Wo kommt auf Banken und Verbraucher zu? Nennen Sie uns ein paar Beispiele.
Banken sollten in neue Formen von Konten oder neue Schnittstellen zu den Konten investieren. Es müssten Konten sein, die mehr können, als nur Zahlungseingänge und -abgänge zu verbuchen. Wer die Kontodaten seiner Kunden kennt, kann im Auftrag des Kunden zum Beispiel auch gleich eine Bonitätsauskunft erteilen, anstatt seine Kunden dem aufwendigen und veralteten Prozess der Selbstauskunft auszusetzen. Oder die Bank könnte etwa ein Identifikationsverfahren anbieten, mit dem sich Kunden - wo immer es nötig ist - ausweisen können. Umständliche Postident-Verfahren gehören ins Museum. Für Konsumenten lassen sich auch Dienste für ein bequemeres Einkaufen oder für ein automatisch befülltes, elektronisches Haushaltsbuch vorstellen. Schon heute verarbeiten beispielsweise Steuerberater mit Erlaubnis ihrer Klienten automatisch über Datendienstleister wie etwa Datev Kontodaten, die sie über Online-Banking-Schnittstellen einsehen.
Welche Länder sind denn bei den Bezahlsystemen weiter fortgeschritten und wie sind deren Erfahrungen?
Bekannt sind Service-Anbieter aus den USA. Aber selbst in Ländern wie Südafrika, Kenia oder Uganda sind mobile Bezahlverfahren weiter verbreitet als in Europa. Dort verzeichnet das mobile Bezahlen sehr hohe Wachstumsraten und genießt eine sehr hohe Akzeptanz. Dort zeigt sich auch, dass der mobile Zahlungsverkehr definitiv sicherer ist als das Hantieren mit Bargeld und Belegen.
Woher rührt der Erfolg in diesen Ländern?
Dort gab es lange für große Teile der Bevölkerung gar keinen elektronischen Zahlungsverkehr seitens der Banken. Bei seiner Einführung wurde das klassische Bankennetzwerk dann einfach übersprungen, weil das Mobilfunknetzwerk bereits gut ausgebaut und damit nutzbar war. Stattdessen sorgten diese Länder dafür, dass die technischen Sicherheitsstandards kein Stück schlechter sind, als bei etablierten Banknetzwerken. Und es zeigt sich, dass das Bezahlen über Mobilfunknetzwerke dort neue Geschäftsmodelle ermöglicht. Die Geschäfte, in denen Kunden ihre Prepaid-Karten für ihre Mobiltelefone kaufen, wurden zügig zu Geldannahme- und Geldausgabestellen ausgebaut. Dort werden Geldgeschäfte wie am Bankschalter abgewickelt. Für die ergänzende Bargeldlogistik entstanden ebenfalls neue sicherere Strukturen und Arbeitsplätze in Regionen, in denen es kaum Bankfilialen gab.
Glauben Sie, die üblichen Bezahlsysteme werden von den neuen digitalen letzten Endes verdrängt und begraben?
Ich bin überzeugt, dass auch weiterhin die Vielfalt der Bezahlsysteme bestehen bleibt, auch das Bargeld hat seine Berechtigung. Auch die Banken können verlorenes Terrain in der digitalen Wirtschaft zurückgewinnen, wenn sie ihre Innovationskräfte mit denen der Nicht-Banken sinnvoll koppeln und europäisches Recht den Rahmen für Investitionen bietet. Dann wird sich die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Zahlungsverkehrsindustrie nachhaltig verbessern. Die für den Erfolg notwendigen qualifizierten Menschen und Technologien haben wir.