Bescheidene Weihnachtsfeiern Banker feiern mit 35 Euro pro Person

Europas Banker haben Angst – und zwar vor Weihnachtsfeiern. Zu tief sitzen die Ängste mit pompösen Parties negativ aufzufallen. Die Weihnachtsfeiern setzen dieses Jahr deshalb auf bescheidene Buffetts und Tischtennis.

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Ein Mann, verkleidet als Weihnachtsmann, sitzt auf dem Kollhoff-Turm in Berlin. Deutsche Banker feiern dieses Jahr Weihnachten unspektakulär – aus Angst vor negativen Schlagzeilen. Quelle: Reuters

Frankfurt/London Weihnachtsfeier ja, Schlagzeilen nein. Nichts fürchten die Banker in London und Frankfurt mehr, als mit opulenten Parties aufzufallen. Die sind seit der Finanzkrise und milliardenschweren Rettungsaktionen durch den Steuerzahler verpönt. Dieses Jahr rücken die großen Finanzinstitute zwar wieder Geld raus für ein gemütliches Zusammensein zum Jahresausklang. Aber es darf eben nicht zu schick sein. Bloß nicht auffallen, heißt die Devise.

Da ist Kreativität gefragt. In der Londoner City werden viele Weihnachtsfeiern neuerdings in Team-Events umfunktioniert, mit denen angeblich das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt werden soll. Besonders beliebt: Cocktail-Kurse, Weinproben und Go-Karting-Wettbewerbe. Jeder schaue auf die Kosten, berichtet Pascale Miller vom Veranstaltungsmanager Precipuus Events. „Aber wenn man es als Teambuilding verkaufen kann, oder sogar als Fortbildungsmaßnahme, dann muss man das nicht ins Unterhaltungsbudget buchen.“

Es gibt noch einen anderen Vorteil: In informellen Treffpunkten wie Pubs und Sportanlagen können Banker dank legerer Freizeitkleidung quasi inkognito auftreten. Der Anzug bleibt zu Hause, der ramponierte Ruf auch.

„Wir haben viel mehr Anfragen nach etwas Außergewöhnlichem, zum Beispiel Tischtennis“, berichtet auch Nick Telson von DesignMyNight.com. „Heutzutage geht es darum, als Team etwas zusammen zu machen und nicht darum, die schönsten Locations zu bekommen.“


Würstchen im Zirkuszelt

Auch in Frankfurt feiert die Finanzbranche wieder - in bescheidenem Rahmen wohlgemerkt. Die teuren Restaurants und Hotels in der Innenstadt profitieren davon nicht. Lieber werden Tische und Bänke in einem noch ungenutzten Zirkuszelt am Stadtrand aufgestellt, wo sich die Mitarbeiter dann mit Krustenbraten im Brötchen, Bratwürstchen und Zwiebelkuchen zufriedengeben müssen. „Das war schon sehr bescheiden“ sagt ein Teilnehmer. Aber immerhin - die letzte Weihnachtsfeier in der Abteilung hatte es 2007 gegeben, vor der Finanzkrise.

Oder man quartiert sich einen Abend kostenlos in einem Museum ein, bei dem man ohnehin Sponsor ist. Hier tut es dann ein einfaches Catering, bei dem so manch einer auch mal hungrig nach Hause geht, wenn er nicht schnell genug ans Essen kommt. „35 Euro pro Person - mehr ist nicht drin“, berichtet ein Mitarbeiter eines großen deutschen Geldhauses.

Freilich gibt es auch Ausnahmen, aber eher in der zweiten und dritten Reihe. Der kleine Online-Broker CMC Markets zählt dazu. Die Firma verknüpfte ihre diesjährige Weihnachtsfeier in London mit einer großen Party zum 25-jährigen Jubiläum - und lud sich einfach mal so die amerikanische Soul-Diva Diana Ross ein. Vorstandschef Peter Cruddas hat kein schlechtes Gewissen. „Jeder hier hat enorm viel zum Erfolg von CMC beigetragen“, sagt er. „Deshalb ist diese Feier so wichtig.“

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