Genau dieser Vertrauensverlust könnte für eine große Umverteilung in der Bankindustrie sorgen. Glaubt man den Autoren des Buches "Finanzdienstleister der nächsten Generation – Die neue digitale Macht der Kunden", gibt es zahlreiche Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen, die den Vertrauensverlust der Bankkunden ausnutzen und den Großen in den nächsten Jahren dicht auf die Pelle rücken dürften. Das Buch enthält zahlreiche Artikel, die sich mit Trends und neuen Modellen der Bankbranche beschäftigen. Der Vertrauensverlust der etablierten Banken führe dazu, dass "global tätige Finanzkonzerne mit bekannten Namen in der Wahrnehmung nicht mehr per se als stabiler als neue Anbieter angesehen werden", schreiben Herausgeber Robert Lempka sowie Thomas Winkler und Marc Bernegger von der Next Generation Finance Invest AG, einer auf Finanz-Start Ups fokussierten Beteiligungsgesellschaft.
Ähnlich sieht das Karl Matthäus Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Berliner Quirin Bank, einer Bank, die ausschließlich auf Honorarberatung setzt. "Die Bankbranche wird durch neue Player aufgebrochen, die den Vertrauensverlust der Banken für sich nutzen", sagt Schmidt. Denkbar seien beispielsweise Gehaltskonten bei PayPal, der Kauf von Anlageprodukten über Onlinehändler wie Amazon oder das iPhone als mobiler Bankschalter.
Stehen diese neuen Player schon längst in den Startlöchern? "Anders als andere Branchen war die Bankindustrie von der Digitalisierung bisher nur am Rand betroffen", sagt Schmidt. Anders sei das beispielsweise in der Musikbranche. Dort seien durch digitale Plattformen wie YouTube über 40 Prozent der Umsätze weggebrochen. "Die zunehmende Digitalisierung wird jetzt auch die Bankbranche treffen – und zwar nicht ohne Folgen", sagt Schmidt. Aber wie könnten die Folgen aussehen? Manch einer fragt sich bereits, ob Banken überhaupt noch gebraucht werden. So weit will Schmidt nicht gehen. Aber: "In den nächsten zehn Jahren wird es massive Veränderungen geben, bis hin zum Filialsterben und einem dramatischen Einbruch der Erlöse im Privatkundengeschäft", sagt Schmidt. Die Restrukturierung werde eine dauerhafte Aufgabe von Bankmanagern bleiben.
„Das Thema Digitalisierung steht bei den Bankmanagern oben auf der Prioritätenliste“, sagt Schilling. Das Problem werde ähnlich gravierend eingestuft wie die zunehmenden regulatorischen Anforderungen seitens der Regierung. Der aktuelle Vertrauensverlust in der Bevölkerung werde dagegen eher als ein temporäres Problem betrachtet. Allerdings geht nur eine Minderheit davon aus, dass der Vertrauensschaden schnell zu kitten sei.
Doch wer sind die digitalen Angreifer, die den Banken ihre Geschäfte streitig machen? Ein Blick in einzelne Geschäftsfelder der Branche zeigt, dass die Angreifer der neuen Finanzgeneration gegenüber der alten Generation bereits viel Boden gut gemacht haben.