Agrar-Spekulationen Deutsche Bank enttäuscht ihre Kritiker

Welchen Einfluss haben Agrar-Spekulationen auf den Hunger in der Welt? Stundenlang diskutierte die Deutsche Bank mit Experten. Doch die Verbraucherschützer zeigten sich enttäuscht: Ein konstruktiver Dialog sei unmöglich.

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Im vergangenen Oktober protestierten Demonstranten vor der Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt gegen Lebensmittelspekulation. Quelle: dpa

Frankfurt Kritiker von Spekulationsgeschäften mit Lebensmittel-Rohstoffen haben ein Treffen mit führenden Vertretern der Deutschen Bank enttäuscht verlassen. „Die Deutsche Bank kam mit leeren Händen“, erklärte der Geschäftsführer der Verbraucher-Organisation Foodwatch, Thilo Bode, nach der siebenstündigen Experten-Diskussion am Mittwoch in Frankfurt.

„Weder konnte sie entkräften, dass ihre Finanzprodukte zu Preissteigerungen von Lebensmitteln beitragen, noch hat sie endlich einen Schlussstrich unter die Geschäfte mit dem Hunger gezogen“, sagte Bode. Ein konstruktive Dialog sei unmöglich, so lange die Deutsche Bank nicht offen über den Umfang ihrer Spekulationsgeschäfte informiere.

Organisationen wie Foodwatch und Oxfam werfen Banken vor, ihre Termingeschäfte mit Getreide, Öl und anderen Rohstoffen trieben die Preise für Nahrungsmittel in die Höhe und trügen damit zum Hunger in der Dritten Welt bei. Zu dem Treffen waren fast 40 Vertreter von Kirchen, Nichtregierungs-Organisationen, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft geladen, unter anderem aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und von der Allianz. Der Versicherer hatte einen Zusammenhang von Spekulationsgeschäften und Nahrungsmittelpreisen ebenfalls zurückgewiesen.

Die Tagung unter dem Motto „Preisentwicklung bei Agrarrohstoffen – Wer ist wie in der Verantwortung?“ fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, die Teilnehmer hatten zugesagt, nicht über die Aussagen Einzelner zu berichten. Die Bank wollte sich zum Verlauf deshalb nicht äußern.

Mit Lebensmittel-Spekulationen sind in erster Linie Finanzprodukte von Banken gemeint, mit denen Anleger Wetten auf die Preisentwicklung bei Getreide wie Mais oder Weizen abschließen können. Ursprünglich dienten solche Warentermingeschäfte der Absicherung von Bauern gegen wetterbedingt schlechte Ernten. Kritiker halten den Finanzinstituten aber vor, dass es sich inzwischen vor allem um spekulative Geschäfte handele, die den Preis für Nahrungsmittel auf Kosten von armen und hungernden Menschen in Entwicklungsländern in die Höhe trieben. Befürworter betonen die Bedeutung der Geschäfte zur Preissicherung.

Im Gegensatz zu Instituten wie der Commerzbank, der Dekabank und der DZ Bank lehnt es die Deutsche Bank bislang ab, auf die umstrittenen Geschäfte zu verzichten. Fitschen hatte argumentiert, der Hunger könne nur abgestellt werden, wenn es gelinge, Kapital auf intelligente Weise in diese Bereiche zu lenken.

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