Commerzbank Sorge um tausende Jobs

Wird der Stellenabbau bei der Commerzbank größer als gedacht? Das befürchten zumindest Insider. Der Aufsichtsrat soll kommende Woche informiert werden

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Commerzbank Quelle: REUTERS

Fünf Monate ist der neue Commerzbank-Chef Martin Zielke am Ruder - in der kommenden Woche wird er nun aller Voraussicht nach das Geheimnis um die neue Strategie lüften. Finanzkreisen zufolge will Deutschlands zweitgrößtes Geldhaus ordentlich abspecken und steuert deshalb auf den Abbau tausender Stellen zu. Die Arbeitnehmerseite stelle sich darauf ein, dass im Konzern deutlich mehr Stellen wegfallen werden als die zuletzt kolportierten 1500, sagten mehrere Insider der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Bislang kreisten die Überlegungen vor allem um die Mittelstandsbank, die offenbar aufgespalten werden soll. Doch auch in der zentralen Verwaltung arbeiteten noch immer 2000 Leute zu viel, betonte eine Person mit Einblick in die internen Schätzungen.

Noch liegen die endgültigen Zahlen zum Jobabbau nicht vor, wie die Insider betonten. Der Aufsichtsrat werde über die Pläne voraussichtlich am Mittwoch informiert. Die Commerzbank, die insgesamt gut 50.000 Menschen beschäftigt, wollte die Informationen nicht kommentieren.

Das Institut mit seinem starken Fokus auf Privat- und Firmenkunden steht im Niedrigzinsumfeld besonders unter Druck. Der für dieses Jahr eigentlich angestrebte Milliardengewinn ist seit der enttäuschenden Halbjahresbilanz passé. Investoren erwarten deshalb, dass Zielke die neue Mittelfrist-Strategie gleich mit einem ordentlichen Sparkurs verbindet - nach dem Motto: harte Entscheidungen am Anfang treffen. Die Commerzbank selbst stellt ihre neue Strategie unter die Schlagworte Kosten, Erträge und Digitalisierung.

Zuletzt war aus Finanzkreisen durchgesickert, dass auch ein radikaler Konzernumbau diskutiert wird. So erwägt die Commerzbank offenbar, die Mittelstandsbank, das einstige Aushängeschild, in zwei Teile zu zerlegen. Sie leidet unter der schwachen Kreditnachfrage in Deutschland. Deshalb soll das Geschäft mit exportorientierten Großkunden mit der ebenfalls verkleinerten Investmentbank zusammengefasst werden, kleinere Mittelständler sollen von der Privatkunden-Sparte betreut werden, wie mehrere mit den Überlegungen vertraute Personen berichteten. Die Pläne würden für die Mitarbeiter der Mittelstandsbank noch größere Einschnitte bedeuten als erwartet. Allein die verstärkte Digitalisierung könnte dort mehr als 1000 Jobs überflüssig machen, hieß es zuletzt. Hinzu kämen Stellenstreichungen durch den Schrumpfkurs der Sparten.

Dass es auch im Privatkundengeschäft Kürzungen geben wird, gilt intern als sicher - schon allein deshalb, weil Zielke seine ehemalige Sparte aus politischen Gründen nicht verschonen könne. Ein Insider rechnet damit, dass konzernweit am Ende etwa ein Zehntel der Belegschaft wegfallen könnte: "Ein Abbau von 5000 Stellen wäre durchaus plausibel." Damit hätte der Sparkurs in etwa die gleiche Dimension wie bei der Deutschen Bank. Sie will nach jetzigem Stand 9000 der weltweit 100.000 Stellen streichen, davon 4000 in Deutschland. Ob das ausreicht, ist allerdings völlig offen.

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