Autobörsen im Internet Konkurrenz fordert Autoscout24.de und Mobile.de heraus

Noch dominieren Autoscout24 und Mobile.de den Autohandel im Internet. Doch ein Plakatkleber, Google und die Sparkassen fordern das Duo heraus.

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Nicola Carbonari

Über den Schreibtischen der fünf Google-Mitarbeiter baumelt ein alter Auspuff, auf dem Regal steht eine weiße Heckklappe. Die Jungs haben sich alle Mühe gegeben, ihren Arbeitsplatz in der Hamburger ABC-Straße originell auszuschmücken – wer hier reinkommt, soll es gleich sehen: Hier arbeiten PS-Freaks. Der Chef betrachtet das mit Wohlwollen, denn mit seinen Leuten soll er Großes bewegen. Markus Hinz, 41, kam zu Jahresbeginn aus der Geschäftsführung von Autoscout24 zu Google und hat einen simplen Auftrag: Attacke.

Beherrschten Autoscout24 und Mobile.de — eine Tochter der Auktionsplattform Ebay — in Deutschland jahrelang das Geschäft mit Gebrauchtwagen im Internet, hat sich nun ungewohnte Konkurrenz formiert. Neben Google tritt der Kölner Werbeunternehmer Dirk Ströer mit seinem Portal pkw.de an, und auch von unerwarteter Seite läuft der Angriff: Die Sparkassen haben mit der Web-Site Gebrauchtwagen.de ein ambitioniertes Angebot gestartet.

Die Alteingesessenen und die Neulinge kämpfen um Anteile in einem lukrativen Geschäft. Die Telekom-Tochter Autoscout24 will dieses Jahr mehr als 100 Millionen Euro umsetzen, die geschätzte Rendite liegt zwischen 20 und 30 Prozent. Mobile.de, dessen Übernahme sich Ebay im Jahr 2004 stolze 121 Millionen Euro kosten ließ, nennt zwar keine Zahlen, Geschäftsführer Peter Schmid sagt jedoch: „Wir sind vom Umsatz der größte deutsche Internet-Fahrzeugmarkt.“

Expansion ins Ausland

Doch unabhängig davon, wer von beiden der größere ist – sie stehen vor dem gleichen Problem: Jeden Monat wechseln eine halbe Million Pkws den Besitzer, doch nach Schätzungen des Center for Automotive Research (CAR) an der Fachhochschule Gelsenkirchen finden sich von denen bereits heute 85 Prozent in den Online-Börsen. Viel Luft nach oben ist also nicht, weshalb beide im Ausland expandieren.

Noch ein Problem für die Marktplätze ist, dass Kunden im Schnitt nur alle vier Jahre Autos kaufen oder verkaufen. „Wir wollen sie auch in der Zeit dazwischen begleiten“, sagt Autoscout24-Geschäftsführer Nicola Carbonari. Bis 2011 will er etwa 40 Millionen Euro in Service-Angebote investieren. Nutzer sollen eigene Profile pflegen können und auf Wunsch eine E-Mail erhalten, wenn der Reifenwechsel fällig ist. Carbonari träumt von einem Dienstleister, der vom Abholdienst bei Inspektionsterminen bis zum Flottenmanagement einen Rundumservice anbietet.

Die Ziele der Herausforderer sind bescheidener: „Wir sehen Potenzial für einen dritten Spieler im Markt“, sagt Boris Polenske, Geschäftsführer von pkw.de. Das Ende 2007 gestartete Portal gehört zu den privaten Internet-Aktivitäten von Dirk Ströer, dem die Hälfte des größten deutschen Außenwerbers, der Kölner Firma Ströer, und eine weitere Plakatfirma gehören. „Wir haben Werbemöglichkeiten, die anderen nicht zur Verfügung stehen“, sagt Polenske. Denn wie schon bei seiner Partnervermittlung neu.de setzt Ströer auf die geballte Poster-Power der eigenen Plakatwände, um die Web-Site zu pushen. Dazu kommt Werbung auf Toilettenwänden an deutschen Autobahnen vom Raststättenbetreiber Tank & Rast.

Harter Kampf mit den Platzhirschen

„Wir wollen die Nummer drei werden“, sagt auch Karl-Heinz Werner, Geschäftsführer des Sparkassen-Finanzportals, in dem die Sparkassen ihre Internet-Aktivitäten bündeln. Für ihr im Dezember gestartetes Angebot trommelt die Sparkasse bundesweit in 16.000 Filialen. Dass ausgerechnet die Sparbuch-Verwalter eine Autobörse starteten, hat einen Grund: Sparkassen wollen einen größeren Anteil an der Autofinanzierung – schließlich werden in Deutschland sechs von zehn Konsumentenkrediten für den Autokauf vergeben und für elf Milliarden Euro Gebrauchtwagen finanziert. Ihren geringen Anteil daran wollen die Sparkassen in den kommenden drei Jahren verdoppeln. Daher bekommt jeder, der auf Gebrauchtwagen.de ein Auto sucht, auch die passende Finanzierung angeboten. Im Gegenzug sind die Anzeigen kostenlos, wie derzeit auch noch bei pkw.de. Die beiden großen Wettbewerber verdienen dagegen vor allem an den bezahlten Annoncen der Autohändler.

Der Kampf mit den Platzhirschen ist hart. „Es wird sehr schwer, den Abstand aufzuholen“, sagt CAR-Experte Marcus Krüger. Allerdings könnte der Angriff dazu führen, dass der Kuchen in noch kleinere Stücke zerbröselt – „man darf einen so großen Player wie Google nie unterschätzen“, sagt Mobile-Chef Schmid. Zwar beteuert sein Google-Kollege Hinz, kein eigenes Autoportal eröffnen zu wollen. Doch in dem Kleinanzeigendienst Google-Base finden sich schon jetzt zahlreiche Gebrauchtwagen. Viel interessanter für Google ist zudem ein anderes Stück vom Kuchen: Hinz will bei Autoherstellern und Händlern verstärkt Anzeigen einwerben. Und damit gerät das Spitzenduo unter Druck, da ihnen Werbeanzeigen lukrative Nebeneinahmen in zweistelliger Millionenhöhe einbringen. „Der Kampf um die Marketingbudgets wird härter“, sagt Mobile-Chef Schmid.

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