Commerzbank Wo es bei der Commerzbank hakt

Der Quartalsgewinn der Commerzbank fällt überraschend hoch aus. Kein Grund für überbordende Freude, denn ausgerechnet im Kerngeschäft kommt die Bank nicht richtig vom Fleck. Und es drohen weitere Belastungen.

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Commerzbank-Zentrale in Frankfurt Quelle: REUTERS

Auf den ersten Blick sind die überraschend positiven Quartalszahlen der Commerzbank hübsch anzusehen. Unterm Strich erwirtschaftete die Bank in den ersten drei Monaten des Jahres einen Gewinn von 217 Millionen Euro, gut 28 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch die operativen Erträge stiegen um elf Prozent auf 314 Millionen Euro. Anleger frohlocken und schickten die Aktie an die Dax-Spitze.

Aber stopp: Warum spricht Commerzbank-Chef Martin Zielke bei solchen Zahlen von einem "ordentlichen" operativen Ergebnis?

Anleger sollten die Tiefstapelei des Vorstandschefs ernst nehmen, denn schon auf den zweiten Blick ist von der Euphorie nicht mehr viel übrig, Einmaleffekte können nicht über die fehlenden Impulse aus dem Kerngeschäft hinwegtäuschen.

Denn ihre guten Zahlen haben die Frankfurter unter anderem einem Sondereffekt zu verdanken. Der sorgt dafür, dass das Minus in der konzerninternen Abbaueinheit, in der die Bank marode Kredite lagert, mit 33 Millionen Euro deutlich kleiner ausfällt als erwartet. Im Vorjahr hatte noch ein Minus von 119 Millionen Euro die Bücher belastet. Grund dafür war ein Absicherungsgeschäft im Bereich Staatsfinanzierung, das nun wieder werthaltig wurde, nachdem es die Commerzbank eigentlich schon abgeschrieben hatte. Glück gehabt.

Schon im Geschäftsjahr 2016 waren es immer wieder Einmaleffekte, die die Zahlen der Commerzbank verschönerten, unter anderem durch den Verkauf der Anteile an Visa Europe. Auch für die nächsten Quartale will Finanzchef Stephan Engels weitere Sondereffekte nicht ausschließen.

So soll das neue Filialnetz der Commerzbank aussehen

Ebenfalls positiv: Die Bank profitiert vom guten Marktumfeld und steigert ihren Provisionsüberschuss, weil ihre Kunden mehr Wertpapiere handeln. Sprich: Trumps Deregulierungs-Fantasien und in Frankreich zeichnete sich Macrons Wahlsieg ab – beide Umstände taten ihren Dienst und verhalfen Zielke zu besseren Zahlen. Langfristig sollte da keiner drauf setzen.

Die hohen Kosten kommen noch

Wichtiger für künftige Erträge ist das Kerngeschäft der Commerzbank, und ausgerechnet da hakt es doch kräftig. Zwar hat die Bank im ersten Quartal mit einem Begrüßungsgeld zur Kontoeröffnung zahlreiche neue Kunden eingesammelt, um ihr Ziel von zwei Millionen neuen Privatkunden bis 2020 erreichen zu können. Das operative Ergebnis im Geschäft mit Privat- und Unternehmerkunden fiel allerdings um knapp 30 Prozent geringer aus als im Vorjahr. Zwar konnte die Bank ihre Erträge um Sondereffekte bereinigt leicht steigern, höhere Aufwendungen und eine höhere Risikovorsorge sorgten aber für den operativen Rückwärtsgang.

Ähnlich sieht es im Firmenkundengeschäft aus, hier sanken sogar die Erträge im Vergleich zum Vorjahr. Trotz einer etwas niedrigeren Risikovorsorge und geringeren Aufwendungen sank das operative Ergebnis im eigentlichen Kerngeschäft um 30 auf 250 Millionen Euro. Analysten haben deshalb berechtigte Zweifel an der nachhaltigen Entwicklung der Erträge.

Die Bank muss in den nächsten Monaten zeigen, wie stabil sie tatsächlich ist. Schon ab dem zweiten Quartal drohen höhere Belastungen durch Aufwendungen, die durch die Restrukturierung der Bank im Zuge der neuen Strategie Commerzbank 4.0 entstehen. Die Bank will tausende Stellen abbauen, insgesamt soll der Umbau rund 1,1 Milliarden Euro kosten und wird vor allem die Geschäftsjahre 2017 und 2018 belasten. Allein deshalb will sich Finanzchef Engels noch nicht zu einer höheren Gewinnprognose durchringen. Die Commerzbank rechnet für 2017 insgesamt mit einem Plus von etwa 279 Millionen Euro. Obwohl aktuell schon 217 Millionen Euro auf der Zwischenrechnung stehen, will Engels das nächste Quartal abwarten, bevor am Ausblick gedreht wird. Zwischen April und Juni dürften auch erstmals Umbaukosten verbucht werden.

Im Rahmen ihrer Strategie 4.0 besinnt sich die Commerzbank vor allem auf ihr Kerngeschäft, ihre deutschen Privat- und Firmenkunden. Andere Geschäfte fallen dafür weg, der Bereich des Handels mit exotischen Derivaten und ETFs soll verkauft werden. Grundsätzlich ist dieser Fokus auf die Kernkompetenz sinnvoll, mit windigen Investmentgeschäften hat die Commerzbank schließlich genug schlechte Erfahrungen gemacht. Um mit dem Kern nachhaltig erfolgreich zu sein muss aber vor allem die einstige Ertragsperle, das Geschäft mit dem deutschen Mittelstand, wieder besser ins Rollen kommen.

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