Autoindustrie Wut und Frust bei den Zulieferern von BMW

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Für Verbandschef Jacobs sind die Münchner im Mainstream der Branche angekommen: "BMW hat nachgezogen. Die Unarten im Umgang mit Zulieferern, die früher nur bei anderen Herstellern vorkamen, gibt es jetzt eben auch bei BMW."

Zu den Auswüchsen zählt Jacobs mangelnde Vertragstreue. "Ein Zulieferer muss immer damit rechnen, dass der Abnehmer nachverhandeln will." Dabei sei "nachverhandeln" eine Umschreibung. "Faktisch geht es darum", so der Verbandschef, "dass man einen bestehenden Vertrag nicht erfüllt. Man könnte das auch Vertragsbruch nennen." Einkäufer bewegten sich damit oft am Rande der Legalität.

Zu Details wie der Ausgestaltung von Verträgen will sich Diess auf Anfrage der WirtschaftsWoche nicht äußern, schließt unsaubere Praktiken und übermäßigen Druck auf die Lieferanten aber aus. Nicht Preisnachlässe, sondern Liefertreue und Qualität seien entscheidend für Folgeaufträge. "Wir haben unser Effizienzprogramm im Wesentlichen abgeschlossen", erklärt Diess. "Unsere künftigen Schwerpunkte liegen in der weiteren Verbesserung von Qualität und Innovationskraft. Da sind wir auf die Zusammenarbeit mit den besten Zulieferern angewiesen, nicht mit den billigsten."

Diess ist sich bewusst, dass "wir früher bei dem einen oder anderen Zulieferer beliebter waren, weil wir in einigen Fällen mehr bezahlt haben". Doch es habe keine Alternative zum Sparkurs gegeben, weil BMW nicht dauerhaft mehr zahlen könne als Wettbewerber. Zudem wollten Kunden künftig Leistungen wie Spritspartechnik, ohne dafür einen Aufpreis zu bezahlen.

Alix-Berater Sedran teilt diese Einschätzung: "Die Hersteller könnten Hunderte Euro Mehrkosten pro Fahrzeug für Spritspartechnik nicht an die Kunden weitergeben, weil die Käufer nicht bereit sind, mehr zu bezahlen. Die Hersteller wollen das an anderer Stelle einsparen." Das gelte auch für die nächste Abgasnorm Euro 6: "Sie verteuert Autos um bis zu 1000 Euro. Wie man diese Belastung ausgleicht, ist ein riesiges Thema in der Branche", sagt Sedran.

Zumindest ein Teil des Kostendrucks, da ist sich Sedran sicher, wird bei den Zulieferern landen. Das addiere sich zu steigenden Rohstoffpreisen, die die Zulieferer nur teilweise den Herstellern in Rechnung stellen könnten. Unter dem Strich bleibe der Druck hoch. "Die guten Zeiten", dämmert dem Eigentümer eines mittelständischen BMW-Zulieferers, "sind für uns Lieferanten wohl ein für alle mal vorbei."

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