Eine große Angriffsfläche für die neue digitale Finanzwelle bietet der klassische Zahlungsverkehr, bis vor einigen Jahren eine bombensichere Einnahmequelle für Geldinstitute. Hier fürchten die Institute mittlerweile um ihre Marktanteile – zu Recht. Denn wer online kauft, wickelt seine Zahlung oft mit Hilfe von Internet-Bezahldiensten wie PayPal ab. Das klassische Lastschriftverfahren droht, ins Hintertreffen zu geraten.
Denn PayPal, ein Tochterunternehmen des Onlinehändlers Ebay, streicht nicht nur die Transaktionen ein, sondern geht so auch auf Datenfang. Schließlich geben die Kunden bereitwillig ihre Kreditkartendaten preis – werden die beim Online-Bezahldienst gespeichert, ist das neue Küchengerät noch viel schneller bezahlt. Gleichzeitig generieren Banken so weniger Daten und verlieren wichtige Informationen über ihre Kunden.
Mittlerweile drängen immer mehr Bezahldienste auf den Markt. Erst Anfang dieser Woche machte der Kurznachrichtendienst Twitter seine Andeutungen wahr und verkündete, in Zukunft eine mobile Bezahlfunktion anzubieten. Kunden von American Express sollen ihr Kreditkartenkonto in den USA mit ihrem Twitter-Account verknüpfen können und dann per Hashtag bezahlen. Zwar soll das Angebot zunächst nur für Rabatte verfügbar sein, also eher wenig massentauglich sein. Beobachter halten es dennoch nur für eine Frage der Zeit, bis auch generell mit derartigen Online-Diensten bezahlt werden kann.
Noch vor Twitter dürfte allerdings das Smartphone zur mobilen Geldbörse werden – nicht nur für Käufer, sondern vor allem für Verkäufer. Denn auch kleine Händler oder sogar Obstverkäufer auf dem Wochenmarkt könnten in Zukunft die Zahlung per Kreditkarte anbieten – dank kleiner Kartenlesegeräte, die ans Smartphone angesteckt werden können. Gemeinsam mit einer entsprechenden App ist mobiles Bezahlen so nahezu überall möglich. Wie so häufig kommt auch dieses Modell aus den USA. Das Start-Up Square erobert dort kräftig Marktanteile. Vor allem der Einstieg der Kaffeekette Starbucks hat dem Unternehmen Schub verliehen. Amerikaner können ihren Café Latte auf dem Weg zur Arbeit jetzt per Smartphone bezahlen. Auch Kartenzahlungen wickelt Starbucks über Square ab.
Einen richtigen Durchbruch hat mobiles Bezahlen in Deutschland bisher noch nicht feiern können, die Erträge sind zu vernachlässigen. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass sich das in den kommenden Monaten ändern könnte. Dafür drängen einfach zu viele Anbieter auf den Markt. Beispielsweise bietet iZettle das mobile Kartenterminal fürs Smartphone. Das schwedische Start-Up ist seit Oktober letzten Jahres in Deutschland aktiv und hat vorher bereits Erfahrung in Skandinavien und Großbritannien gesammelt. Der Clou der Schweden: Sie bieten das Ansteckgerät auch Privatpersonen an. Selbst der Verkäufer auf dem Flohmarkt oder die Studentin, die sich durch Babysitten etwas dazuverdienen will, kann iZettle nutzen.