Autozulieferer Bürgschaft löst Finanzprobleme von Sequatec

Der hessische Autozulieferer Sequatec überwand die Blockade seiner Hausbank durch eine öffentliche Bürgschaft.

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Sequatec-Chefs Graß und Liese Quelle: Pressefoto

Die beiden hessischen Metallfabriken E. Brill und Liese hatten sich gerade erst frisch unter dem neuen Firmennamen Sequatec zusammengetan. Das Geschäft entwickelte sich prächtig, die Produktion von Getriebeteilen für die Automobilindustrie platzte aus allen Nähten. Zwischen 2004 und 2008 explodierte der Umsatz um das Doppelte. Der überfällige Umzug von Kirchberg ins benachbarte Bad Emstal bei Kassel sollte die bisherige provisorische Unterbringung in einer ehemaligen Ziegelei beenden.

Doch ausgerechnet während des Ortswechsels – die Fertigung lief ohne Unterbrechung weiter – passierte es. Es war Herbst 2008, die Finanz- und Wirtschaftskrise brach herein: Über Nacht orderte die Autoindustrie weniger als die Hälfte der bisherigen Teile. „Die Bestellungen rissen geradezu ab“, erinnert sich die kaufmännische Geschäftsführerin Renate Graß.

Für Sequatec kam es knüppeldick. Zinsen und Tilgung des Kredits für den Kauf des neuen Standorts liefen weiter, Umsatz und Einnahmen aber blieben aus. Gleichzeitig zahlten zwei Kunden nicht – eine sechsstellige Summe fehlte in der Kasse. Dazu kamen erhöhte Kosten für den Anlauf neuer Produkte.

Rettung durch Bürgschaft

Dabei war sich Sequatec-Geschäftsführerin Graß sicher, dass sie, sobald der Aufschwung käme, wieder mit von der Partie wäre. Der Hauptabnehmer, das Getriebewerk von Volkswagen im nahe gelegenen Baunatal, fuhr gerade eine neue Serie hoch – für Sequatec der große Hoffnungsträger. Doch was nützen die schönsten Aufträge, wenn niemand bereit oder in der Lage ist, fehlende Einnahmen auszugleichen oder Mittel vorzustrecken, um den Betrieb aufrechtzuerhalten und den Konkurs zu verhindern?

Für Sequatec schien die Hürde auf dem Weg zum Aufschwung unüberwindbar. „Ich bin zu unserer Hausbank gegangen, doch die winkten erst einmal ab“, erzählt Managerin Graß, die das Unternehmen mit dem technischen Geschäftsführer und Miteigentümer Alexander Liese gleichberechtigt führt. Die Pleitegeier kreisten über der Firma.

Aber dann kam sie doch, die Rettung. Graß und Liese entsannen sich der hessischen Bürgschaftsbank, einer Einrichtung hessischer Wirtschaftskammern und -verbände, unterstützt durch Bund und Land. Die verbürgte am Ende den benötigten Überbrückungskredit von 500.000 Euro. „Ohne die Bürgschaft wären wir wohl in die Insolvenz gegangen“, sagt Graß.

Mehr Mitarbeiter als vor der Krise

Damit war Sequatec auch in der Lage, sofort wieder loszulegen, als sich in den Monaten nach dem Tiefpunkt Anfang 2009 das Blatt langsam wendete. Bis auf 2 wurden auch die 21 Entlassenen wieder eingestellt. Heute arbeiten bei Sequatec knapp 100 Beschäftigte – 30 mehr als vor der Krise.

Und weil die Nachfrage gerade wieder anzieht, hat die Bürgschaftsbank noch mal einen Kredit abgesichert, damit Sequatec das Geschäft weiter hochfahren kann. Denn um Aufträge annehmen zu können, mussten Graß und Liese für etwa eine halbe Million Euro neue Maschinen kaufen. Für das laufende Jahr erhoffen sich beide einen Umsatz von etwa 21 Millionen – 77 Prozent mehr als im Krisenjahr 2009.

Wann dadurch neue Jobs entstehen, scheint da nur eine Frage der Zeit. „Wir arbeiten jetzt in drei Schichten an sieben Tagen und können die Mitarbeiterzahl nicht beliebig schnell steigern“, sagt Graß. „Die Menschen müssen sich einarbeiten und ein Teil der Mannschaft werden.“

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