Deutsche Bank Was läuft schief, Herr Achleitner?

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"Die Trennung ist die eindeutig bessere Option"

Die Deutsche Bank ist 2008 bei der Postbank eingestiegen, hat Milliarden für die Integration ausgegeben und verkündet jetzt, dass sie wieder aussteigt. Das ist keine langfristige Strategie, sondern ein Zickzackkurs.

Das sehe ich anders. Wir können doch die veränderten Rahmenbedingungen nicht einfach ignorieren. Die Regeln, die die Verschuldung globaler Banken so streng begrenzen, gab es 2008 nicht und auch nicht 2012 beim Amtsantritt der jetzigen Führung.

Die Köpfe des Aufsichtsrates
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Paul Achleitner Quelle: dapd
Peter Löscher Quelle: dapd

Die Regulierung zwingt Sie, die Postbank abzugeben?

Wir können lange darüber diskutieren, ob die Vorgaben sinnvoll sind oder nicht, aber letztlich müssen wir sie akzeptieren und unsere Hausaufgaben machen. Und dabei müssen wir auch hinnehmen, dass eine Entscheidung, die 2008 vielleicht richtig war, es 2015 nicht mehr ist. Die Trennung ist die eindeutig bessere Option – auch für die Postbank.

Die Deutsche Bank hat die Entschlossenheit der Regulierer offenbar unterschätzt. Sonst hätte sie diese Entscheidung früher getroffen und nicht so spät reagiert.

Die strategische Weiterentwicklung eines Unternehmens ist in erster Linie die Aufgabe des Vorstands und nicht des Aufsichtsrats. Hinterher ist man bekanntlich immer klüger und kann sich mit entsprechenden Kommentaren profilieren. Das ändert nichts daran, dass das regulatorische Umfeld vor drei Jahren noch ganz anders aussah als heute.

Die Reaktionen auf die neue Strategie sind auch deshalb so verhalten, weil sie zwar die Richtung vorgibt, aber kaum Details nennt. Warum hat der Prozess, der in der Bank für viel Verunsicherung gesorgt hat, so lange gedauert?

Ich kenne diese Einwände, aber Sie dürfen nicht vergessen, wie intensiv und fundamental sich die verantwortlichen Gremien mit der Zukunft dieser Bank befasst haben. Wir haben viele unterschiedliche Optionen diskutiert, etwa den Rückzug aus internationalen Märkten zugunsten einer stärkeren Konzentration auf Europa. Die entscheidenden Weichenstellungen haben wir nun getätigt. Die Deutsche Bank bleibt eine führende globale, in Deutschland verankerte Bank. Wir werden auch künftig Unternehmen mit verschiedensten Dienstleistungen weltweit begleiten und das Geschäft mit Privatkunden weiter betreiben. Die wichtigsten Fragen zur Zukunft haben wir damit für absehbare Zeit beantwortet.

Auf den Tisch zu hauen ist ein Zeichen von Schwäche: Paul Achleitner mit den WiWo-Redakteuren Miriam Meckel und Cornelius Welp (v. l.). (zum Vergrößern bitte anklicken) Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche

Andere Banken stehen vor den gleichen Herausforderungen, haben aber deutlich schneller auf das veränderte Umfeld reagiert.

Ich will mich nicht zu Wettbewerbern äußern. Wenn ich mir aber die Strategien internationaler Banken anschaue, fällt schon auf, dass sich viele von Randaktivitäten trennen und auf den eigentlichen Kern ihrer Dienstleistung konzentrieren. Den Schritt macht auch die Deutsche Bank. Sie konzentriert sich auf Kunden, mit denen sie eine intensivere Beziehung pflegen kann, die für beide Seiten vorteilhaft ist. Dafür gibt sie die Postbank ab und zieht sich aus ertragsschwachen Bereichen in der Investmentbank zurück.

Es bleibt der Eindruck, dass die beiden Vorstandsvorsitzenden Jürgen Fitschen und Anshu Jain seit 2012 viel Zeit ungenutzt verstreichen haben lassen.

Die Bank hat sich unter ihrer Führung deutlich stabilisiert und steht heute viel solider da als 2012.

Seit dem Amtsantritt von Fitschen und Jain wird deren Wirken heftig kritisiert, auch der Strategieprozess war geprägt von Indiskretionen. Wie sehr behindert Sie das?

Natürlich enttäuscht es mich, wenn Einzelnen ihr Ego wichtiger zu sein scheint als die Zukunft eines der wichtigsten deutschen Unternehmen. Tatsächlich ist Vertraulichkeit bei der Deutschen Bank eine ungewöhnlich große Herausforderung. Davon dürfen wir uns aber nicht irritieren lassen. Wir gehen auf unserem Weg möglichst unaufgeregt weiter.

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