meistverkaufte Auto in der ganzen Volksrepublik. Aus dem H6 stammt auch der Zweiliter-Vierzylinder-Benzinmotor mit 218 PS, der die Wey-Modelle derzeit antreibt. „Würden wir nicht bewusst auf Synergien setzen, würde ich unseren Preisvorteil verlieren“, so Steingräber. „Wir haben aber gewisse Freiheiten und können vorneweggehen, als Vorreiter im Konzern agieren.“

Eine dieser Freiheiten verantwortet Jürgen Greil. Der ehemalige BMW-Ingenieur ist bei Wey Direktor für die eigens entwickelte Elektro-Plattform XEV. Die Studie, die Greil in Frankfurt enthüllte, soll in 4,6 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen können und über eine Reichweite von 530 Kilometern verfügen. „Leichtbau am gesamten Fahrzeug ermöglicht es uns, eine kleinere Batterie einzubauen“, sagt Greil. „Das macht nicht nur das Auto nochmals leichter, sondern verkürzt auch die Ladezeiten.“

Bis das erste Fahrzeug auf XEV-Basis auf den Markt kommt, wird es noch ein wenig dauern. Noch vor Jahresende soll mit dem P8 ein Plug-in-Hybrid in die Showrooms rollen. Aber vorerst nur in China, für eine Expansion nennt Steingräber eine klare Bedingung. „Wir sind den chinesischen Händlern, die mit einer enormen Investition in den hochwertigen Showroom in Vorleistung gegangen sind, quasi verpflichtet, sie voll zu versorgen. Alles andere würde ich persönlich als unfair betrachten“, sagt der Wey-Chef. „Erst wenn wir merken, dass wir eine Kapazität ‚China + X‘ haben, werden wir über das Ausland reden.“ Und auch wenn er zwischen den Zeilen durchblicken lässt, dass er seine Autos auch in Europa für wettbewerbsfähig hält: der erste Schritt dürfte eher in Richtung USA gehen.

Während Chery und Wey die klassische Autobühne in Frankfurt gesucht haben, um internationale Aufmerksamkeit zu erlangen, fehlt eine andere chinesische Marke auf der IAA, deren Name man sich dennoch merken sollte: Byton. Die reine Elektromarke soll in den kommenden Monaten zu einem „chinesischen Tesla“ aufgebaut werden. Hinter Byton – chinesisch ausgesprochen Baiteng – steht der Konzern Future Mobility Corporation.

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