Deutsche Bank Branchenprimus macht Milliardenminus

Die Deutsche Bank schreibt tiefrote Zahlen. Die Aufräumarbeiten von Deutsche-Bank-Chef Cryan belasten durch milliardenschwere Rückstellungen die Bilanz. Die US-Konkurrenz steht deutlich besser da.

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Abwärtstrend: Im vergangen Jahr hat die Deutsche Bank tiefrote Zahlen geschrieben. Quelle: AP

Die Deutsche Bank hat ein schwieriges Jahr mit einem deutlichen Milliardenverlust abgeschlossen. Der deutsche Branchenprimus rechnet für 2015 mit einem Minus von rund 6,7 Milliarden Euro nach Steuern, wie das Geldinstitut mitteilte. Gründe sind milliardenschwere Rechtsstreitigkeiten, Abschreibungen im Investmentbanking und im Privatkundengeschäft sowie Kosten für den laufenden Konzernumbau und Stellenstreichungen. Für 2014 hatte der Dax-Konzern noch rund 1,7 Milliarden Euro Gewinn ausgewiesen.

Co-Chef John Cryan will die größte deutsche Bank mit einer Radikalkur wieder in die Spur bringen und hatte dafür auch erstmals in der Nachkriegsgeschichte die Dividende gestrichen. Dass die Aufräumarbeiten überfällig sind, daran besteht kein Zweifel. Die Konkurrenz läuft der Deutschen Bank davon: Die zehn führenden US-Banken sind allesamt deutlich profitabler.

Allein für juristische Streitereien stellt die Deutsche Bank nun 5,2 Milliarden Euro zurück. Harte Strafen könnten im Fall der Moskauer Handelssparte auf das Geldinstitut zukommen. In der russischen Hauptstadt soll es bis vor kurzem unsaubere Geschäfte gegeben haben. US-Behörden gehen dem Verdacht auf Verstöße gegen die aktuellen politischen Sanktionen nach. Das Gesamtvolumen verdächtiger Geschäfte soll bei sechs Milliarden Dollar liegen.

Eine weitere Milliarde Euro ist für den Abbau Tausender Arbeitsplätze vorgesehen. Zudem drücken die Probleme im Privatkundengeschäft, in dem sich das Institut im laufenden Jahr unter anderem von der Postbank trennen will, auf das Ergebnis. Analysten hatten mit einem Verlust von gut fünf Milliarden Euro gerechnet.

Das Milliardenminus trifft die Deutsche Bank nach einem turbulenten Jahr: Co-Chef Anshu Jain musste gehen, seit Juli ist der Brite Cryan der neue starke Mann an der Konzernspitze. Der Abtritt von Co-Chef Jürgen Fitschen (67) ist beschlossene Sache. Hinzu kamen Milliardenstrafen: So einigte sich die Bank mit Behörden in den USA und Großbritannien auf die Rekordstrafe von 2,5 Milliarden US-Dollar, weil Mitarbeiter über Jahre den wichtigen Referenzzins Libor, an dem sich viele Geschäfte orientieren, manipuliert hatten.

Für den Konzern ist es der größte Jahresverlust und der zweite seit 2008. In der Finanzkrise hatte die Deutsche Bank erstmals in einem Gesamtjahr rote Zahlen geschrieben und rund 3,9 Milliarden Euro Verlust gemacht.

Details zu den Zahlen des vierten Quartals und des Gesamtjahres will die Deutsche Bank am 28. Januar vorlegen.

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