Blick in die Bankengeschichte Warum die Deutschen die Sparkasse so schätzen

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Du unterstützt so gut wie jedes Konzert in der Region

Dazu kommt, dass Du, jedenfalls nach eigenem Verständnis, gar keinen richtigen Eigentümer hast. Private Banken sind ihren Aktionären oder privaten Bankiers verpflichtet, Volks- und Raiffeisenbanken haben sich dem „Nutzen“ ihrer Genossen und Kunden verschrieben.

Du und Deinesgleichen aber existiert als Körperschaften öffentlichen Rechts sozusagen freischwebend. Du gehörst den Städten und Kreisen nicht, sie sind nur Deine „Gewährträger“. Sie stehen für Dich ein, statten Dich aber in der Regel nicht mit Kapital aus. Dein Geld musst du weitgehend selbst aus Deinen Gewinnen ansammeln. Aber Du beanspruchst oft auch keine nennenswerten Ausschüttungen.

Darüber lässt sich reichlich streiten, liebe Sparkasse. Viele Städte und Gemeinden, gerade im größten Bundesland Nordrhein-Westfalen, sind praktisch pleite, brauchen also dringend Geld. Darum stellt sich immer drängender die Frage: Warum zahlen die Kassen keine ordentlichen Dividenden?

An manchen Orten bist Du einsichtig. Zum Beispiel bekam die Stadt Nürnberg im Jahr 2010 erstmals Geld von Dir. Auch die Stadt Duisburg zeigte Begehrlichkeiten. Als sie im Mai verzweifelt nach Auswegen aus der Haushaltsmisere suchte, standest neben der Kündigung eines Vertrags mit der Düsseldorfer Oper und einer Anhebung der Grundsteuer auch Du auf der Liste: Mit Ausschüttungen solltest Du zur Sanierung des Haushalts beitragen. Meine Sparkasse - die Retterin in der Not?

Lieber Wohltäter sein

Nein, Du bist gegenüber solchen Forderungen traditionell zurückhaltend. Du willst lieber als Wohltäter auftreten. Und das tust Du schon lange, lässt Dich Dein Engagement rund eine halbe Milliarde Euro jährlich kosten. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank kommt nur auf gut 80 Millionen. Du unterstützt so gut wie jedes Konzert und jede Ausstellung in der Region, viele Museen, Sportveranstaltungen und Jugendwettbewerbe.

Du bist so etwas wie der reiche Onkel der kommunalen Familie - und fühlst Dich in dieser Rolle auch sehr wohl. Denn, argumentierst Du, über Sponsoring kommt das Geld viel unbürokratischer und sachbezogener an als über eine Ausschüttung - und dann versteuert - in den städtischen Haushalt und von dort über politische Kanäle in Bereiche wie Kultur und Sport. Die Stadträte mögen das zum Teil anders sehen, waren aber, solange die schiere Finanznot nicht zu groß wurde, meist auch ganz zufrieden mit diesem System.

Das Prinzip der Gemeinnützigkeit hat es Dir ermöglicht, Augenmaß zu bewahren. Ich bin sicher, dass es Dir manchmal in den Fingern gejuckt hat, den Riesengewinnen des Investment-Bankings hinterherzujagen - aber Teil des weltweiten Kasinobetriebs warst Du selbst nie.

Nur bei Deinen Töchtern, den Landesbanken wie der WestLB, warst Du nicht aufmerksam. Deren Banker spielten im weltweiten Kasino mit hohem Einsatz - und verloren. Die Milliarden-Rechnung zahlen wir Steuerzahler und Du gemeinsam.

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