Commerzbank Wir können auch Sparkasse!

Martin Blessing umwirbt die privaten Kunden. Sein Institut liebe das Geschäft mit den Sparern, sagt der Commerzbank-Chef. Doch was bedeutet das für die neue Strategie im Privatkundengeschäft?

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Commerzbank-Chef Blessing: Das Institut ist auf der Suche nach dem Weg zum Erfolg. Quelle: dapd

Frankfurt Die Commerzbank schmeißt sich an die Privatkunden ran. Der 50-Euro-Bonus für die Eröffnung eines kostenlosen Girokontos ist eine schon lange bekannte Werbeaktion. Nun versucht es Martin Blessing mit einer Liebeserklärung.

„Natürlich lieben wir das Geschäft mit unseren Privat- und Geschäftskunden“, sagte der Commerzbank-Chef auf der Handelsblatt-Tagung „Banken im Umbruch“ in Frankfurt. Und Blessing geht davon aus, dass diese Liebe auf Gegenseitigkeit beruht: „Viele Kunden lieben auch ihre Commerzbank.“

Der Vorstandvorsitzende von Deutschlands zweitgrößtem Institut wagt sogar einen Vergleich mit den Sparkassen. „50 Prozent dessen, was wir machen, ist auch das, was Sparkassen betreiben“, sagte Blessing. Commerzbank – wir können auch Sparkasse!

Doch ganz so eindeutig wird die neue Ausrichtung im Privatkundengeschäft dann wohl doch nicht sein, wenn Blessing und seine Vorstandskollegen am 8. November die neue Strategie der Commerzbank der Öffentlichkeit vorstellen. Denn das Investment-Banking, zu dem Blessing steht, gibt es schließlich auch noch. „Wir lieben auch unsere Investmentbanker, denn sie helfen unseren Kunden und zocken nicht im Kasino“, so Blessing. Und es drohen Sparmaßnahmen, die auch das dichte Filialnetz treffen könnten.

Fakt ist: Das Privatkundengeschäft wirft für die Commerzbank bisher viel zu wenig Gewinne ab. Im zweiten Quartal waren es gar nur noch 14 Millionen Euro Überschuss, die das Institut im Geschäft mit Sparern erzielte. Eine Milliarde Euro wollte Blessing ursprünglich einmal aus dem dichten Filialnetz erlösen. Die Rechnung wird auf lange Jahre nicht aufgehen.

Dennoch sind die Privatkunden der größte Hoffnungsbringer für das teilverstaatlichte Institut. Die Commerzbank hat aktuell elf Millionen Privatkunden in Deutschland – das ist ein Pfund, mit dem sich wuchern lässt. Und auch wenn das Sparprogramm im Privatkundengeschäft hart werden sollte - Blessing äußerte sich am Mittwoch nicht dazu - wird die Commerzbank alles tun, um ihre Privatkunden zu hegen und zu pflegen. Ganz nach der Fragestellung: Können wir auch Sparkasse?


Im Brot-und-Butter-Geschäft die Sparkassen angreifen

Ziel wird es sein, zumindest den Bestand an Sparern zu halten. Und natürlich langfristig wieder mehr Geld mit ihnen zu verdienen. Mit dem Wertpapiergeschäft, auf das die Commerzbank lange setzte, ließ sich wenig Gewinn erwirtschaften.

Mit einer stärkeren Konzentration auf das Brot-und Butter-Geschäft mit Girokonten und Hausbaukrediten würde die Commerzbank vor allem den Sparkassen und auch den Genossenschaftsbanken den Kampf ansagen. Diese leiden ohnehin schon am meisten unter der Konkurrenz der Direktbanken. Dafür hat die Commerzbank mit der Comdirect auch eine Lösung parat.

Den Sparkassen den Kampf ansagen: Das machte Commerzbank-Chef Blessing bei der Handelsblatt-Tagung in Frankfurt ganz explizit zumindest schon in Sachen Bankenunion. „Wir brauchen eine einheitliche Bankenaufsicht in Europa, wenn wir einen europäischen Markt haben wollen“, sagte Blessing.

Diese europäische Bankenaufsicht dürfe die Sparkassen nicht ausschließen. „Auch Sparkassen sind systemrelevant, insbesondere im Verbund mit den Landesbanken, das haben wir in NRW gesehen“, sagte der Commerzbank-Chef in Anspielung auf die Abwicklung der WestLB.

Damit stellte er sich auf die Seite von Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen und gegen den Sparkassen-Präsidenten Georg Fahrenschon, der am Dienstag auf der Handelsblatt-Tagung die Beschränkung einer europäischen Bankenaufsicht auf systemrelevante Institute gefordert hatte.

„Mir hat noch niemand erklären können, weshalb es die Bewahrung der Systemstabilität in Europa notwendig macht, dass sich statt der Bundesbank und der Bafin die EZB mit der Sparkasse Westmünsterland, der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold oder der Fürstlich Castell‘schen Bank in Würzburg beschäftigt“, sagte Fahrenschon.

Nach dem Willen der EU-Kommission soll die Europäische Zentralbank (EZB) künftig mehr als 6000 Banken in den Euroländern zentral kontrollieren – und das möglichst schon ab dem 1. Januar 2013. Die Commerzbank wird auf jeden Fall dabei sein - egal ob sie sich dann eher als Sparkasse oder als Investmentbank präsentiert.

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