Dauerstress für Europas Banken Aufseher durchleuchten Bank-Bilanzen

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Sind die Stresstests also sinnlos?

Nein, sagt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Michael Kemmer: Sie seien wichtig, um Transparenz über mögliche Gefahren zu schaffen. Als Diagnose-Instrument sei der letzte Stresstest durchaus erfolgreich gewesen. Danach sei bloß die Therapie unterlassen worden. Experten meinen, die USA hätten es 2009 mit ihrem ersten Stresstest besser gemacht: Die US-Regierung nahm die 19 größten Geldinstitute des Landes unter die Lupe, 10 davon wurde verordnet, sich frisches Geld zu besorgen. Wer das am Markt nicht schaffte, bekam Staatshilfen aufgebrummt.

Warum sind beim aktuellen Test zwei Aufsichtsbehörden beteiligt?

Die EZB ist seit November 2014 für die Bankenaufsicht in der Eurozone zuständig und kontrolliert die 129 größten Institute direkt. Davon nehmen an den aktuellen Tests aber nur 93 Institute teil. Die übrigen waren erst kürzlich durchleuchtet worden wie die griechischen Geldhäuser oder sind Tochterfirmen. Die EBA ist die oberste Bankenaufsichtsbehörde der Europäischen Union und damit auch für Banken in Nicht-Euro-Ländern wie Großbritannien verantwortlich.

Welche Kritik gibt es diesmal?

Bei früheren Tests überholte die Realität die Testszenarien oft sehr schnell. Diesmal stößt vielen übel auf, dass zwar das unrealistische Szenario steigender Zinsen untersucht wurde, nicht aber die Folgen weiter sinkender Zinsen. „Die Aufseher hätten gut daran getan, auch ein Null- oder Minuszinsszenario einzubeziehen“, kritisierte Kemmer. Als Grund sehen Kritiker Interessenkonflikte innerhalb der EZB. Die Notenbank hat mit ihrer ultralockeren Geldpolitik Banken Erträge genommen, ist aber zugleich zentraler Aufseher für große Institute.

Wer sind die größten Sorgenkinder im Stresstest?

Im Blickpunkt stehen vor allem italienische Banken. Sie haben massenhaft faule Kredite in den Bilanzen. Die Regierung von Matteo Renzi zeigte sich entschlossen, das Problem zu lösen. Staatshilfen für Banken sind aber nur in eng begrenzten Ausnahmefällen möglich. Sollten die italienischen Banken bei dem Test nun wie erwartet schlecht abschneiden, könnte das den Weg für Milliardenhilfen ebnen.

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