Deutsche Bank Wie John Cryan die Deutsche Bank retten soll

Seite 3/6

Desaströse Hauptversammlung brachte die Wende

Doch vor der Hauptversammlung am 21. Mai spitzt sich die Lage zu. Große Investoren erklären öffentlich, dass sie den Vorstand nicht entlasten werden. Andere geben Bedenken diskret zu Protokoll. Selbst Larry Fink, der Jain freundschaftlich verbundene Chef des US-Großinvestors Blackrock, soll signalisiert haben, dass er einen Führungswechsel begrüßen würde.

Das kann auch Achleitner nicht ignorieren. Im Interview mit der WirtschaftsWoche sagt er jene Sätze, die danach wieder und wieder zitiert werden: „Jeder ist ersetzbar. Es geht um die Zukunft der Institution Deutsche Bank, nicht um die von Individuen.“ Es ist das erste Mal, dass er öffentlich auf Distanz zur Führungsspitze geht. „Da war klar, dass etwas passieren wird“, sagt ein anderer Aufsichtsrat.

Mit einem schnellen Schnitt rechnet kaum jemand, zumal sich Jain und Fitschen dann in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ kampfeslustig geben. „Das Beste, was ich tun kann, ist, die Probleme der Bank zu lösen, sie neu aufzustellen und ihre Leistung zu optimieren“, sagt Jain. Das wüssten die Aktionäre: „Die Unterstützung der Investoren für uns ist stark, das werden Sie auf der Hauptversammlung erleben.“

Die Revolution bleibt aus

Bei der Sitzung des Aufsichtsrats am Tag vor dem Aktionärstreffen jedoch kippt die Stimmung. Zu deutlich ist die Kritik der Investoren, zudem erfährt das Gremium, dass die Bank in Russland in einen Geldwäscheskandal verwickelt ist. Schon wieder haben die internen Kontrollen versagt, schon wieder gibt es einen Rückschlag im Bemühen um den Kulturwandel. Jain hat mit den Verfehlungen nichts zu tun, dennoch macht sich Resignation breit. „Man spürte, dass die Mehrheit den Wechsel will“, sagt ein Aufsichtsrat.

Doch die Revolution bleibt aus. Jain wird beim Umbau des Vorstands sogar aufgewertet. Er soll die neue Strategie umsetzen, das macht ihn wichtiger als Fitschen, er ist jetzt die Nummer eins. Und er scheint gestärkt, weil sein ärgster Widersacher im Vorstand, Privatkundenchef Rainer Neske, die Bank verlässt.

Die Köpfe des Aufsichtsrates
Foto von Frank Bsirske Quelle: dpa
Henning Kagermann Quelle: dpa
Johannes Teyssen Quelle: dapd
John Cryan Quelle: dpa
Katherine Garrett-Cox Quelle: REUTERS
Paul Achleitner Quelle: dapd
Peter Löscher Quelle: dapd

Ist es ein letzter verzweifelter Versuch? Oder gibt es da schon eine geheime Vereinbarung mit den größten Investoren, dass Jain und Fitschen gehen werden? Es spricht ja kaum noch etwas für sie. Die neue Strategie wird keine schnellen Erfolge bringen, es geht erst mal um Restrukturieren, Sparen, Abbauen, die Bank muss ein paar Schritte zurückgehen, damit sie vorankommt. Nicht umsonst ist das neue Konzept bis 2020 ausgelegt. Jains Vertrag läuft bis 2017. Wie soll das gehen?

Es geht gar nicht. Denn die nächsten Einschläge folgen. An die Libor-Strafe schließen sich Zivilklagen an, wegen der Manipulation von Devisenkursen steht ein weiterer Vergleich mit den Aufsehern in den USA und Großbritannien an, auch hier werden Zivilklagen folgen. Aktuell verhandelt das Institut mit den US-Behörden über Strafzahlungen für faule Immobilienkredite. All das wird Milliarden kosten.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%