Der Verzicht auf das internationale Geschäft ist dem welterfahrenen Bankchef schwergefallen. So soll er in seinen ersten Planungen trotz des eindeutigen Votums der EU-Behörden noch deutlich stärkere Aktivitäten im Ausland vorgesehen haben.
Die große Bühne sucht Häusler dennoch. Kaum eine internationale Tagung findet ohne ihn statt. Wenn er nicht auf der Rednerliste steht, erhebt er sich gern und hält als Frage verkleidete Vorträge, in denen es um seine Erfahrungen beim IWF geht. Schon als Investmentbanker gab es Mitarbeiter, die ihm vorwarfen, vor allem sich selbst und nicht die Bank zu repräsentieren. Häusler sei ein „eitler Wichtigtuer“, sagt einer, der ihn mehrmals erlebt hat.
Bei der Tagung des internationalen Bankenverbandes IIF im Herbst 2011 in Washington sitzt der BayernLB-Chef auf dem Podium. Unter seiner Führung ist die Landesbank dem Verband beigetreten, wobei nicht klar ist, was sie da will. Commerzbank-Vorstandschef Martin Blessing moderiert eine Fragerunde, Häusler dankt ihm für „schmeichelhafte Einführungsworte“. Dabei hat Blessing bloß seinen Namen genannt. Dann geht es los. Häusler erklärt, sich auf einen Aspekt konzentrieren zu wollen. Und palavert dann fast zehn Minuten ohne Pause in fast akzentfreiem Englisch über die Fiskalpolitik entwickelter Staaten in Zeiten der Schuldenkrise.
Wer sich dabei langweilt, kann sich im Nebenraum an einem mit Werbematerial beladenen Stand darüber informieren, von welcher Bank der eloquente Gesprächspartner stammt. Aber lässt sich die internationale Finanzwelt wirklich von blau-weißen Kugelschreibern beeindrucken, die losjodeln, wenn man sie drückt? Überzeugt sie eine Broschüre von dem „rock solid“ Institut, bei der Brezeln und Schloss Neuschwanstein in Grafiken montiert sind, die die angeblich „nie endende Erfolgsgeschichte“ der BayernLB bezeugen sollen?
Häusler selbst rechtfertigt seine Ausflüge in die weite Finanzwelt mit der Notwendigkeit, den Dialog mit den Regulierern zu pflegen und früh auf neue Risiken reagieren zu können. Dass die BayernLB kaum in griechische Staatsanleihen investiert und den letzten Stresstest souverän passiert hat, hält sich ihr Chef persönlich zugute. Schließlich habe er beim IWF einst die Kapitalmarktabteilung aufgebaut und selbst das Modell zur Berechnung der Schuldentragfähigkeit von Staaten entwickelt.
Bescheidenheit? Warum auch!
Bescheidenheit, sagen selbst Freunde, ist nicht seine Stärke. Warum auch? Als einziger Deutscher gehört er zur „Group of Thirty“, einem angesehenen Expertengremium. Mitglieder sind etwa der frühere US-Notenbankchef Paul Volcker, Nobelpreisträger Paul Krugman, EZB-Chef Mario Draghi und sein Vorgänger Jean-Claude Trichet. Lauter Koryphäen, die sich in langen Schriftstücken über „Rückversicherung und Finanzmärkte“ auslassen. Über „makroprudenzielle Regulierung“. Über Finanzkram für Fortgeschrittene eben.
„Und du, Gerd? Jetzt BayernLB?“ fragt ihn ein Bekannter in Washington. Häusler verzieht den Mund und winkt ab. An zu Hause will er jetzt lieber nicht denken. Da sitzen ihm Landespolitiker und Sparkassenmänner im Nacken. „Auf die haben wir immer hinuntergeschaut“, sagt ein anderer Ex-Vorstand der Dresdner Bank.
Nun hat sich die Perspektive gedreht, Politiker und Sparkassenleute schauen auf Häusler. Nicht allen gefällt, was sie sehen. „Der ist kein Rennpferd“, sagt die SPD-Landtagsabgeordnete Inge Aures. Die ist eine bodenständige Natur, zum Faschingsfest in ihrem Wahlkreis hat sie sich als Eisprinzessin verkleidet. Sie ist Mitglied einer Kommission des Landtags, die die Landesbank kontrollieren soll. Vor der muss Häusler regelmäßig auftreten und dabei mache er keine gute Figur. „Der blickt nicht wirklich durch“, sagt die Politikerin. Letztens habe sie ihn gefragt, wie viele Kredite bayrische Sparkassen und Landesbank gemeinsam vergeben hätten. „Nicht mal das hat er gewusst“, empört sich Aures.