Banken in der Misere Europa droht die Rückkehr der Bankenkrise

Seite 2/2

In Banken regiert der Rotstift

Der italienische Bankenrettungsfonds Atlante will sich aber offenbar nicht an der Kapitalerhöhung beteiligen. Auch Staatshilfe wurde wiederholt ausgeschlossen. "Maßnahmen für staatliche Unterstützung oder eine Verstaatlichung sind nicht vorgesehen", sagte Italiens Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan.

Auch andere italienische Banken müssen ihr Kapital aufbessern. Bei der UniCredit wird nicht nur über einen Börsengang der deutschen Tochter HVB nachgedacht. Derzeit verhandelt die Großbank mit dem polnischen Versicherer PZU über einen Verkauf ihrer polnischen Tochter Bank Pekao. Ob es zu einer Einigung kommt, ist allerdings unklar. Zuletzt hieß es, bei einer Kapitalerhöhung könnte die Bank bis zu 13 Milliarden Euro an zusätzlichem Kapital anstreben. Im Dezember will die Bank ihre Pläne bei einem Investorentag vorstellen. Die Pläne sind ambitioniert, denn an der Börse war die Unicredit zuletzt nur mit etwas mehr als 13,3 Milliarden Euro bewertet.

Deshalb wächst die Sorge um Deutschlands größte Bank
Josef Ackermann, Angela Merkel Quelle: AP
Das Bild zeigt den damaligen Bankchef Rolf-E. Breuer nach der Verkündung der Bankers-Trust-Übernahme im Jahr 1998. Quelle: dpa Picture-Alliance
Lehman-Brothers-Mitarbeiter nach der Kündigung 2008 in London. Quelle: REUTERS
Die Folgen der Immobilienkrise Quelle: dpa
Schwaches KerngeschäftNach der Finanzkrise gab es zwei wesentliche Entwicklungen unter globalen Großbanken. Die in den USA beheimateten Institute (Bild: New Yorks Finanzdistrikt) – mit zwangsweiser Staatshilfe versorgt – konnten die Krise beschleunigt hinter sich lassen. Sie wuchsen gar zu neuer Größe. Die andere Gruppe stutzte das Investmentbanking, dass weniger lukrativ wurde und mit weniger Mitarbeitern zu leisten war – und fokussierte sich auf die hauseigene Vermögensverwaltung. Die Deutsche Bank suchte den Mittelweg aus eigener Kraft: keine Staatshilfe, kein großer Strategieschwenk. Die Folge: Dutzende Strafzahlungen etwa wegen Zinsmanipulationen schlugen ins Kontor, während gleichzeitig das Kerngeschäft litt. Quelle: dpa
Riskante Finanzierung Quelle: dpa
Wenig Reserven Quelle: dpa

Zwei andere Institute sind schon weiter, denn mittlerweile steht fest, dass die Banca Popolare di Milano und die Banco Popolare fusionieren werden. Mit seinen Reformen hatte Ministerpräsident Matteo Renzi solche Zusammenschlüsse ermöglicht. Die neue Großbank will vor allem Kosten senken, rund 1800 der insgesamt 25.000 Stellen könnten wegfallen.

Spanien

Auch in Spanien denkt man darüber nach, wie die beiden verstaatlichten Großbanken Bankia und Banco Mare Nostrum wieder stabiler werden können. Im Gespräch ist demnach eine Verschmelzung der beiden Institute. Seit der Schuldenkrise hält der Staat jeweils 65 Prozent an den beiden Banken. Großes Problem der spanischen Banken ist weiterhin der hohe Anteil an ausfallgefährdeten Immobilienkrediten, den die Institute in ihren Büchern haben. Laut Befragungen sind das in Spanien rund 60 Prozent der Darlehen. Knapp ein Fünftel davon seien sogar "ernsthaft gefährdet", ergab eine KPMG-Umfrage.

Ähnlich wie in Deutschland wird auch in Spanien der Rotstift angesetzt. Bei der Banco Popular sollen rund 3000 Jobs gestrichen werden, rund ein Fünftel aller Stellen. Beim Stresstest der Bankenaufseher im Sommer rangierte das Institut wie die Deutsche Bank und die Commerzbank unter den schlechtesten zehn Banken.

Was beim Blick ins Ausland auffällt: Stellenstreichungen und der Kampf gegen sinkende Erträge stehen bei allen Banken auf der Agenda. Auch Fusionen gehören immer mehr zum Alltag in Europas Bankenwelt. Es dürfte also nur eine Frage der Zeit sein, bis große Fusionen auch in Deutschland wieder Thema sind.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%