Wie verändert die Digitalisierung die Deutsche Bank?
Es geht hier mehr um grundlegende Prozesse und weniger um möglichst attraktive Apps für Konsumenten, auch wenn diese wichtig sind. Entscheidend ist aber, ob wir unsere Strukturen so anpassen können, dass wir das enorme Volumen an vorhandenen Daten zum Vorteil unserer Kunden bestmöglich nutzen können.
Geschäfte wie der durch Algorithmen gesteuerte Hochfrequenzhandel legen den Verdacht nahe, dass die Digitalisierung der Banken zu weit fortgeschritten ist.
Auf einen Blick: Probleme bei der Deutschen Bank
Im Ranking der wertvollsten Banken der Welt (nach Marktkapitalisierung in Milliarden Euro) landet die Deutsche Bank mit 40 Milliarden Euro auf Rang 40.
Zum Vergleich: Die Industrial and Commercial Bank of China belegt mit 265 Milliarden Euro den ersten, Wells Fargo (USA) mit 259 Milliarden Euro den zweiten Platz.
Auswahl, gerundet; Stand: 11.05.2015; Quelle: Bloomberg
Die meisten für 2015 ausgegebenen Ziele haben Jürgen Fitschen und Anshu Jain nicht erreicht: Statt bei unter 65 Prozent liegt das Verhältnis von Kosten zu Erträgen bei 84 Prozent, statt einer Nachsteuerrendite von zwölf erzielte die Bank zuletzt drei Prozent, im Investmentbanking waren es fünf statt der avisierten 15 Prozent. Der Vorsteuergewinn im Privatkundengeschäft war 2014 weniger als halb so hoch wie geplant.
2,2 Milliarden Euro zahlte die Deutsche Bank wegen Manipulation von Libor und Euribor.
Co-Chef Fitschen steht derzeit in München wegen versuchten Prozessbetrugs vor Gericht.
Die Manipulation von Libor und Euribor setzt Co-Bankchef Jain unter Druck.
Von der Idee, dass Modelle den Menschen überlegen sind, hat sich unsere Branche mit der Krise ab 2008 schmerzhaft verabschiedet. Wir können unsere Algorithmen noch so sehr optimieren, Kausalzusammenhänge werden sie nicht ausreichend erfassen. Und kein noch so gutes Programm kann einen erfahrenen Experten ersetzen, der einem Händler im Handelsraum sofort anmerkt, wenn er ins Schwitzen gerät.
Welche Rolle spielt die persönliche Beratung?
Der Bedarf wird wachsen, und die Banken werden stärker dazu übergehen, an Gebühren für Dienstleistung und Beratung zu verdienen. Sie haben kaum eine Alternative, an der Spanne zwischen Kredit- und Einlagenzinsen verdienen sie immer weniger.
Kunden und Banken leiden unter dem Dauerzinstief.
Nicht alle. Kreditnehmer und der Staat profitieren enorm von den historisch niedrigen Zinsen. Aber sie treffen jeden Sparer und haben enorme Auswirkungen auf die Altersvorsorge. Anleger brauchen mehr und bessere Beratung. Auch deshalb ist es wichtig, dass wir weiter über Expertise auf dem Kapitalmarkt verfügen.
Sie sind Fan des FC Bayern München. Dort steht Trainer Pep Guardiola unter Druck. Wie sollte der Verein agieren?
Ich hoffe, dass er sich von der langfristigen Perspektive und nicht von kurzfristigen Erschütterungen leiten lässt. Ein erfolgreicher Trainer muss aber neben Können auch Fortüne haben.