Autoindustrie Wut und Frust bei den Zulieferern von BMW

Die Autohersteller fahren Traumrenditen ein, quälen ihre Lieferanten aber mit immer neuen Sparrunden. Besonders empört das die Zulieferer von BMW.

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ARCHIV: Logos des Quelle: dapd

Eines wollten Norbert Reithofer und Friedrich Eichiner, Vorstandschef und Finanzvorstand von BMW, bei der Präsentation der Halbjahreszahlen vergangene Woche unbedingt vermeiden: den Eindruck, der Autohersteller schwimme im Geld. Man habe im ersten Halbjahr so viel Gewinn eingefahren, wie im gesamten Vorjahr, bilanzierte Eichiner trocken. Das müsse angesichts höherer Belastungen und eines "extrem volatilen" konjunkturellen Umfelds aber nicht unbedingt so weitergehen, relativierte sein Chef. Die Umsatzrendite habe in den ersten sechs Monaten bei 14,4 Prozent gelegen, eröffnete Eichiner der erfreuten Analysten-Gemeinde. Aber: Schon im zweiten Halbjahr drohten Belastungen durch Währungsschwankungen und hohe Rohstoffpreise, warnte er im gleichen Atemzug.

Solche Krisenszenarien können nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich BMW zum Rendite-Champion unter den hoch profitablen Premiumherstellern gemausert hat. Daimler schaffte mit der Pkw-Sparte im ersten Halbjahr zehn Prozent Umsatzrendite, Audi 11,8 Prozent.

Dass Reithofer und Eichiner ihr Licht gern ein wenig unter den Scheffel stellen, hat Gründe: Belegschaft und Aktionäre sollen nicht gierig werden, sondern verstehen, dass BMW Geld für künftige Herausforderungen braucht – Stichwort Elektromobilität. Vor allem aber sollen die Zulieferer nicht auf die Idee kommen, BMW habe etwas zu verschenken. Denn es sind vor allem auch die Einsparungen im Einkauf, die Rekordgewinne und Investitionen in Zukunftstechnologien möglich machen.

Herbert Diess erfüllt Sparvorgaben vorzeitig

Seit seinem Amtsantritt vor viereinhalb Jahren konnte BMW-Einkaufsvorstand Herbert Diess die Materialkosten um insgesamt vier Milliarden Euro drücken. Damit hat er die Sparvorgaben Reithofers ein Jahr früher umgesetzt als geplant und wurde intern zum Star, wie BMWler berichten.

Die Kehrseite von Diess’ Erfolg: Bei vielen mittelständischen Zulieferern hat sich enormer Frust über den rigorosen Einkaufschef angestaut. Die deutschen Autozulieferer zählten BMW inzwischen zu den aggressivsten Preisdrückern der Branche, ergab eine Studie der Universität Duisburg-Essen aus dem vergangenen Jahr. Nur VW verhandelt noch aggressiver. Der Chef eines Lieferanten empört sich: "Früher war BMW unser fairster Kunde. Mittlerweile setzen die in der Branche Maßstäbe im Lieferantenknebeln." Offen würde so etwas kein Zulieferer sagen – zu groß wäre die Gefahr, fortan als illoyaler Geschäftspartner zu gelten.

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