Die britische Großbank Barclays will nach zahlreichen Skandalen wieder nach vorne schauen. "Wir sind nur noch einige Monate davon entfernt, die Restrukturierung abzuschließen", sagte Konzernchef Jes Staley am Donnerstag. "Ich bin optimistischer denn je, was die Perspektiven für 2017 und danach angeht." Im vergangenen Jahr zeigte der Umbau erste Früchte. Der Vorsteuergewinn verdreifachte sich nahezu auf 3,2 Milliarden Pfund, umgerechnet rund 3,8 Milliarden Euro. An der Londoner Börse kamen die Fortschritte gut an: Barclays-Aktien verteuerten sich um drei Prozent.
Staley will das Geldhaus auf Großbritannien und die USA fokussieren, die Kosten senken und sich aus Afrika zurückziehen. Die Sparte mit den zum Verkauf stehenden Vermögenswerten soll im Juni geschlossen werden, sechs Monate früher als bisher angepeilt. In Afrika gebe es eine Einigung, um die dortigen Aktivitäten aufzuspalten.
Den höheren Gewinn sowie Erlöse aus Verkäufen von Beteiligungen steckte die Bank in die Rücklagen. So stieg die Kernkapitalquote - ein Maßstab für die finanzielle Stärke von Banken - deutlich kräftiger als von Analysten erwartet auf 12,4 Prozent. "Wir sind gut aufgestellt, um Gegenwind in den nächsten Jahren zu absorbieren", so Staley.
Allerdings könnten Altlasten noch ins Kontor schlagen. So droht in den USA eine Strafe wegen des Verkaufs toxischer Hypothekenpapiere, die bei vielen Investoren zu immensen Verlusten und insgesamt zur weltweiten Finanzkrise führten. Anders als etwa die Deutsche Bank oder Credit Suisse haben sich die Briten bislang nicht auf einen Vergleich mit dem US-Justizministerium eingelassen.
Der heimische Barclays-Rivale Lloyds hatte seine Bilanz bereits am Mittwoch vorgelegt und mit 4,2 Milliarden Pfund den höchsten Vorsteuergewinn seit zehn Jahren ausgewiesen. Allerdings könnte eine wirtschaftliche Abschwächung im Zuge der Brexit-Verhandlungen die britischen Banken treffen, warnen Experten. Am Freitag werden Zahlen der Royal Bank of Scotland erwartet. Die britische HSBC - Europas größte Bank - schnitt bislang am schwächsten ab. Hier brach der Vorsteuergewinn 2016 wegen der Spätfolgen eines Zukaufs um fast zwei Drittel auf 7,1 Milliarden Dollar ein.