Deutsche Bank Was Fitschen und Jain jetzt anpacken müssen

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Das Streichkonzert der Banken

Die Zusammenlegung der Datenverarbeitung ist ein Schritt auf dem Weg zu mehr Effizienz. Deutsche-Bank-Manager streben ein Verhältnis von Kosten zu Ertrag von ungefähr 60 Prozent an. Das geht nicht ohne Stellenabbau. Konkrete Zahlen gibt es dazu nicht, bei der Postbank hat sich seit 2008 die Zahl der Beschäftigten bereits um rund 2.500 auf 19.000 Beschäftigte reduziert. Damit ist aber nicht Schluss mit dem Streichkonzert. Am Ende, so heißt es, sollen beide Banken ihren Kunden jeweils etwa 10.000 Berater bieten, eine gemeinsame Organisation mit etwa 12.000 Beschäftigten soll sich um alle technischen und organisatorischen Themen kümmern.

Auch wenn der Stellenabbau über Abfindungen und Vorruhestand bisher relativ geräuschlos ablief, knirscht es zwischen beiden Banken. Die kulturellen Unterschiede sind nach wie vor enorm. Ende vergangenen Jahres prallten beide Welten bei Warnstreiks aufeinander.

Obwohl die Postbank etwa bei der Baufinanzierung zu den führenden deutschen Instituten zählt, gilt sie bei der neuen Konzernmutter als „schlafender Riese“. Die Erweckung soll in erster Linie die Umgestaltung der Filialen bringen. Die haben oft noch den Charakter von Gemischtwarenläden, künftig soll das Bankgeschäft stärker in den Vordergrund treten, ohne die Stammkundschaft zu verprellen.

Ein Risiko bleiben die Finanzanlagen der Postbank, die diese mit ihrem Überschuss an Einlagen aufgebaut hatte. Sie sind zwar deutlich geschrumpft, mit einem Volumen von 45 Milliarden Euro immer noch hoch.

In der Höhle der Zocker

Cool, international, multikulturell – das ist das Image, mit dem sich die Deutsche Bank in London gern schmückt. Mehr als 8.000 Mitarbeiter beschäftigt das Geldhaus hier und ist einer der größten und am besten zahlenden Arbeitgeber des Finanzdistrikts, der City. Seit 2004 sponsert die Bank die Kunstmesse „Frieze“ im Regent’s Park, und auch im Foyer des Instituts in der Great Winchester Street prangt moderne Kunst. Jeden Tag lief Anshu Jain bisher mit jenem kleinen schwarzen Rucksack, der zu seinem Wahrzeichen geworden ist, hier vorbei: entweder hinauf in sein Büro am Rande des Handelsraums oder zu der schwarzen Limousine vor dem Eingang.

Colin Fan, ein US-Bürger mit chinesischen Wurzeln, der von Juni an gemeinsam mit dem Australier Robert Rankin die Investmentsparte in London übernimmt, passt schon rein äußerlich gut ins Zukunftskonzept der Deutschen Bank. Weil die Volkswirtschaften Asiens sich dynamischer entwickeln als Europa und die USA, und in der Alten Welt das regulatorische Umfeld immer härter wird, liegt „die Zukunft des Investmentbankings in dieser Region“, heißt es aus dem Umfeld Jains.

Infos zum Vorsteuergewinn der Investmentsparte der Deutschen Bank (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Fan gilt als besonders enger Vertrauter Jains. Der Absolvent der US-Eliteuniversität Harvard startete seine Karriere wie sein Chef bei der US-Investmentbank Merrill Lynch, wechselte dann zu deren Schweizer Wettbewerber UBS und 1998 als Händler zur Deutschen Bank, wo er unter anderem in New York und Hongkong arbeitete. Zehn Jahre später holte ihn Jain nach London und übertrug ihm gemeinsam mit dem damaligen Starhändler Boaz Weinstein die Leitung des Handels mit Kreditprodukten. Mit hochkomplexen Wetten an den Kreditmärkten setzte Weinstein allerdings das Kapital der Bank aufs Spiel. Im Herbst 2008, als seine Wetten platzten, saß die Bank auf 1,8 Milliarden Dollar Verlusten.

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