Bafin-Bericht zu Zinsmanipulation Die Vorwürfe gegen Deutsche-Bank-Manager

Ein von der Finanzaufsicht Bafin verfasster Bericht rund um Zins-Manipulationen bei der Deutschen Bank ist bekannt geworden. Das Papier steckt voller Vorwürfe gegen das ehemalige und aktuelle „Who-is-Who“ des Geldhauses.

Der Libor-Skandal um manipulierte Zinssätze hält die Deutsche Bank auch nach dem Abschied von Co-Chef Anshu Jain und Milliarden-Strafen weiter in Atem. Vier amtierende Vorstände und zwei weitere Top-Manager des Instituts sehen sich mit schweren Vorwürfen der Finanzaufsichtsbehörde Bafin konfrontiert. Sie seien ihren Kontrollpflichten nicht ausreichend nachgekommen und hätten Aufseher bei der Aufarbeitung der Affäre unvollständig und zum Teil unzutreffend informiert. Quelle: dpa
Anshu Jain: Der im Auftrag der Bafin von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY erstellte Bericht, konzentriert sich nicht nur auf die Zinsmanipulationen, die im damals von Anshu Jain geleiteten Investmentbanking stattfanden. Es geht auch um mangelnde Dokumentation sowie Behinderungen bei der Aufklärung der Libor-Vorwürfe. Zu möglichen Konsequenzen des Berichts hielt sich die Deutsche Bank bedeckt. „Es wäre unangemessen, zum jetzigen Zeitpunkt Schlussfolgerungen hinsichtlich des Verhaltens der Bank oder einzelner Personen zu ziehen“, hieß es in einer Stellungnahme. Quelle: REUTERS
Stephan Leithner: Heftige Kritik übt die Bafin in dem Bericht an dem im Vorstand unter anderem für regelkonformes Verhalten (Compliance) zuständigen Stephan Leithner. So soll die Bank intern schon 2008 nach einem entsprechenden Pressebericht über die Manipulationsanfälligkeit des Libor-Zinssatzes gesprochen haben. Fünf Jahre später mahnte Leithner auf dem Höhepunkt der Libor-Ermittlungen in einer Mail, nichts über die einstigen Diskussionen gegenüber der Presse zu erwähnen. Quelle: dpa
Henry Ritchotte: Angezählt wird auch der für die IT der Bank zuständige Vorstand Henry Ritchotte . Ihm wirft die Bafin vor, dass die Systeme des Instituts Fehlverhalten erst ermöglicht hätten. Laut „Wall Street Journal“, das den Bafin-Bericht veröffentlicht hatte, verteidigt sich der Manager damit, dass er seit seinem Amtsantritt an einer Verbesserung arbeite. Quelle: Handelsblatt Online
Stefan Krause: Dem früheren Finanzvorstand Stefan Krause werfen die Aufseher vor, in den von ihm geleiteten Untersuchungen nicht genau hingeschaut zu haben. Er ist derzeit im Vorstand für das globale Transaktionsgeschäft, die Abwicklungseinheit und die Tochter Postbank zuständig. Quelle: REUTERS
Stuart Lewis: Auch Chefjustiziar Richard Walker und Risikovorstand Stuart Lewis (Bild) attackiert die Bafin. Sie sollen die Informationsgesuche von US-Ermittlern nicht ernst genug genommen haben. Zudem sollen sie bei der Bafin irreführende Angaben gemacht haben. Die mangelnde Kooperation hatten die britische und amerikanische Behörden im Frühjahr als einen wichtigen Grund angegeben, weshalb sie die Deutsche Bank zu einer Rekordstrafe von 2,5 Milliarden Dollar (2,3 Milliarden Euro) verdonnerten. Quelle: Presse
Michele Faissola: „Schwerwiegende“ Versäumnisse bescheinigt die Bafin Michele Faissola, dem Chef der Vermögensverwaltungssparte der Deutschen Bank. Der frühere Investmentbanker und Jain-Vertraute soll ebenfalls Informationen zurückgehalten und trotz früher Hinweise auf Manipulationen das Prozedere bei der Feststellung des Libor nicht geändert haben. Quelle: PR
Hermann-Josef Lamberti: Der bis März 2012 als Vorstand für IT und das Tagesgeschäft amtierende Hermann-Josef Lamberti (Bild aus dem Jahr 2008). Auch wenn er nicht direkt in die Aufklärung involviert war, wird ihm zur Last gelegt nicht die technische Infrastruktur für ausreichende Dokumentation von Kommunikationsvorgängen geschaffen zu haben. Quelle: Hans Guenther Oed
Die Bafin erklärt auch, sie habe Zweifel, ob der mittlerweile bei der Bank ausgeschiedene Alan Cloete (kein Bild vorhanden) nicht über die Manipulationen Bescheid wussten. Der umstrittene Händler Bittar sagt, bei einem Gespräch zu seiner Entlassung, habe Cloete gesagt, dass Bittar „nichts falsch gemacht“ habe und „wegen all dieser internen und externen Politik“ gehen müsse. Die Wirtschaftsprüfer deuten das als Zeichen, dass Cloete von Manipulationsversuchen gewusst haben könnte. Cloete weist das von sich. Quelle: dpa
Josef Ackermann: Zur Zeit der Libor-Manipulationen war Josef Ackermann Vorstandschef der Deutschen Bank. Er taucht in dem Bafin-Dokument am Rande auf – ihm gegenüber hat Anshu Jain in den Jahren 2007 und 2009 nachweislich vorgeschwärmt, wie gut die Händler wie Christian Bittar seien. Bittar werden Libor-Manipulationen vorgeworfen – in einem Jahr erhielt er einen Bonus über etwa 90 Millionen Euro. Ackermann wird vorgeworfen, zu wenig für die internete Aufklärung getan zu haben – auch wenn er bereits spätestens Ende 2008 Diskussionen über die „interne Kultur“ angestoßen habe. Quelle: AP
Hugo Bänziger: Dem ehemaligen Risikochef der Deutschen Bank werden Vorwürfe gemacht, die Aufklärung zu langsam begleitet zu haben und keine Heilung der internen Verfahren auf den Weg gebracht zu haben. Quelle: dapd
Paul Achleitner: Der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank kam zwar erst im Mai 2012 ins Amt – also nach den Vorfällen rund um Zins-Manipulationen. Doch der von den Behörden vorgeworfene mangelnde Aufklärungswille der Bank, muss Achleitner beschäftigen. Quelle: dpa
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