Von dieser Vorliebe für Scheine und Münzen könnten Banken und Sparkassen am Ende profitieren, da sie anhand der Geldautomaten die Kunden in ihre Filiale locken. Denn am Bankschalter war es spürbar ruhiger geworden. "Zuletzt wurde deutlich, dass der Kontakt mit den Kunden in der Filiale rückläufig ist", sagt Steria Mummert-Berater Schilling. Die Banken hätten das aber mittlerweile erkannt und würden an Konzepten arbeiten, um der Entwicklung entgegenzuwirken.
Finanzierung und Kreditvergabe
Auch in den Geschäftsbereichen der Unternehmensfinanzierung oder der Kreditvergabe gibt es neue Akteure, die im Geschäftsbereich der Banken wildern. Es wäre allerdings vermessen zu behaupten, die Banken müssten bereits um ihre Vorherrschaft fürchten. Beispielsweise bei der privaten Kreditvergabe. Unternehmen wie Smava oder Auxmoney bieten Kredite von Privat an Privat, das sogenannte Peer-to-Peer Lending. Der eine bekommt ein Darlehen, der andere kassiert dafür Zinsen. So die Theorie. Doch gerade in Deutschland sind die Modelle bisher nicht aus ihrem Nischendasein heraus gekommen. Verbraucher sind zu Recht skeptisch, denn bei den Darlehen handelt es sich um sogenannte verwendungszweckfreie Kredite. Außerdem können sich die Verbraucher denken, dass Banken den Kreditsuchenden auf Smava oder Auxmoney das Geld nicht ohne Grund verweigern.
Besser sieht es dagegen im Bereich Crowdfunding aus, in Deutschland auch Crowdinvesting genannt. Die Schwarmfinanzierung boomt, immer mehr Portale kommen hinzu. Und so langsam professionalisieren sich die Portale zur Finanzierung von jungen Unternehmen. Mit Bergfürst verfügt mittlerweile der erste Anbieter auf dem Markt über eine Lizenz der Finanzaufsicht BaFin und darf deshalb mehr als 100.000 Euro vom Schwarm der Anleger einsammeln. Auch Seedmatch, die erste Plattform in Deutschland, bietet mittlerweile Finanzierungen bis 250.000 Euro an. Ob das Segment auch für Anleger lukrative Renditen bringt, wird sich allerdings erst in den nächsten Jahren zeigen. Erst dann dürften die ersten finanzierten Start-Ups die kritische Anfangsphase verlassen und Geld verdienen.
Die wichtigsten Fakten zu Crowdfunding
Beim Crowdfunding stellt der Projektinitiator seine Idee auf einer Plattform vor, legt eine Summe fest, die er erreichen möchte, und bietet den Unterstützern je nach Summe, die sie bieten, eine Gegenleistung. Unterstützer bekommen so beispielsweise bei einer Filmproduktion eine Kinokarte oder eine Danksagung auf der ersten Seite, wenn es um ein Buchprojekt geht. Wer also finanzielle Unterstützung leistet, erhält meist etwas Besonderes für sein Geld. Ist die Summe komplett in der Projektzeit durch Unterstützer finanziert, bekommen die Projektinitiatoren das Geld ausbezahlt, um ihre Idee dann in die Tat umzusetzen.
Beim Crowdinvesting wird ein Projekt ebenso vorgestellt wie beim Crowdfunding. Die Unterstützer sind hier aber Investoren. Sie bekommen meistens keine Gegenleistung in Form von spezifischen „Dankeschöns“, sondern erhalten Anteile am Projekt und werden am Gewinn beteiligt. So etwa bei einem Filmprojekt je Anteil zum Beispiel einen Euro pro verkaufter Kinokarte.
Wenn ein Projekt in der Finanzierungsphase die Zielsumme nicht erreicht, gibt es kein Geld für das Projekt. Die Gelder fließen dann an die Unterstützer zurück. Nur wenn die Summe zu 100 Prozent (oder mehr) erreicht wurde, geht das Geld an das Projekt.
Jeder potenzielle Unterstützer soll die Chance bekommen möglichst alles über das Projekt zu erfahren. Dabei geht es darum, dass in einem Crowdfunding-Projekt nicht nur die Ideen und Pläne vorgestellt werden, sondern die Kostenstruktur und natürlich die Menschen im Einzelnen, die hinter der Idee stehen.
Viele kleine Beträge können viel erreichen: Beim Crowdfunding bedeutet das Prinzip des Micropayments, dass auch Kleinstbeträge von wenigen Euros oder sogar Cents gezählt werden. Dies ist bei vielen Projekten der Fall.
Beim Seedcapital handelt es sich um die Art von Crowdfunding, bei dem es um die Finanzierung von Start-ups geht. Das gesammelte Geld ermöglicht dabei erst die Gründung eines Unternehmens.
Allerdings sind die Banken weiterhin sehr zurückhaltend, was die Kreditvergabe anbelangt. Davon profitieren die Portale. "Der Trend weg von der Bankenfinanzierung hin zu alternativen Finanzierungsformen dürfte sich angesichts verschärfter regulatorischer Rahmenbedingungen fortsetzen", schreibt Dirk Elsner, Betreiber des beliebten Branchen-Blogs Blick Log, in seinem Beitrag in "Finanzdienstleister der nächsten Generation". Doch trotz der großen Zahl an Plattformen spiele Crowdfunding als wirkliche Alternative der Finanzierung von Unternehmen bisher keine Rolle. Im Sommer letzten Jahres lag das Marktvolumen gerade einmal bei insgesamt rund vier Millionen Euro.