Banker Der Alptraumberuf des Bankers erfindet sich neu

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Sich dem Wandel der Branche stellen

Zukunft dagegen haben solche Banker, die sich dem Wandel der Branche stellen. Neue Aufgaben, die immer noch mit Geldgeschäften zu tun haben, finden sich in der aufstrebenden FinTech-Branche aber auch in der Bankenregulierung und Bankenaufsicht, die qualifizierte Leute mit Finanzerfahrung brauchen.

Die Commerzbank etwa hat konzerneigene Beteiligungsunternehmen gegründet, die den Markt nach vielversprechenden digitalen Innovationen im Banking absuchen und sich an aufstrebenden Start-ups beteiligen. Ins Leben gerufen wurden diese Geschäftsbereiche von Bankern alter Schule aus dem Firmenkundengeschäft, die sich ihre neue Jobbeschreibung damit quasi selbst entwickelt haben. Beispiel ist Christian Hoppe, Leiter der Commerzbank-Tochter main incubator, der eigentlich aus der Mittelstandsbank der ehemaligen Dresdner Bank und Commerzbank stammt.

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Auch Dieter Fromm und Johannes Cremer haben einen ähnlichen beruflichen Wandel hinter sich. Die ehemaligen Sparkassenmanager haben in Köln das Start-up Moneymeets aufgemacht, eine Art soziales Netzwerk für private Geldanlage, das den herkömmlichen Finanzvertrieb unter Druck setzen will. Clemens Krause wiederrum arbeitete erst bei der Bankgesellschaft Berlin, dann bei der Konzernbank des Technologiekonzerns General Electric und schließlich bei der Commerzbank. 2012 aber hat er die Seiten gewechselt und ist nun Finanzchef bei der digitalen Kreditplattform Ferratum, die aus Finnland kommt und an der Frankfurter Börse notiert.

Nicht nur FinTech-Unternehmen suchen Banker mit Berufserfahrung, auch die neue Bankenaufsicht bei der Europäischen Zentralbank bietet gut bezahlte und vor allem einflussreiche Jobs für Seitenwechsler aus dem Finanzgewerbe. Korbinian Ibel, ehemaliger Bereichsvorstand bei der Commerzbank und jetzt Generaldirektor bei der EZB-Bankenaufsicht, steht beispielhaft für diese Entwicklung. Die Notenbank hat insgesamt 1000 Beschäftigte für den zentralen Aufsichtsmechanismus SSM eingestellt.

Wenn im Bankensektor auch deprimierende Zahlen die Nachrichtenlage beherrschen, gibt es dabei immer noch Lichtblicke, die Hoffnung machen. So hat sich die Zahl der Bankmitarbeiter zwar in den vergangenen zwanzig Jahren um 17,9 Prozent auf 640.000 reduziert. Doch die Arbeitslosenquote bei Bankfachleuten hat sich laut Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung seit dem Jahr 2000 auf 0,9 Prozent in 2011 mehr als halbiert und liegt weit unter der gesamtwirtschaftlichen Arbeitslosenquote von mehr als acht Prozent. Der Arbeitgeberverband der Banken sieht den Grund dafür in der guten Ausbildung der Banker, die ihnen Jobchancen auch außerhalb des klassischen Bankgeschäfts eröffne.

Dieses Kredo sollten sich Banker zu Nutze machen, wenn sie ihren Beruf in Gefahr sehen. Etwas anderes bleibt vielen gar nicht übrig.

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