Anglo Irish Bank Diese Banker haben sich verplappert

Die Beleidigungen der Anglo Irish Banker haben vor allem in Deutschland für Entsetzen gesorgt. Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass interne Dokumente die schockierende Gedankenwelt von Bankern enthüllen.

Anglo Irish BankDer Skandal um die Äußerungen von Mitarbeitern der Anglo Irish Bank zieht immer weitere Kreise. Zwar haben sich beteiligte Banker mittlerweile entschuldigt, aber Politiker fordern weitere Untersuchungen der bereits abgewickelten Pleite-Bank. "Dafür habe ich wirklich nur Verachtung", sagte beispielsweise Bundeskanzlerin Angela Merkel. Kein Wunder, schließlich lieferte das irische Pleite-Institut den vorerst letzten Höhepunkt in einer Reihe von Banker-Skandalen. Der "Irish Independent" hatte Mitschnitte von Telefongesprächen zwischen mehreren Top-Bankern des Instituts aus dem Jahr 2008 veröffentlicht. Obwohl die Bank bereits vor der Pleite stand, machten die Mitarbeiter Witze über mögliche Geldgeber, unter anderem auch Deutschland. Die Banker sangen nicht nur verächtlich "Deutschland, Deutschland über alles", als es um das Kapital deutscher Großinvestoren ging, sondern schimpfen über die deutschen Sparer. Wenig später brauchte die Bank Kapitalspritzen von der irischen Regierung, die wiederum aufgrund der Belastung bei den Ländern der Euro-Zone um Gelder aus dem Rettungsschirm bitten mussten. Kanzlerin Merkel nutzte ihre Empörung über die irischen Finanzjongleure gleich zum Rundumschlag gegen die gesamte Branche: „Ich kann nur sagen, die Tonalität scheint bankenübergreifend gleich zu sein“, sagte sie in Brüssel. Denn die Iren sind nicht die ersten, die sich verplappert haben. Quelle: dpa
Dirk NotheisDer prominenteste deutsche Plapper-Banker ist Dirk Notheis, der ehemalige Deutschlandchef der US-Investmentbank Morgan Stanley. Im Rahmen des Skandals um den Rückkauf der Anteile am Energiekonzerns EnBW durch das Land Baden-Württemberg fiel auch er mit wenig angemessenen Äußerungen auf. Aus diversen E-Mails, in denen Notheis den damaligen Ministerpräsidenten Baden-Württembergs Stefan Mappus für den Deal instruierte, sind einige pikante Zitate bekannt. In einer Mail heißt es etwa: "Bitte achte darauf, dass Du das o.a. durchziehst. Das verursacht sonst anderenfalls erheblich Sand im Getriebe und das kann ich jetzt nicht gebrauchen." Auch für den Umgang mit Angela Merkel bekam Mappus genaue Anweisungen: "Du solltest ihn dann separat anrufen und darum bitten, dass er das Meeting mit Sarko organisiert. Oder Du fragst Mutti, ob sie Dir das arrangieren kann." Selbst auf Fragen von Journalisten bereitete Notheis seinen Kompagnon Mappus vor. Auf die Frage "Rueckverstaatlichung ist doch Sozialismus? Wie unterscheiden Sie sich eigentlich noch von Sigmar Gabriel?" sollte Mappus laut E-Mail antworten: "Ich bin erhebliche Kilo leichter :-)! Scherz beiseite: ...". In einer anderen Nachricht an René Proglio, Frankreich-Chef von Morgan Stanley und Bruder des EDF-Chefs Henri Proglio heißt es: "Your brother has allready agreed the deal at 40€, which is more than rich as we know." (Dein Bruder hat dem Deal bereits zu 40 Euro (pro Aktie) zugestimmt, und wir wissen, das ist mehr als üppig.) Quelle: dpa
Greg Lippmann - Deutsche BankWenn es um Banker-Plappereien geht, darf natürlich auch die Deutsche Bank nicht fehlen. Die verkaufte ihren Kunden wackelige Hypothekenverbriefungen - und zwar auch noch, als viele Beobachtern schon längst klar war, dass der Immobilienmarkt in den USA in Kürze zusammenbrechen würde. Aus internen E-Mails geht hervor, dass Greg Lippmann die Papiere bereits lange vor dem Zusammenbruch als "crap", also als Schrott, bezeichnet haben. Eine andere Anlage sei ein "absolute pig", ein schweinisches Investment. Als er die Deutsche Bank gegen den Einbruch am Immobilienmarkt positionieren sollte, soll Lippmann in der Bank T-Shirts verteilt haben mit der Aufschrift "I am short your house" (Ich wette gegen dein Haus). Offiziell wurden die entsprechenden Verbriefungen aber als gute Geldanlage verkauft, institutionelle Investoren wie die IKB oder die Commerzbank kauften die Papiere und erlitten damit Totalverlust. Quelle: REUTERS
Henry Blodget - Merrill LynchHenry Blodget war ein Star der Internetblase Ende der Neunziger. Als Analyst bei der US-Investmentbank Merrill Lynch befeuerte er mit Aktienanalysen den Markt und lockte Anleger zu immer neuen Käufen. Zuletzt soll der Investmentbanker 12 Millionen Dollar verdient haben. Nach dem Platzen der Blase wurde es allerdings auch für Blodget unangenehm, denn die Generalstaatsanwaltschaft von New York warf ihm Wertpapierbetrug vor. Denn während er die Aktien öffentlich zum Kauf anpries, bezeichnete Blodget sie intern als "POS", piece of shit - ein Haufen Mist. Zwar musste Blodget keine Schuld eingestehen, aber er musste vier Millionen Dollar Buße zahlen und den Handel mit Wertpapieren an den Nagel hängen. Quelle: REUTERS
Fabrice Tourre - Goldman SachsAuch die E-Mails von Fabrice Tourre sorgten an der Wall Street für Aufruhr. Dem ehemaligen Goldman-Banker wurde sein Verhalten im sogenannten Abacus-Skandal zum Verhängnis. Auch hier erlitten Anleger dank eines hochkomplexen Kreditprodukts namens "Abacus" hohe Verluste. Als Beweisstücke für die Ermittlungen gegen Tourre dienten der SEC vor allem von Tourre verfasste E-Mails. Aus denen geht hervor, dass Tourre über das Risiko der CDOs gut Bescheid wusste. Aber auch von sich selbst hatte Tourre ein positives Bild, in einer E-Mail bezeichnet er sich als "fabulous Fab", den fabelhaften Fabrice. Quelle: AP
Barclays - Libor-ManipulationAuch bei der Verstrickung der britischen Investmentbank Barclays in den Skandal um die Manipulation des Interbankenzinses Libor wimmelte es von freiwilligen Enthüllungen und Täuschungsmanövern durch die Banker. So kam etwa ans Licht, dass Barclays-Trader in regelmäßigem Kontakt zu den sogenannten Submittern standen, also denen, die den aktuellen Zins an die Notenbank übertragen. Beispielsweise zitierte die US-Aufsichtsbehörde FSA aus der E-Mail eines Händlers: "Wir brauchen einen wirklich niedrigen Drei-Monats-Satz, das könnte uns sonst ein Vermögen kosten". Gleichzeitig versuchte die Bank zu verschleiern, dass auch ihre obersten Chefs in den Skandal verwickelt waren. Berichten zufolge versuchte die Bank in den Verhandlungen mit den Finanzaufsehern, die Kontrolleure davon zu überzeugen, beteiligte Führungskräfte nicht namentlich zu nennen. Quelle: dpa
Greg Smith - Goldman SachsIm vergangenen Jahr machte ein Goldman-Banker mit brisanten Enthüllungen auf sich aufmerksam. Im Gegensatz zu seinen Kollegen wie Notheis oder Blodget enthüllte er allerdings ganz freiwillig. In einem Artikel in der "New York Times" berichtete Greg Smith von abschätzigen Bemerkungen seiner Kollegen. Beispielsweise seien Kunden als "Muppets" (Deppen) bezeichnet worden. Möglicherweise dienten die Äußerungen Smiths allerdings nur als PR-Kampagne für sein einige Monate später erschienenes Buch "Why I left Goldman Sachs". Ähnliche Enthüllungen suchten die Leser darin allerdings vergeblich, eher wurde der exzessive Lebensstil der Wall Street Banker thematisiert. Quelle: REUTERS
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