Blick in die Bankengeschichte Warum die Deutschen die Sparkasse so schätzen

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Wer nur auf Zinsen schielt, muss wechseln

Deine Kunden, liebe Sparkasse sind hier in Frankfurt auch heute noch sehr konservativ, das gibt Dein Anlageberater Matthias Strathmann unumwunden zu. Er arbeitet schon seit 30 Jahren für Dich. Für Plauderstündchen, wie sie früher üblich waren, wo Kunden oft nur ein bisschen reden wollten und als „Bestechung“ für den Kundenbetreuer, der damals noch Bankbeamter hieß, ein Stück Kuchen mitbrachten, bleibt ihm heute weniger Zeit.

Insgesamt, sagt er, sei das Geschäft im Vergleich zu früher deutlich nüchterner und standardisierter geworden. Eine ausführliche Beratung kann zwar immer noch zwei Stunden dauern, das liegt heute aber vor allem an den vielen Formalitäten, die die Sparkasse genauso erledigen muss wie jede internationale Bank auch. Doch Deine Kunden, sagt Strathmann, schätzen die Sicherheit der Sparkasse.

Und wenn sich jemand beschwert, wie neulich eine alte Dame, dass die Deutsche Bank mehr Zinsen bietet, dann sagt er ihr: „Wenn es Ihnen nur auf die Zinsen ankommt, müssen Sie wechseln.“ Meistens bleiben die Kunden dann doch bei Dir. Die Sparkasse war, das hält ihr jeder zugute, noch nie in Zinsmanipulationen verwickelt. Ihr Vorstand fliegt nicht Learjet und seine Muttersprache ist Deutsch.

Spanische Sparkassen Kern der Kreditkrise

Typisch deutsch ist aber noch etwas anderes: Sparkasse kommt von „Sparen“. Und Sparen ist das Gegenteil von „auf Pump leben“. Und es ist auch nicht verwandt mit dem Wort „Spekulieren“.

Der Spekulation setzt Du den Weltspartag dagegen. Der Weltspartag wurde 1924 auf dem 1. Internationalen Sparkassenkongress in Mailand beschlossen. Aber Du machtest diesen Weltspartag zu Deinem Markenzeichen. Damals, in den 1920er-Jahren, war das Vertrauen der Deutschen in den Wert des Geldes und in die Währungsstabilität wegen der Währungsreform von 1923 schwer beschädigt. An Sparen dachte daher kaum jemand.

Der Weltspartag sollte das ändern und bereits Kinder zu fleißigen Sparern erziehen. Besonders für die deutschen Banken spielte er deswegen eine große Rolle. Und für die Sparkassen besonders. Auch ich bin früher, als Kind, jedes Jahr mit meiner vollen Spardose zu Dir gepilgert.

Noch heute habe ich das Prasseln der Münzen im Zählautomaten im Ohr. Und die Bilderbücher, die ich als Belohnung vom Sparkassendirektor bekam, stehen noch heute im alten Bücherregal unter der Kellertreppe. Auch wenn mir das zwischendurch albern und eng vorkam. Ich habe mich nie von diesen Erinnerungsstücken unserer gemeinsamen Geschichte getrennt.

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