Auch bei der Deutschen Bank in London sind die Erwartungen an die neue Technologie groß. „Die Blockchain bietet riesiges Potenzial für alle möglichen Effizienzsteigerungen im Finanzsystem“, sagt Rhomaios Ram, der die Produktentwicklung im Bereich Global Transaction Banking leitet. Ram ist dort auch Chief Digital Officer und in dieser Funktion der Blockchain-Experte der Deutschen Bank. Vor allem die Clearingprozesse, etwa die Feststellung, ob die Parteien eines Wertpapierhandels entweder Geld oder Aktien liefern, könnten effizienter und damit auch günstiger werden. „Es stellt sich sogar die Frage, ob man noch Clearinghäuser braucht“, sagt Ram.
Die Deutsche Bank hat in einem erfolgreichen Test Unternehmensanleihen über die Blockchain ausgegeben und den kompletten Kaufprozess abgewickelt. Nun wird mit den Regulierungsbehörden geklärt, unter welchen Voraussetzungen solch ein Verfahren regulär eingesetzt werden könnte.
Banken schließen sich gegen die Blockchain zusammen
Ein Problem bei vielen Praxistests: Die Blockchain arbeitet bei sehr großen Datenmengen sehr langsam. Die Deutsche Börse etwa versuchte, die Stimmabgabe von Aktionären bei Hauptversammlungen über die Blockchain abzuwickeln. Dafür brauchte das Team etwa die 50-fache Computerleistung des bisherigen Systems.
Die Blockchain hätte das Potenzial, für Privatanleger einen völlig liberalisierten Markt zu schaffen, an dem jeder mit minimalen Kosten teilnehmen würde. „Wir können nicht vollständig ausschließen, dass es zu einem dezentral organisierten Handelssystem kommen kann“, sagt Marc Robert-Nicoud, Vorstand der Clearstream Holding.
Wie man an der Börse die besten Chancen hat
Stop-Loss-Orders, bei deren Unterschreiten automatisch verkauft wird, disziplinieren und bewahren davor, permanent nach Kursen schauen zu müssen. Sinnvoll aber nur bei sehr liquiden Werten. Bei Aktien unterhalb des Dax gefährlich, weil Profis die Aktien unter das Stopp-Loss drücken und billig abfischen könnten.
Stimmen die Gründe für den Kauf noch, wird eine Aktie nur ihrer Kursgewinne wegen nicht riskanter. Also halten, auch dann, wenn es zwischenzeitlich nach unten geht. Verschlechtern sich wesentliche Parameter: verkaufen.
Angst und Gier treiben die Herde, so entstehen heftige Kursbewegungen, die aber auch schnell wieder drehen und deshalb gute Kauf- und Verkaufschancen bieten. US-Ökonom Robert Shiller zieht Parallelen zum Fußball: „Halte dich von der Meute fern, dann wird der Ball früher oder später zu dir kommen.“
Wer Unternehmen mit überzeugendem Geschäftsmodell hält, prüft Kennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis, Umsatz- und Cashflow-Entwicklung über viele Jahre und vergleicht sie mit den Zahlen der Konkurrenten. Gründe, die zu einem Investment führen, schriftlich festhalten: hilft klarer zu denken und kann, wenn der Wunsch, zu verkaufen übermächtig wird, nachgelesen werden.
Irren ist menschlich. Wer schon beim Aktienkauf festlegt, welches Minus er maximal akzeptiert, schützt sich vor Illusionen. Etwa der, nur noch Nachrichten wahrzunehmen, die die eigene positive Überzeugung stützen.
Dass sich nun Banken weltweit zusammenschließen und versuchen, die Technologie mitzubestimmen, zeigt aber: Am Ende wird es dazu wohl nicht kommen. Denn welche Bank, Börse oder Verwahrstelle treibt schon ihren eigenen Untergang voran? Es sieht vielmehr danach aus, dass sie sich dazwischenschalten. Für Anleger könnte die theoretisch gewonnene Handelsfreiheit so als reine Utopie enden.
Nur ein IT-Update
Clearstream-Vorstand Nicoud macht sich denn auch demonstrativ keine Sorgen, dass sein Unternehmen verschwinden könnte. Die neuen Technologien zielten darauf ab, den Handel effizienter zu machen, für Kunden also vor allem schneller und günstiger. Er sieht einen entscheidenden Vorteil für Clearstream: „Eine Partei am Finanzmarkt muss auch in der Blockchain für das nötige Vertrauen sorgen. All die Verbriefungen, Regulierungen und Vorschriften haben wir ja nur geschaffen, um eine klare, rechtliche Grundlage für unsere Industrie zu bekommen.“
Michael King ist Aufsichtsratsvorsitzender beim Londoner Start-up Credits, das im FinTech-Inkubator Level 39 sitzt. Er erwartet künftig einen Mix aus öffentlichen und privaten Blockchains. Credits arbeitet daran, diese Systeme tatsächlich vernetzen zu können. Jede Bank würde kostengünstig ihre eigene Blockchain für das Kundengeschäft nutzen. Der Zugang wäre aber begrenzt – und über eine Schnittstelle könnten sie ihre Blockchain mit den Systemen anderer Banken verbinden. Die Blockchain wäre so nicht viel mehr als ein IT-Update.